Angst
BMW ist mir einfach spontan eingefallen, also stimmt es vielleicht. Ich hoffe nur, Sie finden meinen Wagen bald. Dann können Sie in zwei Minuten herausfinden, wer ich bin.«
»Wie das?«
»Anhand der Fahrzeugnummer oder des Nummernschilds.«
»Ja, das stimmt«, erwiderte er. »Leute von mir sind bereits unterwegs, um Ihr Auto zu suchen. Falls derjenige, der Sie niedergeschlagen hat, es jedoch versteckt hat, hat er Glück. Bei all dem Schnee haben wir kaum eine Chance.«
Sie räusperte sich. »Es scheint fast so, als hätte jemand versucht, mich auszulöschen, und es irgendwie auch geschafft.«
»Alles wird gut werden«, sagte er beruhigend. »Aber ich frage mich, wie Sie in die Nähe meines Hauses gekommen sind.«
»Vielleicht war das Wäldchen einfach praktisch gelegen?« Sie hörte sich nicht bestürzt an, und das war seltsam für eine Zivilistin. Sie klang neugierig, kein bisschen verängstigt, als gelte es bloß, ein kniffliges Problem zu lösen.
»Vielleicht haben Sie es auch aus eigenen Stücken in den Wald geschafft.«
»Wer weiß das schon?« Sie lachte. Diesmal war es ein aufrichtiges Lachen. »Hier bin ich nun, so unnütz wie ein wasserscheuer Rettungsschwimmer. Was könnte ich hier nur getan haben, um jemanden zu veranlassen, sich derart viel Mühe zu machen?«
»Sie sollten sich jetzt nicht überanstrengen! Entspannen Sie sich lieber. Die Erinnerungen kommen bestimmt bald zurück. Es wird nicht mehr lange dauern. Glauben Sie, dass es sich bei Ihrem BMW um einen Geländewagen handelt?«
»Nein, es ist kein Geländewagen.« Sie lachte abermals. »Gütiger Himmel, ist das zu fassen?«
»Dr. Crocker hat mir erzählt - und Ihnen wahrscheinlich auch -, dass Sie Ihr Gedächtnis stückweise zurückerlangen werden, während einige Teile noch für eine Weile unzugänglich bleiben. Wie ich schon sagte, Sie sollten sich nicht zu sehr anstrengen. Wenn wir Ihren Wagen finden, werden Sie ihn vielleicht wiedererkennen.«
»Ihre Frau muss eine sehr tolerante Person sein.«
»Das war sie.«
Daraufhin erwiderte sie nichts. Ihr Kopf begann erneut zu pochen. Zu ihrer Überraschung reichte ihr der Sheriff eine Thermoskanne, noch bevor sie etwas sagen konnte. »Sie haben Schmerzen. Schlucken Sie eine von den Tabletten, die man Ihnen mitgegeben hat.«
Sie nickte, nahm zwei, spülte sie mit Kaffee hinunter und lehnte sich in ihrem Sitz zurück.
Als sie die Autotür öffnete, ertönte lautes Gebell.
»Das ist Brewster, ein perfekter Wachhund. Passen Sie auf, dass er sie nicht anpinkelt.«
Brewster pinkelte sie zwar nicht an, aber drei Minuten, nachdem sie sich auf das Sofa gelegt hatte, kuschelte er sich bereits neben sie und leckte ihr das Kinn. Der Sheriff breitete zwei Wolldecken über sie. Das Sofa war so unglaublich bequem, dass sie am liebsten den ganzen Tag lang darauf geschlafen hätte.
Sie erwachte, als sie den Sheriff eben sagen hörte: »Ihr
müsst ein bisschen ruhiger sein, Jungs. Wir haben einen Gast.«
»Die Frau, die du gestern Nacht gefunden hast, Dad?«
»Genau. Ihr geht’s wieder ziemlich gut, aber es gibt Dinge, an die sie sich noch nicht erinnern kann. Dazu gehört auch ihr Name.«
Dix bemerkte, dass sie wach war und zu ihnen herüberblickte. Er stellte ihr erneut seine Söhne vor.
»Ich habe Ihnen den Tee gemacht«, erklärte Rob.
»Ja, ich erinnere mich. Vielen Dank.«
»Ich weiß gar nicht, wie ich Sie nennen soll«, sagte Dix.
»Hmm. Wie wär’s mit Madonna?«
»Aber Sie haben keine Lücke zwischen den Vorderzähnen«, gab Rob zu bedenken.
Sie fuhr sich mit der Zunge über die Zähne. »Könntet ihr nicht so tun, als hätte ich eine? Und als sei ich blond?«
»Madonna wechselt ständig ihre Haarfarbe, das ist kein Problem«, stimmte Rob zu.
»Mom mochte Madonna«, erklärte Rafer. »Sie hat gesagt, sie hätte so viel Fantasie, dass sie sich noch mit achtzig ganz neu erfinden und womöglich sogar ganz Florida kaufen würde.«
Im Gegensatz zu seinem Bruder hatte Rafe hellbraunes Haar und die dunklen Augen seines Vaters, eine ungewöhnliche Kombination, die Mädchen den Atem rauben würde, sobald er ein wenig älter war. Beide Jungs waren drahtig und dünn, aber bald schon würden sie so breitschultrig sein wie Dix. Und was war mit ihrer Mutter?
»Okay«, sagte Dix. »Dann also Madonna. Rob, würdest du Madonna noch etwas Tee und vielleicht ein paar Scheiben Toast mit Butter und Marmelade bringen?«
Rob blickte zu der Frau auf der Couch. Sie sah wirklich ziemlich erledigt
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