Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Angriff Aus Dem Netz

Angriff Aus Dem Netz

Titel: Angriff Aus Dem Netz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Falkner
Vom Netzwerk:
noch ausdruckslos und leer; er hatte aber kein Wort mehr von sich gegeben, seit er Viennas Namen ausgesprochen hatte.
    »Oben in der Mall hängen überall Kameras«, sagte Vienna. »Wir müssen also in möglichst dichten Menschenmengen bleiben. Schau nie direkt in eine Kamera. Wenn es nicht anders geht, hältst du die Hand vor das Gesicht und tust so, als müsstest du niesen.«
    »Okay.«
    »Fertig?«
    »Klar doch.«
    Schon aus fünfzig Metern Entfernung und durch den dichter werdenden Verkehr der abendlichen Stoßzeit konnte Ranger erkennen, was die Leitstelle mit dem »Problem« gemeint hatte. Sie hätten den Van noch zehn-oder hundertmal stilllegen können, es hätte nichts genutzt: Er hing an einem Abschleppwagen.
    Vor der Sirene und den Warnlichtern wichen die anderen Fahrzeuge zur Seite und schafften für Ranger und seine Leute eine Fahrspur, bis sie neben dem Abschleppwagen herfuhren. Über Lautsprecher befahl Ranger dem Fahrer, am Straßenrand anzuhalten.
    Noch bevor die Fahrzeuge zum Stillstand gekommen waren, sprang Ranger aus dem Van und stieg auf das Trittbrett an der Fahrerseite des Abschlepptrucks.
    »Wo haben Sie diesen Van angehängt?«, brüllte er den Fahrer an, obwohl er die Antwort eigentlich schon ziemlich sicher wusste.
    Die Shopping Mall war recht belebt; es fiel ihnen nicht schwer, sich in die Menge zu mischen. Links entdeckte Sam ein Geschäft, das ein riesiges dreidimensionales Modell eines Neuro-Headsets ins Schaufenster gestellt hatte. Der Laden nannte sich »Neuro-Tick«, wie in riesigen Lettern an der Wand über dem Schaufenster zu lesen stand. Darunter prangte der Slogan: Ihr Neuro-Spezialist.
    Ein paar Schritte vor Sam ging Vienna, die Dodge den Arm um die Hüfte gelegt hatte; sein Arm lag um ihre Schultern. Sie hatte den Kopf gegen seine Schulter gelehnt; sein Kopf ruhte auf ihrem. Für alle Welt sahen sie wie ein frisch verliebtes Paar aus; kein Passant hätte bemerkt, dass der eine Partner praktisch fast hirntot war.
    Ein Mädchen in weißem T-Shirt kam Sam entgegen. Sie trug eine Neuro-Mütze – eine Baseballmütze mit eingebautem Neuro-Headset – und unterhielt sich lebhaft mit ihrer Freundin. Sam tat so, als müsste er niesen, und bedeckte sein Gesicht mit der Hand, bis die Mädchen an ihm vorbei waren.
    Er beschleunigte den Schritt und überholte Vienna und Dodge, wobei er ihr aus dem Mundwinkel zumurmelte: »Nicht nur auf die Kameras aufpassen – achtet auch auf alle, die ein Neuro-Headset tragen.«
    Vienna gab keine Antwort, aber er war sicher, dass sie ihn verstanden hatte. Er blieb an einem Schaufenster stehen, um sie wieder überholen zu lassen.
    Ein junges Paar ging vorbei; beide trugen gleich aussehende Neuro-Mützen. Sie lächelten einander zu, ohne zu sprechen – wahrscheinlich tauschten sie ihre intimsten Gedanken aus. Sie beachteten Sam nicht, dazu waren sie viel zu vernarrt ineinander. Sam fühlte sich plötzlich, als sei er von einem anderen Planeten in eine Welt zurückgekehrt, auf der inzwischen das Neuro-Fieber ausgebrochen war. Vor drei Monaten hatte man kaum ein Neuro-Headset zu sehen bekommen, jetzt schienen plötzlich alle eins zu besitzen.
    Ein Wachmann vom Sicherheitsdienst des Einkaufszentrums stand auf einem über den Läden angebrachten Wartungssteg aus Metall. Er starrte direkt auf Sam herab. War seine Uniformmütze ebenfalls ein Neuro-Set?, fragte sich Sam.
    Doch der Mann blickte wieder weg. Kein Neuro-Headset.
    Vienna blieb unvermittelt stehen und drehte sich zu Dodge, als wolle sie etwas mit ihm besprechen, obwohl Sam wusste, dass das nicht möglich war. Noch nicht. Er ging bis auf Hörweite heran, blieb stehen und blickte sich leicht gelangweilt um, ohne auf Vienna und Dodge zu achten.
    »Geldautomat«, sagte Vienna. »Warte, bis jemand Geld abhebt – die Kamera ist dann auf ihn gerichtet.«
    »Okay«, raunte Sam zurück.
    »Wohin jetzt?«, wollte Vienna wissen. »Hast du schon eine Idee?«
    »Bin nicht sicher«, gab Sam zu. »Ich weiß nur, dass wir in Bewegung bleiben müssen.«
    Vienna nickte leicht, um anzudeuten, dass sie ihn verstanden hatte. Ein paar Augenblicke später näherte sich eine stämmige Frau mit einem Kleinkind im Buggy und zwei weiteren im Schlepptau dem Geldautomaten und schob ihre Karte in den Schlitz. Vienna und Dodge setzten sich wieder in Bewegung. Sam zählte bis drei, dann folgte er ihnen. Der Prozess wiederholte sich bei zwei weiteren Geldautomaten, an denen sie vorüberkamen, bis sie schließlich die große Plaza in

Weitere Kostenlose Bücher