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Angriff der Killerkekse. Unglaubliche Reportagen und atemlose Geschichten (German Edition)

Angriff der Killerkekse. Unglaubliche Reportagen und atemlose Geschichten (German Edition)

Titel: Angriff der Killerkekse. Unglaubliche Reportagen und atemlose Geschichten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm Ruprecht Frieling
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zu begutachten. Das mag eine unterhaltsame Angelegenheit für Frauen sein, die aus unbegreiflichen Gründen ständig neue Kleidungsstücke bunkern und doch nie etwas anzuziehen haben. Ihm ist Mode relativ schnuppe. Als Kind wurde ihm ein Eis versprochen, wenn er brav der Mutti in die Kleiderkammern folgte. Als Erwachsener geht er stets leer aus. Nicht einmal Belohnungssex winkt als Prämie fürs Stillhalten.
     
    Schulze knurrt. Er weiß kaum, was daheim alles in Schränken und Truhen auf ihn wartet. Er besitzt genügend Hosen, Jacken, Hemden, Anzüge, Krawatten, Socken, Schuhe, und Mäntel. Er benötigt keine zusätzlichen Klamotten, schon gar nicht bei 38 Plusgraden. Sein prall gefüllter Kleiderschrank wirkt wie ein umfangreiches Warenlager. Er könnte mit Kleidung handeln, zumal davon nur noch ein Bruchteil passt. In Wahrheit ist er nämlich inzwischen den meisten Kleidern entwachsen.
     
    Schulze argumentiert. Seine Hosen seien stärker als üblich eingelaufen, die Verarbeitung sei geringwertiger als in früherer Zeit. Er sei wegen Materialschwäche gezwungen, Hosen größer zu kaufen als erforderlich, da diese bereits beim ersten Waschgang zehn Prozent ihrer Größe einbüßten.
     
    Schulze mault. Zugegeben, sein Format hat sich im Laufe der Zeit verändert. Jahrzehnte lang konnte er in schlangenhautenge Karotten schlüpfen, ohne Luftmangel beklagen zu müssen. Mit zunehmendem Alter verwandelte er sich jedoch in einen wohl genährten Hamster. Diese Metamorphose war neben der eigenen Bequemlichkeit der guten Küche der Ehehälfte geschuldet, die mollige Männer mag. Zögerlich gestand er sich nach Jahren ein, was längst unübersehbar war: er platzt aus allen Nähten.
     
    Schulze flucht. Er ist eitel. Diese Eigenschaft hindert ihn, Hosen gleich zwei oder drei Nummern weiter zu wählen. Derartiges scheint ihm ein öffentliches Eingeständnis zunehmender Körperfülle und damit des Älterwerdens. Deshalb stand er sich anfangs nur eine Nummer größer zu. Erst als trotz starker Gürtel der oberste Knopf dauerhaft geöffnet blieb, akzeptierte er die nächste Größe. Dabei sollte es dann aber bleiben, bis er eines Tages auf wunderbare Weise und ohne eigenes Dazutun wieder abnehmen wollte. Alte Hosen werden für diesen Sankt Nimmerleinstag aufgespart.
     
    Schulze lamentiert. Er meint, ihm genügen für den täglichen Gebrauch praktische Hosen. Das sind aus seiner Sicht vorrangig Jeans als Insignien unverwüstlicher Jugend. Zur Abwechslung stehen feine Kordhosen zur Verfügung, und er verfügt sogar über ein Paar modisch-karierte Beinkleider. Für festliche Anlässe besitzt er diverse Anzüge mit passenden Hosen in Anthrazit, in Braun, in Schwarz. Manche dieser Hosen sitzen wie angegossen. Wofür soll er also weitere Hosen kaufen, wann soll er sie tragen, und wohin dann mit den Staubfängern?
     
    Schulze debattiert. Seine Frau will ihn modern ausstaffieren. Er soll im Wettbewerb mit anderen Herren gut abschneiden. Ob Männer untereinander auf Details der Bekleidung achten, ist ihr egal. Frauen sehen in Bezug auf Mode mehr als das starke Geschlecht. Mode verändert sich, wer das verschläft, der verkörpert schlechten Geschmack. Wie leicht könnte eine fremde Jägerin feststellen, ihr Schutzbefohlener sei verwahrlost und daraus einen Vorteil erheischen!
     
    Schulze ächzt. Um die Unlust des Gemahls nicht übermäßig zu strapazieren, plant seine Frau im Vorfeld bereits ausgedehnte Shoppingtouren in die Herrenabteilungen verschiedener Bekleidungshäuser. Sie schaut, prüft und vergleicht mit liebender Hingabe. Einige Stücke schließt sie in ihr Herz, zumal sie auch ohne Anwesenheit des Göttergatten bildhaft erahnt, wie ihm dieses oder jenes Stück wohl stehen mag. Sie kennt alle Unterschiede und weiß genau, ob ihr Gemahl Zip-off-, Cargo-, Bundfalten-, Trekking-, Outdoor-, Latz-, Stretch-, Twill-, Bermuda- oder Dreiviertelhosen benötigt, ob er Hosen mit Aufschlägen und Bügelfalten, Leder-, Frack- oder Wohlfühlhosen mit Dehnbund anprobieren soll. Clever lässt sie gleich ein halbes Dutzend Hosen zurücklegen, um sie Schulze dann am Stichtag anziehen zu lassen und vollendete Tatsachen zu schaffen.
     
    Schulze stöhnt. Es ist soweit. Er betritt die Anprobe und entert eine freie Kabine. Die vielen Probierhosen hängt er auf den einzig vorhandenen Haken. Pardauz! Das erste Beinkleid rutscht zu Boden und zieht ein zweites in den Staub. Schulze bückt sich, hebt die Ware auf und stößt dabei mit dem Hinterteil

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