Angst
dass Amalee vermutlich bereits der halben Stadt davon erzählt hatte. »Ich möchte, dass Sie zwei von unseren Katastrophendeputys -Claus und B.B. - mit dem Geländewagen zu mir rausschicken. Sie müssen das Auto der Frau finden ... Nein, ich weiß nicht, was für einen Wagen sie fährt. Wie gesagt, sie scheint sich im Moment an nichts mehr erinnern zu können. Außerdem möchte ich, dass Sie nach Anzeigen von vermissten jungen Frauen in unserer Gegend suchen. Falls sie uns morgen früh immer noch nicht ihren Namen nennen kann, lassen wir ihre Fingerabdrücke durch die IAFIS-Datenbank laufen. Vielleicht haben wir ja Glück. Morgen sollten Sie auch ein Foto von ihr machen, das wir weiterleiten können. Überprüfen Sie alle örtlichen B&Bs, Hotels und
Motels in einem Radius von fünfundzwanzig Kilometern um Maestro. Alles, was ich über sie sagen kann, ist, dass sie Mitte dreißig ist, dunkle Haare, helle Haut und grüne Augen hat. Außerdem ist sie sehr schlank, vielleicht eine Läuferin. Ihre Arme und Beine haben sich muskulös angefühlt, als ich sie nach gebrochenen Knochen untersuchte. Sie ist groß, vielleicht einen Meter siebzig. Das Auto würde uns natürlich alles verraten, was wir wissen müssen. Ihr Ausweis befindet sich wahrscheinlich auch dort, oder wir können sie anhand des Nummernschilds identifizieren. Machen Sie Claus und B.B. also klar, dass der Wagen oberste Priorität hat.«
Eine halbe Stunde später kam Dr. Mason Crocker zu Dix ins Wartezimmer. »Es scheint ihr ganz gut zu gehen, Sheriff, wenigstens körperlich. Die Computertomografie zeigte keine Auffälligkeiten. Abgesehen von der Kopfwunde gibt es keinen Hinweis auf Verletzungen. Vielleicht hat sie sich eine Gehirnerschütterung zugezogen, aber ich habe eher den Verdacht, dass Drogen im Spiel waren. Mit ihren Augen stimmt etwas nicht, sie sind geweitet und glasig. Sie ist unruhig, und ihr Puls ist beschleunigt. Ich kann es nicht genau erklären - sie zeigt nicht die klassischen Symptome, mit denen wir es normalerweise zu tun haben. Wir haben deshalb toxikologische Tests durchgeführt.«
»Glauben Sie, dass ihr Drogen verabreicht wurden? Oder dass sie vergiftet wurde?«
Dr. Crocker zuckte mit den Achseln. »Ich würde es nicht ausschließen. Sie scheint aber langsam wieder zu sich zu kommen. Trotzdem werden wir sie noch ein paar Stunden zur Beobachtung hierbehalten.«
»Ja, das ist gut.«
»Sie sagten, Sie haben sie in der Nähe Ihres Hauses in einem Wald gefunden?«
»Ja. Genau genommen war es mein Hund.«
»Kein Ausweis?«
»Irgendwo im Wald könnte natürlich eine Geldbörse liegen, doch sie hat mir erzählt, dass sie nie eine bei sich trägt. Sie konnte sich nicht daran erinnern, weshalb sie sich dort draußen aufhielt. Morgen werde ich meine Jungs rausschicken, damit sie sich ein bisschen in dem Wäldchen umsehen.«
»Sie sagt, sie kann sich weder erinnern, wer sie ist, noch wie sie sich verletzt hat oder wie es dazu kam, dass sie bewusstlos im Wald zusammengebrochen ist«, berichtete Dr. Crocker.
»Glauben Sie, dass sie es nur vortäuscht?«
Dr. Crocker schüttelte den Kopf. »Nein, das glaube ich nicht. Es könnte sich um eine - wie wir es nennen - dissoziative Amnesie handeln. Ihr Gedächtnisverlust bezieht sich nur auf ein bestimmtes Ereignis. Sie kann mir zum Beispiel sagen, wie der Präsident heißt, oder über die Krise bei den Redskins sprechen. Wenn jemand schwer verletzt wird oder ein Trauma erlebt, kann es Vorkommen, dass er dies eine Zeit lang verdrängen muss, quasi als Selbstschutz. Ich hoffe nur, sie ist nicht aus dem Frauengefängnis ausgebrochen.«
»Das hoffe ich auch. Na, ich kann ja mal im Dobbs Frauengefängnis anrufen und die Gefangenen durchzählen lassen ... Das war ein Witz, Doc.«
»Vielleicht hat sie dort draußen gecampt oder so etwas.« »Bei dem Wetter?«
»Tja, sie könnte aus Kalifornien stammen. Wenn sie überfallen wurde, könnte der Angreifer auch den Ausweis mitgenommen haben.«
»Ja, das ist mir auch schon durch den Kopf gegangen«, erwiderte Dix mit hochgezogenen Augenbrauen.
»Was sollen wir also mit ihr anstellen? Wenn es ihr morgen gut geht, könnte sie aus medizinischer Sicht bereits entlassen werden.«
»Ich werde mir was einfallen lassen. Hoffentlich langweilen Sie sich heute Nacht, Doc.«
KAPITEL 5
»Vielen Dank fürs Abholen, Penny«, sagte Dix zu dem dreißigjährigen weiblichen Deputy, als sie in seine Auffahrt einbogen. Penny konnte boxen und war mit dem örtlichen
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