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Angst auf der Autobahn

Angst auf der Autobahn

Titel: Angst auf der Autobahn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Klößchen fehlten die Worte. Karl riß seine
Brille von der Nase und polierte heftig die Gläser.
    In Gabys jetzt blassem Gesicht
stand soviel Entsetzen, daß Tim seine Freundin in die Arme schloß.
    „Pfote, dieser Psycho tickt
nicht richtig. Kein normaler Mensch könnte dir sowas antun. Gerade dir nicht.
Der kennt dich ja auch gar nicht, hat dich nie gesehen. Für den bist du
lediglich die Tochter seines verhaßten Feindes. Es klingt lächerlich, wenn
ich’s sage, ist aber wahr: Du darfst das nicht persönlich nehmen.“
    „Aber die Löcher in meiner Haut
würden es persönlich nehmen.“ Gabys Stimme zitterte. „Das ist Säure. Die würde
sich durchfressen durch Haut und Fleisch bis auf die Knochen.“
    „Könnte Salpetersäure sein“,
ließ sich Karl vernehmen. „Die ist stark ätzend und wird bei der Herstellung
von Sprengstoffen und Raketentreibstoffen verwendet.“
    „Oder Salzsäure.“ Tim überlegte
laut. „Die ätzt genauso stark, obwohl sie in kleinster Menge und Verdünnung zum
Magensaft gehört. Damit wir Eiweiß verdauen können. Ja, die Menge macht’s, ob
etwas nützlich ist oder Gift.“
    Karl nahm den Flakon, öffnete
ihn, schnupperte vorsichtig und schob rasch den Stöpsel wieder in den
Flaschenhals.
    „Wir liegen beide falsch.
Schwefelsäure ist es. Die braucht man zur Herstellung von Kunstdünger,
Farbstoffen und Kunstseide. Und sie ätzt brutal.“

     
    „Ist mir doch völlig egal, was
das ist!“ rief Gaby. „Der Kerl will mich umbringen. Wäre ich ahnungslos
gewesen, hätte ich vielleicht die Augen verloren.“
    „Das wahrscheinlich nicht“,
versuchte Tim zu beruhigen. „Denn du tropfst dir Parfüm ja nicht in die Augen.“
    „Aber auf die Haut! Und dann
diese Löcher!“
    TKKG ließen das teuflische
Geschenk im Keller zurück, verschlossen sorgfältig die Tür und gingen in die
Wohnung hinauf.
    „Morgen liefern wir die ganze
Sendung im Präsidium ab“, sagte Tim. „Dort kann man alles auf Fingerabdrücke
untersuchen. Allerdings habe ich da keine Hoffnung. Spelter muß damit rechnen,
daß man ihn als ersten verdächtigt. Bestimmt hatte er Handschuhe an, als er die
Säure abfüllte und das Päckchen packte.“
    Gaby schauderte. Ihre bedrückte
Stimmung hielt an. Klößchen hatte im TV-Programm einen Spät-Krimi entdeckt; und
den zogen sie sich rein, wobei sich Gaby in Tims Arm kuschelte und der
bescheuerten Handlung nur wenig Aufmerksamkeit schenkte.
    Auch Tim war nicht bei der
Sache. Seine Gedanken kreisten um Spelter. Immerhin bekam der TKKG-Häuptling am
Rande mit, daß in ,Schreie der Angst’ ein kleines Mädchen entführt und in einem
ausgetrockneten, tiefen Brunnen eingesperrt wurde. Dort unten hauste eine
gefräßige Ratte: und die Entführte hätte eine üble Zeit gehabt — doch Kim war
Mitglied einer Mädchen-Fußball-Mannschaft, kickte wild um sich und trampelte die
Ratte zu Tode.
    Nach Mitternacht gingen alle
schlafen.
    Tim legte seinen Schlafsack vor
Gabys Zimmertür und zog nur seine Basketballschuhe aus.
    Immerhin hatten sich alle die
Zähne geputzt.

17. Gaby frühstückt im Bett
     
    Tim hatte unruhig geschlafen.
Um 8.30 Uhr tat ihm der Rücken weh, und er richtete sich auf.
    Sonnenlicht füllte den Flur,
denn die Türen zu Küche und Wohnraum standen offen.
    Klößchen schnarchte auf seiner
Couch. Karl lag verdreht auf dem Sofa. Ein Arm hing herab.
    Tim grinste, schloß die Tür,
setzte in der Küche Teewasser auf und vertrieb sich die Zeit, bis es kochte,
mit Klimmzügen am Türrahmen. Er schaffte 38, ohne abzusetzen, und drückte sich
dann noch 15 mal in den Handstand.
    Glockners hatten grünen,
japanischen Tee. Tim liebte ihn, Klößchen haßte ihn, Gaby war inzwischen
überzeugt von dem gesundheitlichen Wert, Karl trank ihn gelegentlich.
    Tim brühte drei Liter auf und
füllte ihn ab in drei Kannen. Duschen. Frische Wäsche. Er trank drei Tassen.
Inzwischen war es neun. Seine beiden Freunde schliefen noch.
    Tim stellte eine Kanne auf ein
Tablett, dazu eine hübsche Tasse. Er röstete Toast. Butter und Honig waren
natürlich vorhanden. Und inzwischen war auch ein Ei weichgekocht.
    Aus dem Blumenkasten am
Küchenfenster pflückte Tim eine kleine rote Blüte, die nach Primula farinosa
aussah, also nach Mehl-Primel und das sicherlich auch war.
    Sie krönte das dekorative
Frühstück, und der TKKG-Häuptling klopfte leise an Gabys Tür.
    Er hörte, wie Oskar knurrte.
    Gaby rieb sich offenbar den
Schlaf aus den Augen.
    „Ja? Was ist?“
    „Zimmerservice!

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