Angst
Stanislaus ist Twister - mit richtigem Namen Dr. Gordon Holcombe, Chappys jüngerer Bruder.«
»Hmm. Zwei Holcombes, und sie scheinen hier in der Gegend eine ganze Menge zu dirigieren. Stanislaus - irgendwie habe ich das Gefühl, den Namen schon mal gehört zu haben.«
»Sie ist richtig bekannt. Vielleicht haben Sie etwas darüber gelesen.«
Sie zuckte mit den Achseln, streckte die Hand nach Brewster aus, der mit dem Rücken auf Dix’ Beinen lag, die Pfoten in die Luft gestreckt, und kraulte ihn am Bauch. »Und wie viele Deputys haben Sie? Zwanzig?«
Er bedachte sie mit einem aufmerksamen Blick, während er nickte.
»Wie viele davon Frauen?«
»Neun.«
»Nicht schlecht, Sheriff.«
»Sie sehen wieder blass aus. Haben Sie Kopfschmerzen?«
»Nicht so, dass ich eine weitere Tablette benötigen würde.«
»Na schön. Ich weiß, es ist schwer, aber Sie sollten versuchen, sich keine Sorgen zu machen. Dr. Crocker hat gesagt, Ihr Gedächtnis wird bald von alleine zurückkommen, und in der Zwischenzeit zeigen unsere Deputys überall Ihr Bild herum. Sie haben sich bestimmt irgendwo hier in der Nähe ein Zimmer genommen, und aller Wahrscheinlichkeit nach mussten Sie auch mal tanken. Wir werden sehr bald wissen, wer Sie sind. Vielleicht kann ich es Ihnen sogar schon morgen früh sagen, falls Ihre Fingerabdrücke im IAFIS gespeichert sind.«
Sie seufzte. »Ich frage mich ständig, was ich wohl hier wollte. Vielleicht wollte ich wandern, draußen übernachten und bin auf einem Campingplatz den falschen Leuten in die Hände gelaufen.«
»Wir überprüfen auch alle Campingplätze. Aber da kommt wieder das Wetter ins Spiel, das nicht besonders einladend für Aktivitäten im Freien ist, ausgenommen für Motorschlittenfahrten oder Langlauf. Fahren Sie Ski?«
Sie überlegte einen Augenblick und sah stirnrunzelnd auf ihre Hände. »Weiß ich nicht. Vielleicht. Aber ich glaube nicht.«
»Warum?«
»Ich habe das Gefühl, dass es viele Menschen in meinem Leben gibt, und irgendwo allein hinzufahren wäre das
Letzte, was ich tun würde.« Sie zuckte mit den Achseln und lächelte ihn an. »Ich könnte mich natürlich auch irren.«
»Wahrscheinlich nicht. Ruhen Sie sich nur aus, machen Sie ein Nickerchen. Träumen Sie vom Abendessen - es gibt einen richtig guten Eintopf, der gestern Abend übrig geblieben ist.«
»Mit viel Ketchup?«
»Sie und meine Jungs ...«, sagte er lachend.
Am Samstagabend schlief Madonna um neun Uhr in Robs Zimmer ein. Sie trug einen seiner Pyjamas, der brandneu aussah. Rob erklärte ihr, er sei tatsächlich noch nie getragen worden, denn weder er noch sein Bruder trügen Schlafanzüge, und zwar aus dem einfachen Grund, weil auch ihr Vater es nicht tat, selbst im tiefsten Winter.
Die Schmerztabletten versetzten sie in einen tiefen Schlaf, in dem wilde Träume sie heimsuchten. Sie stand an einem dunklen Ort, so dunkel, dass sie die Hand vor Augen nicht erkennen konnte. Wo auch immer sie sich befand, sie konnte nicht fort, aber dieser Gedanke schien sie seltsamerweise nicht zu stören. Sie war umgeben von Finsternis und wartete auf einen Mann, der ihr eine Million Dollar geben würde. Warum im Dunkeln?, überlegte sie, doch wiederum schien es sie nicht wirklich zu kümmern. Geduldig wartete sie und fragte sich träge, ob der Sheriff wohl Boxershorts oder Slips trug, eine interessante Frage fand sie, dann war das Bild wieder verschwunden, und sie stand noch immer mitten im Nirgendwo und wunderte sich, warum der Mann nicht kam. Sie konnte ihre Uhr nicht sehen, daher wusste sie auch nicht, wie spät es war.
Auf einmal hörte sie etwas und spürte, wie ihr Herz zu rasen begann, denn endlich war er da, der Mann mit dem Geld, eine Million in Goldbarren, und es gehörte alles ihr, sie hatte es sich verdient, hatte bis zum Umfallen dafür gearbeitet. Sie überlegte, wie sie die Goldbarren transportieren sollte, aber sie wusste, dass sie es schaffen würde. Sie hatte einen Plan, oder etwa nicht? Warum sonst sollte sie mitten in einer schwarzen Grube so glücklich und aufgekratzt sein?
Dann vernahm sie wieder ein Geräusch. Waren es Schritte? Etwa der Mann, der all diese Goldbarren bei sich hatte? Aber im nächsten Augenblick erkannte sie, dass es nicht die Schritte eines Mannes sein konnten, dafür war das Geräusch zu undeutlich und dumpf. Mit einem Mal war sie hellwach, fuhr im Bett auf und blickte zum Fenster. Alles, was sie sah, war ein Schleier aus weißem Schnee, der in dicken Flocken herabfiel. Sie
Weitere Kostenlose Bücher