Angriff der Killerkekse. Unglaubliche Reportagen und atemlose Geschichten (German Edition)
Heimsuchungen in jüngerer Zeit. Im lichten Tag verblassen die feuchtfarbenen Köstlichkeiten zu trocken verschrumpelten Kackwürsten. Abgelagerte grüngraue Kringel verkommen schließlich zum grießigen Asphaltgrau. Mal kotet die Kietze cremig, mal kackt sie kugelrund. Ein Spurensucher im Exkrement könnte augenscheinlich bestimmen, wie viele Tage, Wochen und Monate seit dem Ausbringen der einzelnen Hinterlassenschaften vergangen sein mögen. Gäbe es ein Bestimmungsbuch »Was liegt denn da?«, ich wäre längst zum diplomierten Exkrementologen aufgestiegen und könnte in Lichtbildervorträgen mein Wissen in die Welt posaunen. Es soll schließlich schon manch ein Goldfinger mit Mist reich geworden sein.
Hunde koten grandiose Haufen, die den Fußwanderer oft schon mit widerlichem Geruch warnen, bevor dieser sie zu Gesicht und unter die Sohlen bekommt. Hundehalter erregen deshalb berechtigt den Unmut ihrer Umwelt. Denn kaum ein Begleiter eines großen Bellos eilt mit Eimer und Schaufel seinem vierbeinigen Freund nach, ist dieser derartig schlecht erzogen, dass er gleich auf dem Trottoir in die Hocke geht und niederkommt.
Katzen würsteln schon aufgrund der Größenunterschiede kleinteiliger als Hunde, entsprechend schwer sind ihre Häufchen auszumachen. Es quatscht und glitscht auch kaum, tritt wer hinein. Katzen kommen deshalb selten in ähnlich bösen Verdacht wie Hunde. Sie sind kaum zum gemeinsamen Gassigang zu bewegen, geschweige denn, ihren Besitzern aufs Wort zu folgen. Viele Katzenfreunde deuten dies als Zeichen höherer Intelligenz. Ist es befremdlich, wenn Hunde eher dem männlichen, Katzen hingegen eher dem weiblichen Geschlecht zugeordnet werden?
Die Mieze von Welt wird in Städten daheim gehalten. Allerlei Armseligkeiten wie Kratzbaum und Spielmäuse schaffen ihr die Illusion von artgerechter Haltung. Die geregelte Verdauung entsorgt ein grünes, rotes oder gelbes mit Granulat gefülltes Katzenklo aus Kunststoff, das die zweibeinigen Katzenhalter je nach Ausprägung des Geruchssinns regelmäßig mehr oder weniger freudvoll säubern. Die meisten Stadtkatzen verlassen ihre Betonburgen zu Lebzeiten nimmer. Sie hocken am Fenster und träumen vom Wildern in Wiesen und Wald. Gibt es einen gerupften Kanarienvogel im engen Bauer oder einen güldenen Fisch im bauchigen Glas, dann mag dies hilflose Wild als Ausgleich gelten und für Kurzweil im Alltagsstaub unwirtlicher Betonburgen sorgen.
Ausgang haben Katzen gewöhnlich dort, wo Katzenheimer ebenerdig wohnen. Es soll zwar Mäusejäger geben, die wie Kettenhunde lebendig angepflockt ein tristes Leben am Bande im Rasenrund fristen. Meist aber dürfen sie ungehindert ins Freie hinaus. Gewöhnt an Fressnapf und regelmäßigen Service kommen sie auch nach ausgedehnten Raubzügen heim zu Mutti. So steht es auch um die Katze unserer Nachbarin, die diese im vergangenen Sommer aus dem Tierheim adoptierte, gleich nachdem ihre Vorgängerin in den Katzenhimmel abberufen wurde. Die neue Mieze war von ihren bisherigen Lebensumständen hochgradig verstört, ihr schräges Verhalten wies ihr den Weg durch die Katzenklappe ins Tierheim. Dort erregte sie das Mitleid der Katzenlady, vielleicht war es auch der schmerzensreiche Heimgang ihrer bisherigen Samtpfote, der sie in neuer Liebe entflammen ließ. Jedenfalls zog das Katzenfräulein ins Souterrain des Nebenhauses ein und leistet seitdem der Lady Gesellschaft.
Mag es bisherige schlechte Gewohnheit gewesen sein, war es das Fehlen der kleinen Annehmlichkeit eines sauberen Katzenklos oder wurde ihr die Erleichterung im Hausinneren von ihren früheren Haltern gewaltsam ausgetrieben: das Tier widersetzt sich dem Reinheitsgebot, das deutschem Bier wie deutschen Katzen eigen ist. Sie streicht aus dem stets geöffneten ebenerdigen Wohnungsfenster, überwindet elegant den Zaun zwischen den Grundstücken und kackt in aller Ruhe genussvoll auf unseren Rasen. Die Katzenlady füttert ihren Stubentiger reichlich, was vorn hinein geschoben wird, kommt hinten wohl gekaut heraus. Die Grünanlage liefert den besten Beweis: diese Katze wird gut behandelt, sie leidet keinen Hunger, und ihre Verdauung funktioniert einwandfrei.
Frau Nachbarin tut so, als könne ihr neuer Augenstern kein Wässerchen trüben. Mit gesenktem Blick scharrt sie emsig in ihrem Gärtchen und ackert im sprießenden Grün. Das getigerte Katzenvieh umschmeichelt dabei sanft ihre Beine. Es maunzt und schnurrt, es leckt und putzt sich, als könne es
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