Angriff Aus Dem Netz
den Straßenrand und brachte den Van mit quietschenden Reifen zum Stillstand – direkt vor dem Mitsubishi.
»Steig mit Dodge aus«, befahl sie. »Lass dein und Dodges Handy im Van liegen.«
Sam schob die Schiebetür auf und half Dodge beim Aussteigen. Ein plötzlicher kalter Windstoß packte ihn. Er verschränkte die Arme vor der Brust und dachte sehnsüchtig an seine Jacke, die er hatte opfern müssen.
Der Fahrer des Abschleppwagens war inzwischen halb aus seiner Kabine gestiegen, ein großer, bulliger Bikertyp. »Hey!«, brüllte er sie an.
»Regierungsfahrzeug!«, schrie Vienna zurück und, statt ihm einen Ausweis zu zeigen, reckte sie ihm kurz den Mittelfinger entgegen, dann packten sie und Sam Dodge an den Händen und marschierten schnell auf ein riesiges Einkaufszentrum zu, das am Ende der Straße lag.
»Special Agent Ranger, hier ist Cuthbertson in der Leit
stelle.«
»Was ist, Cuthbertson?«
»Der Van hat angehalten. Wiederhole: Der Van hat auf der Montague-Schnellstraße angehalten.«
Ranger fluchte. Wahrscheinlich waren sie ausgestiegen und setzten nun die Flucht zu Fuß fort. Das machte die Sache entschieden komplizierter.
»Warten Sie . . .«, tönte die Stimme erneut in Rangers Kopf. »Jetzt fahren sie wieder weiter.«
Sam und Vienna gingen schnell den Falcon Drive entlang zum riesigen Parkplatz des Einkaufszentrums. Dodge trottete friedlich zwischen ihnen her. Überwachungskameras hingen an hohen Masten überall auf dem Platz.
»Nicht nach oben schauen«, mahnte Vienna. »Wir gehen einfach weiter. Die Software zur Gesichtserkennung kann dich nicht markieren, solange du nicht direkt in die Kamera schaust.«
Nichts leichter als das, dachte Sam. Der Wind fegte bitterkalt um die Ecken des Gebäudes und peitschte ihnen übers Gesicht. Es war eine völlig natürliche Reaktion, den Kopf gesenkt zu halten und die Hände tief in die Taschen zu schieben.
Vienna führte sie jedoch vom Haupteingangsbereich weg und um die Seite des Hauptgebäudes in eine Lieferantengasse. Am Beginn der Gasse blieb sie stehen und ließ den Blick über die Mauern der umliegenden Gebäude schweifen. »Zwei Kameras«, stellte sie fest.
»Wo?«, fragte Sam.
Sie deutete verstohlen darauf. »Sie decken die ganze Gasse ab. Sobald die Kamera hier vorn völlig von uns weggeschwenkt ist, laufen wir zur Mauer und stellen uns direkt darunter. Wir müssen dort ankommen, bevor sie wieder zurückschwenkt. Meinst du, Dodge schafft es?«
»Das werden wir gleich wissen.«
Die Lieferantengasse war lang; kahle Mauern begrenzten sie auf beiden Seiten. In den Mauern waren große Rolltore eingebaut, daneben kleinere Eingangstüren. Zwei Türen standen ein wenig offen, sodass sie die Laderampen sehen konnten. Neben jeder Tür hingen die Firmenschilder der Unternehmen, deren Läden und Kaufhäuser sich im Einkaufszentrum befanden – Kaufhäuser wie Walmart und Sears und das Buchkaufhaus Borders.
»Okay«, sagte Vienna, während sie die Kameras beobachtete. »Achtung . . . Los!«
Sie packten Dodge rechts und links an den Armen und rissen ihn mit sich. So schnell sie konnten, rannten sie in die Gasse und prallten fast in vollem Lauf gegen die Wand. Eine halbe Sekunde später schwenkte die Kamera wieder in die Richtung, aus der sie gekommen waren.
»Siehst du die Walmart-Tür?« Vienna deutete darauf.
»Klar.«
Die Lieferantenrampe des Supermarkts Walmart lag auf der gegenüberliegenden Seite der Gasse. Das Rolltor war geschlossen, aber die Tür daneben stand eine Handbreit offen. Jemand hatte einen Holzkeil in den Spalt geschoben, um sie offen zu halten.
»Wir warten, bis die Kamera wieder zurückschwenkt.« Vienna ließ die Kamera keine Sekunde lang aus den Augen. »Achtung . . . Los!«
Sie rannten quer durch die Gasse zur Tür, rissen sie auf und zogen sie schnell wieder hinter sich zu.
Da sie aus hellem Tageslicht kamen, erschien es ihnen zunächst im Innern recht düster. Lange Neonlampen an der Decke warfen ein seltsames, flackerndes Licht über das Lager, doch ihre Augen passten sich schnell an. Das Lager schien menschenleer zu sein.
Sie schlichen vorsichtig vorwärts. Flache, praktische Regalsysteme, die vom Boden bis zur Decke reichten, füllten den Raum, auf denen jede nur vorstellbare Art von Waren lagerte. Weiter im Innern eilten einige Leute hin und her, aber es gelang ihnen, unbemerkt zu bleiben. Schließlich entdeckten sie den Hauptaufgang zum Warenhaus; daneben führte eine kleine Seitentür in einen offenbar
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