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Angst

Titel: Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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weswegen es sich lohnt, hierherzukommen?«
    »Eine wunderschöne Landschaft, also könnte es sein, dass Sie zum Wandern oder zum Campen hergekommen sind, oder vielleicht waren Sie auch in einer der umliegenden Städte auf der Suche nach Antiquitäten. Wenn Sie wirklich einen BMW fahren, haben Sie viel Platz, um etwas zu transportieren. Allerdings wurde dieser Schneesturm bereits vor einiger Zeit angekündigt. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass Sie bei starkem Unwetter wandern gehen wollten.«
    »Nein, das glaube ich auch nicht. Also bin ich nicht aus diesem Grund hier.« Sie aß die Suppe auf, seufzte und legte erneut den Löffel beiseite. Dix stellte das Tablett auf den Couchtisch und klopfte sich aufs Knie. Brewster sprang auf seinen Schoß und rieb die Schnauze an seiner Hand. Madonna drehte den Kopf, um aus dem breiten Fenster zu blicken, das vom Wohnzimmer nach vorne hinausging. »Ich glaube nicht, dass es noch weiterschneien wird.«
    »Da würde ich den BMW lieber nicht drauf verwetten. Ich war gerade draußen, und die Wolken im Osten sind beinahe schwarz, sie hängen ganz tief und ziehen in diese Richtung. Könnte gut sein, dass es später am Abend so richtig schlimm wird. Ist Ihnen warm genug?«
    »Ja, mir geht’s gut. Wie lange sind Sie hier in Maestro schon Sheriff?«
    »Seit fast elf Jahren. Mit sechsundzwanzig bin ich gewählt worden.«
    Eine ihrer Augenbrauen schoss in die Höhe. »Oh? Und wie ist dieses Wunder geschehen?«
    Er lachte. »Um ehrlich zu sein, ich habe die Tochter des Bürgermeisters geheiratet, als ich zweiundzwanzig war und gerade dem siebenundzwanzigsten Revier in Manhattan zugeteilt worden war. Nach fünf Jahren in New York beschlossen wir, hierher zurückzuziehen. Christies Vater, Chapman Holcombe, oder Chappy, wie er von allen genannt wird, machte uns den Umzug schmackhaft, indem er mich für die Stelle des Sheriffs vorschlug. Ihm gehört halb Maestro, außerdem eine Handvoll anderer Unternehmen in Virginia, was meinen Wahlsieg erleichterte.«
    »Sie nennen Ihren Schwiegervater also Chappy?«
    Für einen Moment blickte er auf seine flachen schwarzen Stiefel hinunter, dann zuckte er mit den Achseln. »Klar. Die Jungs nennen ihn Grandpa Chappy.«
    Es klang ganz so, als gäbe es da ein Problem, etwas, über das der Sheriff nicht sprechen wollte. Vielleicht hatte es mit seiner Frau Christie zu tun?
    »Chappy hat einen Bruder, den er Twister nennt. Sonst macht das allerdings keiner.«
    Sie lachte. »Twister, das ist mal ein guter Name. Wie ist er dazu gekommen?«
    »Anscheinend steckte er mit den Beinen voraus im Geburtskanal. Der Arzt musste seine Füße packen, ihn erst herumdrehen und dann herausziehen. Ein hartes Stück Arbeit, das seiner Mutter beinahe das Leben gekostet hätte, bevor sie ihn aus ihr herausbekamen. Sie war es, die ihm den Spitznamen verpasst hat. Sie lebte mit Twister zusammen, bis sie letztes Jahr im Alter von sechsundneunzig im Schlaf verstarb. Chappy nennt ihn immer noch so. Twister hasst das.«
    »Haben Sie es jemals bedauert, hierhergekommen zu sein?«
    »Sie meinen, New York verlassen zu haben? Manchmal. Ich liebte die Mets-Spiele im Shea Stadium, habe mir immer vorgestellt, zusammen mit meinen Jungs zu den Spielen zu gehen. Einmal habe ich Rob zum Madison Square Garden mitgenommen, als die Knicks gegen die Boston Celtics gespielt haben, aber da war er erst zwei. Er kotzte dann dem Typen, der neben mir saß, die Hose voll. Die meiste Zeit über finde ich aber, dass dies hier ein prima Ort für Heranwachsende Jungs ist. Es gibt so gut wie keine Drogen, und die paar Ganggeschichten sind kaum der Rede wert. Unsere größten Probleme mit Jugendlichen sind gewöhnlich ein paar Jungs, die zu viel trinken oder mal eine unerlaubte Spritztour machen, oder wir müssen Kinder von der Lovers Lane fernhalten. Tatsache ist, dass wir hier draußen in der Pampa mit echter Kriminalität kaum zu tun haben, doch es gibt genug, um unsere Dienststelle zu beschäftigen und mich auf Trab zu halten. Wegen der Stanislaus vor Ort bekommen wir ziemlich viele auswärtige Besucher.«
    »Was ist die Stanislaus?«
    »Die Stanislaus School of Music, eine Universität mit ungefähr vierhundert Musikstudenten, die fast das ganze Jahr über hier wohnen. Man nennt sie die Juilliard des Südens. Nähert man sich dem Campus, so kann man eine Mischung aus Gesang und Musikinstrumenten hören, die so wunderschön ist, dass man glaubt, man sei gestorben und im Himmel. Der Rektor der

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