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Angst

Titel: Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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warteten darauf, ihre Schneelast loszuwerden, nicht mehr nur diese feinen, hauchdünnen Flocken. »Brewster!«
    Erneutes Hundegekläff ertönte in der nächtlichen Stille, jetzt nicht mehr ganz so weit entfernt. Hatte Brewster etwa ein Opossum gefangen?
    Der Schnee fiel nun in dickeren Flocken, aber die Bäume standen dicht und schützten Dix. »Brewster!«
    Der Hund bellte wie verrückt eine dunkle Erhebung auf dem Waldboden an, etwas, das unbeweglich dalag und verdächtig nach einem Menschen aussah.
    Dix schnappte sich den Hund, stopfte ihn sich unter die Jacke und machte den Reißverschluss zu. »Beruhige dich, Brewster, und pinkel mir ja nicht aufs Hemd!« Er blickte auf die Person hinab, die vor ihm lag und entweder bewusstlos oder tot war.
    Rasch kniete Dix sich nieder und drehte sie auf den Rücken. Es war eine Frau mit blutverschmiertem Gesicht. Er zog seine Handschuhe aus, hob etwas Schnee auf und rieb ihr damit vorsichtig über Stirn und Wangen. Das Blut ließ sich leicht wegwischen. Oberhalb der Schläfe hatte sie eine Schnittwunde, die schwach blutete. Mit den Fingerspitzen suchte er an ihrem Hals nach dem Puls. Gut. Er beugte sich über ihr Gesicht. »Hey, können Sie mich hören? Sie müssen aufwachen!«
    Sie blinzelte.
    »Ja, gut. Öffnen Sie die Augen, ich weiß, dass Sie das können.«
    Sie schlug zwar nicht die Augen auf, doch ihrer Kehle entrang sich ein tiefes Stöhnen. Systematisch betastete er ihre Arme, Beine und den Oberkörper, doch nichts schien gebrochen zu sein. Nicht, dass dies etwas zu sagen hatte. Er zog sich die Handschuhe wieder an, und Brewster steckte den Kopf oben aus Dix’ Jacke heraus. Vorsichtig hob der Sheriff die Frau hoch. Sie war groß und sehr schlank, aber trotzdem kein Fliegengewicht. Da er befürchtete, sie könnte innere Verletzungen haben, legte er sie nicht über seine Schulter, sondern trug sie auf den Armen.
    Während er den Wald verließ, begannen sich die dunklen Wolken zu entladen, ein stürmischer Wind kam auf und blies Dix beißenden Schnee in die Augen. Als der Sheriff endlich sein Haus erreichte, schneite es bereits so stark, dass er kaum sein Verandalicht erkennen konnte.
    Er klopfte sich den Schnee von den Stiefeln und betrat samt Brewster und der Frau leise das Haus.
    »Okay, Brewster«, sagte er. »Du springst auf den Boden, und ich lege sie aufs Sofa.« Da sie nicht sonderlich nass war, breitete er einfach zwei Wolldecken über sie, schnürte ihre Stiefel auf und zog sie ihr von den Füßen. Sie trug dicke Wollsocken, die noch immer warm und trocken waren.
    Er holte sein Handy aus der Jackentasche und wählte 911. Amalee Witten, die Telefonistin, nahm den Anruf entgegen. »Hallo, Sheriff, was ist los?«
    »Ich habe eine verletzte Frau in dem Wäldchen hinter meinem Haus gefunden. Ich brauche hier draußen so schnell wie möglich einen Krankenwagen, Amalee.«
    Amalee war zweiundfünfzig Jahre alt und wog zweihundertelf Pfund, aber bei einem Notfall konnte sie genauso rasch hinausflitzen wie Rob, wenn er an der Reihe war, das Bad zu putzen. »Halten Sie die Stellung, Sheriff.«
    »Dad, wird sie’s schaffen?« Rob war aufgewacht, gähnend ins Zimmer getreten und beäugte nun neugierig den unerwarteten Besuch.
    »Das weiß ich nicht, Rob. Es gelingt mir nicht, sie aufzuwecken. Mach heißen Tee. Vielleicht können wir ihr ja etwas davon einflößen.«
    Keine fünf Minuten später kam sein Sohn mit einer Tasse Tee zurück ins Wohnzimmer. »Er ist nicht sehr heiß, damit sie sich nicht den Mund verbrüht.«
    »Gut.« Dix richtete sie auf und presste den Rand der Tasse an ihre Unterlippe. »Nun kommen Sie schon, riechen Sie mal diesen Lipton-Tee. Sie brauchen einfach nur den Mund aufzumachen und einen großen Schluck zu trinken. Der Tee wird Sie von innen wärmen.«
    Zu seiner Überraschung öffnete sie den Mund und nippte an dem Tee. Dann schlug sie die Augen auf, blickte ihn an und trank noch einen Schluck.
    »Haben Sie Schmerzen?«
    Wie in Zeitlupe schüttelte sie den Kopf. Ihre Stimme war so dünn wie ein Bindfaden. »Nur mein Kopf.« Sie versuchte, eine Hand zu heben, aber Dix hielt sie davon ab.
    »Sie haben eine Schnittwunde an der linken Seite, oberhalb der Schläfe. Aber ich will es den Sanitätern überlassen, Sie zu verarzten.«
    Der Hund sprang aufs Sofa und ließ sich neben der Frau nieder. »Das ist Brewster. Er hat Sie im Wald gefunden, kurz bevor es so richtig stark zu schneien begonnen hat.«
    »Brewster«, flüsterte sie und streckte die Hand

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