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Angriff Aus Dem Netz

Angriff Aus Dem Netz

Titel: Angriff Aus Dem Netz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Falkner
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und fiel auf den Boden.
    Er warf sich auf das Bett, drehte sich zur Wand und begann zu weinen.
    An diesem Nachmittag wurde ihm zum ersten Mal erlaubt, draußen im Hof ein wenig Sport zu treiben. »Draußen im Hof« entsprach in keiner Weise der Vorstellung, die er immer vom Hof eines Gefängnisses gehabt hatte. Im Gegenteil – es war ein wunderbares, parkähnliches Gelände mit prächtigen Bäumen und einem kleinen Teich.
    Ungefähr siebzig oder achtzig weitere Insassen schlenderten zu zweit oder in kleinen Gruppen durch den Park.
    Alle waren Jungen. In der Nähe befand sich mitten im Gelände eine große Rasenfläche, auf der ein paar Jungen Fußball spielten. Die Torpfosten hatten sie mit Pullovern markiert.
    Ein paar andere spielten Basketball auf einem geteerten Platz direkt neben einem Verwaltungsgebäude.
    Sam zog sich an eine Stelle des Parks zurück, die ein wenig abseits lag und wo sich niemand aufhielt. Über das Gefängnisleben hatte er schon zu viel gehört und gelesen, um sich mit den falschen Leuten einlassen zu wollen. Zumal er im Moment noch gar nicht wusste, wer die falschen Leute waren.
    Der Himmel war grau – jene Art von unbestimmtem, leichtem Grau, die jederzeit in Sonnenschein übergehen oder sich zu Regenwolken verdichten konnte.
    Er setzte sich ins Gras und hielt den Kopf gesenkt, um Blickkontakt mit den anderen Insassen zu vermeiden, und dachte über seine eigene Dummheit nach.
    »Tach, Kumpel«, unterbrach plötzlich eine Stimme sein Grübeln. Sam zuckte zusammen und hob den Kopf. Im weichen Gras hatte er keine Schritte gehört.
    Der Junge mochte etwa siebzehn sein, soweit Sam es beurteilen konnte, und trug eine Brille mit runden Gläsern und Drahtgestell. Sein Haar stand wirr vom Kopf ab. Er hatte ein breites, aber ein bisschen dümmlich wirkendes Grinsen im Gesicht; Sam fragte sich, ob er nicht ganz dicht im Kopf war.
    »Äh, hi . . .«, antwortete Sam. »Australier?«
    »Nüselder«, sagte der Junge, was Sam mit »Neuseeländer« übersetzte. War das nicht die kleine Insel vor der Küste von Australien, oder verwechselte er es mit Tasmanien?
    Der Junge streckte ihm die Hand hin. Sam schüttelte sie. Der Knabe schien ziemlich harmlos zu sein.
    »Jase«, fuhr der Junge fort. »Die andern nennen mich Kiwi.«
    Er sprach es wie »koi-wi« aus.
    »Kiwi wie die Frucht?«, erkundigte sich Sam.
    »Wie der Vogel«, antwortete Jase alias Kiwi.
    »Ach so. Sorry, Mann.«
    »Kein Problem.«
    »Ich heiße Sam.«
    »Warum sitzt du hier ein?«, erkundigte sich Kiwi.
    »Irgendwelches Zeug«, sagte Sam. Lieber nichts zugeben, dachte er. »Und du?«
    »Bewaffneter Raubüberfall.«
    Sam riss die Augen auf. Ein so lässiger, dümmlicher Typ wie Kiwi sah nun wirklich nicht wie ein bewaffneter Räuber aus.
    »Echt?«, fragte Sam.
    »Echt wie ’n Furz inner Cargohose«, grinste Kiwi. Sam hatte keine Ahnung, was das heißen sollte. »Hab ’ne Bank in Nebraska ausgenommen. Bewaffnet mit einem PC.«
    Sam lachte. »Du hast ein Banknetz gehackt?«
    »Pst.« Kiwi nickte in Richtung der anderen Jungen. »Behalte das für dich. Die anderen gehen mir aus dem Weg. Sie halten mich für gefährlich.«
    »Klar doch, ein Killer«, grinste Sam.
    »Und du – warum bist du hier?«, fragte Kiwi. »Doch auch wegen Cyber, stimmt’s? Hab den CDD-Van gesehen, der dich hergebracht hat.« Er bemerkte Sams verwunderten Gesichtsausdruck und grinste. »Cyber Defense Division. Die Doofköppe vom Heimatschutzministerium.«
    Sam zuckte die Schultern. »War irgendwo, wo ich nicht sein durfte.«
    »Wo?«
    »Ich hab nichts zugegeben.«
    »Ja, ja, schon klar, Mann, aber was werfen sie dir vor?
    Was hast du gehackt?«, drängte Kiwi. Er setzte sich neben Sam ins Gras, mit untergeschlagenen Beinen wie ein Erstklässler auf einer Turnhallenmatte.
    Sam warf ihm einen misstrauischen Blick zu, aber es schien ihm unwahrscheinlich, dass dieser Junge ihn hereinlegen wollte.
    »Das Weiße Haus«, murmelte er undeutlich.
    Kiwis Mund blieb buchstäblich offen stehen. »Du willst mich verarschen.«
    Sam zuckte die Schultern. »Das werfen sie mir jedenfalls vor.«
    »Das Weiße Haus! Aber das ist unmöglich! Du wärst nicht mal in die Nähe gekommen. Es ist Teil von GovNet. Mit Air Gap. Mit Therminator. Sie hätten dich schon aus hundert Meilen Entfernung gerochen und abgeschossen.«
    Der Junge ist doch nicht so dumm, wie er auf den ersten Blick wirkt, dachte Sam.
    »Das Weiße Haus«, wiederholte er.
    »Aber das ist irre komisch!«, lachte Kiwi. »Wie

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