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Angst

Titel: Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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betrachtete ihn.
    Im Haus war es kühl, aber nicht ungemütlich. Sie trug ein Paar Socken von Rafer, seine Spende an sie, bequeme, dicke Wollsocken. Deshalb spürte sie die Kälte der Eichendielen unter ihren Füßen nicht, als sie nun zum Fenster ging, hinausblickte und über ihren Traum nachdachte. Sie hörte ein kratzendes Geräusch unterhalb des Fensters. Sie versuchte hinunterzuschauen, vermochte von ihrem Blickwinkel aus aber nichts zu erkennen. Neugierig öffnete sie das Fenster und lehnte sich hinaus. Genau unter ihrem Fenster sah sie zwei Männer, die sich über etwas beugten, beide eingehüllt in schwere Mäntel, die sie über Jeans trugen, welche in klobigen Armeestiefeln steckten. Sie hatten Skimützen auf dem Kopf und grobe Handschuhe übergestreift, die beinahe weiß von Schnee waren. Sie musste ein
    Geräusch gemacht haben, denn einer von den Männern blickte plötzlich hoch und sah, dass sie sich hinauslehnte.
    Er sagte etwas, dann bewegte er sich so schnell, dass ihr kaum genügend Zeit blieb, um ins Schlafzimmer zurückzustürzen, bevor eine Kugel, keine zehn Zentimeter von ihrem Kopf entfernt, im Holz einschlug.
    Zwei weitere Geschosse, schließlich noch einmal drei kamen durch das Fenster geflogen. Es handelte sich um eine Pistole mit Schalldämpfer, der dumpfe Schall war unverwechselbar.
    Sie sah sich nach ihrer Waffe um, konnte sie jedoch nirgendwo entdecken. Wo war bloß ihre Waffe? Sie hatte die Pistole doch sonst immer griffbereit. Eine erneute Kugel zerschmetterte das, was noch vom Fenster übrig war. Sie rannte zur Zimmertür, riss sie auf und schrie: »Sheriff!«
    In Sekundenschnelle war er von seinem Schlafzimmer am anderen Ende des Flurs herbeigeeilt, seine Beretta in der rechten Hand, während er mit der linken den Reißverschluss seiner Jeans hochzog. »Was ist los? Geht es Ihnen gut?«
    »Zwei Männer, unten vor meinem Fenster, mit einer Leiter. Ich habe sie gehört, und als ich hinunterschaute, hat einer von ihnen vier oder fünfmal auf mich geschossen.«
    Dix rannte blitzschnell an ihr vorbei zum offenen Fenster, hielt sich jedoch außerhalb der Schusslinie. Vorsichtig schlich er näher ans Fenster und sah nach unten. Die Männer waren nicht mehr dort, niemand, aber es waren eine Menge Fußspuren zu erkennen sowie eine Leiter, die seitlich im Schnee lag.
    Während Dix vorsichtig das Fenster in dem zerschmetterten Rahmen hinunterschob und die Vorhänge zuzog,
    sagte er: »Ich möchte, dass Sie genau hinter mir bleiben, Madonna. Rob, Rafe, ihr beide geht zurück in eure Zimmer und schließt die Türen ab. Sofort!«
    Sie gehorchten ihm aufs Wort.
    Dix rannte in sein Schlafzimmer, riss sein Handy vom Aufladegerät und rief den Telefonisten an, der für die Nachtschicht eingeteilt war. »Curtis, zwei Typen sind vor meinem Haus und haben auf Madonna geschossen. Trommeln Sie alle verfügbaren Männer und Frauen zusammen und schicken Sie sie hier raus, aber schnell. Diese Kerle sind gefährlich. Schärfen Sie den Leuten ein, nur ja vorsichtig zu sein!«
    Dix klemmte sich das Handy an den Gürtel und schlüpfte in seine übrigen Kleider. Während er sich die Stiefel anzog, erzählte sie ihm alles, was sie wusste. Er nickte. »Gut. Das erste Auto wird in vier Minuten bei uns sein. Ich möchte, dass Sie hierbleiben. Denken Sie nicht mal im Traum daran, dieses Zimmer zu verlassen. Haben Sie verstanden?«
    »Aber ich ... Geben Sie mir eine Waffe, Sheriff, ich kann damit umgehen.«

KAPITEL 8
    »Vergessen Sie’s, Madonna. Tun Sie einfach, was ich Ihnen sage, und gehen Sie hinter der Kommode in Deckung!«
    Tief in ihrem Innern wusste sie, dass sie niemals hinter einer Kommode kauernd Schutz suchen würde und dass dies gewöhnlich auch niemand von ihr verlangte, doch ihr Kopf schmerzte jetzt wieder, und die Bilder aus ihrem Traum von dem Mann, der in der Dunkelheit auf sie zukam, bedrängten sie erneut. Sie ließ sich auf die Knie fallen und presste die Handflächen gegen den Kopf.
    Im Erdgeschoss schob Dix den Wohnzimmervorhang ein Stück zur Seite und blickte hinaus. Die Landschaft draußen sah aus wie auf einer impressionistischen Postkarte; weißer Schnee fiel in Kaskaden herab, ließ die Realität verschwimmen und schien über alles einen weichen Schleier zu legen. Trotzdem hatte dieses Bild etwas Bedrohliches an sich, denn es verbarg die Männer, die nicht gesehen werden wollten. Dix konnte keinerlei Bewegungen ausmachen, doch ihm war klar, dass es töricht wäre sich hinauszuwagen, damit

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