Angst
nicht rechneten, war, selbst umzukommen.«
Gordon schüttelte den Kopf. »Ich kann immer noch nicht glauben, dass jemand, der so treu und liebevoll wie meine Helen war, Männer wie Dempsey und Slater anwerben konnte. Nein, das muss alles eine List sein, um mir irgendwie eine Falle zu stellen. Ich weiß, dass du denkst, ich hätte sie angeheuert, vielleicht mit Chappys Hilfe, da er so viele Leute in Richmond kennt. Das glaubst du doch, nicht wahr?«
»Oh nein, Gordon«, sagte Dix, »du bist hier der Schauspieler. Du weißt, dass Helen es getan hat, weil sie dich am Mittwochabend angerufen und dir alles gebeichtet hat. Und deshalb hast du sie erdrosselt.«
»Das ist eine lächerliche Beleidigung! Da kannst du jeden fragen, den du willst. Ich musste Helen in mein Büro rufen, damit sie eine Fliege totschlägt! Niemals könnte ich jemanden umbringen!«
»Wir wissen, dass Helen Sie am Mittwochabend angerufen hat«, sagte Ruth, »auch das haben wir ihrer Telefonliste entnehmen können. Wahrscheinlich hat sie Ihnen alles erzählt, als Sie zu ihr gefahren sind, um mit ihr zu reden.
War sie reumütig, in Tränen aufgelöst, Gordon? Wirklich bedrückt über den Tod und den Schmerz, den sie verursacht hat? Hatte sie vor, an die Öffentlichkeit zu gehen und Ihr Leben zu ruinieren? Haben Sie sie aus Rache im Affekt getötet, oder war es kaltblütiger als das? Ich selbst tippe auf kaltblütigen Mord, denn Sie haben sie im Schlaf erdrosselt, während Helen Sie nicht sehen konnte und am verletzlichsten war. Haben Sie versucht, Ihren Ruf und Ihren netten, kleinen, angesehenen Job zu schützen?«
Gordon knallte mit der Faust auf die Klaviertasten. »Ich möchte mit keinem von euch mehr darüber reden! Ihr habt mich beschuldigt, Erin umgebracht zu haben, habt mich rund um die Uhr beschatten lassen, habt mein Haus, mein Büro und meine E-Mails durchsucht, verdammt noch mal! Und ihr habt nichts gefunden! Und die ganze Zeit über habe ich mit euch zusammengearbeitet. Und jetzt, nach allem, besitzt ihr noch die Frechheit, herzukommen und mich des Mordes an Helen zu beschuldigen. Ihr habt keinerlei Beweise!«
So viel zu einem verzweifelten Geständnis, dachte Dix.
Doch Gordon war noch nicht fertig. »Bei einer Sache hast du recht, Dix. Wenn das mit Helen stimmen sollte, dann bleibt mir nichts. Dann wird alles ans Licht gezerrt, da gibt es keine Hoffnung mehr. Ich werde nichts mehr haben - keine Erin, keinen guten Ruf, keine Karriere und keinen guten Namen. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis der Aufsichtsrat der Stanislaus sehr höflich meinen Rücktritt fordern wird. Kannst du dir vorstellen, wie sehr das Chappy Freude bereiten wird? Natürlich kannst du das! Du hast mein Leben ruiniert, Dix, du hast es ruiniert!«
Gordon streckte die Hände aus. »Verhafte mich schon und treib ein Geschworenengericht auf, das Anklage gegen mich erhebt. Du weißt, dass das unmöglich ist, weil ich Helen nicht umgebracht habe und du somit keinen Beweis erbringen kannst. Du hältst mich für dumm und schwach, andernfalls wärst du gar nicht hergekommen. Verdammt noch mal, raus aus meinem Haus! Und kommt erst wieder her, wenn ihr mich verhaften wollt.«
Es schien, als hätte er seine ganze Erregung herausgebrüllt. Jetzt saß Gordon in sich zusammengesunken da und sah unbeschreiblich erschöpft aus. Ohne Ruth und Dix eines Blickes zu würdigen, fuhr er flüsternd fort: »Bitte verschwindet. Ich möchte allein sein und um Erin und Walt und Helen trauern. Ich bin unendlich müde und will zu Bett gehen.«
KAPITEL 38
Tara
Maestro, Virginia
Montagmorgen
Ruth und Dix saßen Tony und Cynthia gegenüber. Chappy hatte in seinem großen, patriarchalisch anmutenden Ohrensessel Platz genommen und die Fingerspitzen aneinandergelegt.
Dix betrachtete Christies Familie, die unnatürlich still war. Er konnte sich nicht daran erinnern, jemals mit ihnen zusammen gewesen zu sein, ohne dass einer von ihnen einen anderen beleidigt oder sich über ihn beschwert hätte. Dix verhielt sich genauso ruhig wie Ruth, klopfte rhythmisch mit dem Fuß auf den Boden und wartete darauf, dass jemand von Gordon sprach. Natürlich wussten sie alles. Die Sache hatte sich bereits wie ein Lauffeuer in ganz Maestro verbreitet.
Doch niemand sagte ein Wort.
»Wer von euch wird mir jetzt erzählen, wohin Gordon abgehauen ist?«, fragte Dix schließlich.
Chappy zuckte mit den Schultern. »Warum sollte einer von uns auch nur die geringste Ahnung haben, Dix?« Chappy lehnte sich
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