Angst
umbringt.«
»Oh, verstehe. Rafer will aber unbedingt einen Job und hat mir versprochen, sich so ins Zeug zu legen, dass er alle Arbeiten in der Hälfte der Zeit schafft und danach noch lernt.«
Dix lachte. »Der Junge hat immer ein gutes Argument parat. Was hast du ihm geantwortet?«
»Dass ich mit dir darüber reden werde.«
»Sag ihm, du bezahlst pro Stunde, also würde er nur die Hälfte des Geldes verdienen, wenn er die Arbeit in der halben Zeit erledigt. Mal schauen, was ihm dazu einfällt.«
Stup rieb sich mit den Händen über die Arme und grinste breit. »Das ist gut, Dix. Ich habe ihn sowieso für morgen zu mir bestellt. Dann werd ich es ja sehen.«
Bevor Dix zu seinem Range Rover ging, spazierte er wie gewöhnlich die High Street entlang und sprach mit einem weiteren halben Dutzend Bewohnern von Maestro, unter anderem auch mit Melissa Haverstock, der örtlichen Bibliothekarin, die ihn fragte, ob er sie zu einem Fest der Methodistenkirche am Samstagabend begleiten wolle. Er lehnte freundlich ab.
Als er elf Minuten später in seine Auffahrt einbog, dämmerte es bereits. Allmählich hatte er die langen Winternächte wirklich satt. Es war kalt, und die nackten Äste zitterten im eisigen Wind. Dix sog die Luft ein. Schnee war im Anmarsch, das konnte er riechen. Im ganzen Haus brannte Licht, was entweder bedeutete, dass die Jungs zu Hause waren, oder sich nicht die Mühe gemacht hatten, es auszuschalten, als sie das Haus verließen.
Er hörte Brewster bellen und ahnte, dass der Hund wie immer neben der Vordertür wartete und derart schnell mit dem Schwanz wedelte, dass einem beim Zusehen fast schwindlig wurde. Brewster hatte die Angewohnheit zu pinkeln, wenn er aufgeregt war, also beeilte sich Dix und hoffte, das Malheur noch abwenden zu können.
Es war Freitagabend, und er würde so lange nörgeln, bis Rob eine Waschmaschine anstellte. Seine beiden Jungs und er hatten eine Phase mit rosafarbenen Shorts und Unterhemden durchleben müssen, bis Rob schließlich den Tipp bekommen hatte, bunte und weiße Wäsche zu trennen. Rafer hatte gut zwei Wochen lang unter seinen Jeans eine Badehose getragen, nachdem sich die Schulkameraden im Sportunterricht über ihn halb totgelacht und ihn »Mädchen« genannt hatten.
Brewster, dessen lautstarkes Bellen nicht auf seine eher schmächtige Körpergröße schließen ließ, sprang an Dix hoch, als dieser das Haus betrat. »Hey, Brewster, alles klar? Ja, ich bin zu Hause, und jetzt machen wir’s uns richtig gemütlich, wie in den guten alten Zeiten. Und du hast mir nicht mal auf die Stiefel gepinkelt.« Er hob den vier Pfund leichten, wie ein Spielzeugpudel aussehenden Hund hoch und lachte, als dieser wie wild seine Bartstoppeln ableckte.
»Hey, Jungs, seid ihr da?«
Rafer schlenderte auf ihn zu, gähnend und mit hängenden Schultern. »Hey, Dad. Ich bin hier.«
»Wo steckt dein Bruder?
Rafer zuckte in typischer Teenagermanier die Achseln.
Interessiert mich doch nicht. »Keine Ahnung, vielleicht ist er rüber zu Mary Lou. Hat gesagt, er will ihr an ihren niedlichen, kleinen Schlüpfer.«
»Wenn er das versucht, wird Mary Lous Dad ihn lynchen.«
Daraufhin grinste Rafer. »Okay, ich werd ihn warnen, aber weißt du was, Dad? Er bekommt immer ganz glasige Augen, wenn er mit ihr zusammen ist, als wäre er nicht ganz richtig im Kopf. Na ja, was soll’s, ist ja auch egal.«
»Genau, warne ihn, Rafe.« Natürlich war Rob nicht ganz richtig im Kopf, schließlich war er ein Teenager. In Anbetracht all der verrückt spielenden Hormone war es ein Segen, dass es Väter wie den von Mary Lou gab. Ihre Eltern bewachten sie mit Argusaugen, doch er würde wohl mal wieder - wie schon so oft - ein Vater-Sohn-Gespräch mit Rob führen müssen, und das bereitete ihm Kopfschmerzen.
»Rob hat die Wäsche gemacht«, sagte Rafer. Dix’ Herz machte einen kleinen Freudensprung, aber dann bemerkte er, dass Rafer kicherte.
»Welche Farbe ist diesmal rausgekommen?«
»Ein wirklich schönes Taubenblau«, erwiderte Rafer. »Das hat jedenfalls Mrs Melowski behauptet.«
»Na großartig. Fantastisch. Warum habt ihr eigentlich Mrs Melowski unsere blauen Unterhosen gezeigt?«
»Du weißt doch, sie kommt immer vorbei und möchte mit dir reden, und genau in dem Augenblick hat Rob ein Paar Shorts hochgehalten. Sie hat sie gesehen und angefangen zu lachen. Sie hat Rob gezeigt, was er falsch gemacht hat.«
»Das habe ich auch schon unzählige Male getan.«
»Nun ja, sie meinte, die Sachen
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