Angst im Paradies
und mit mehr Arbeit verbunden. Awa stampfte Zwiebeln und Gewürze in dem großen Mortar* (*arikanischer großer Mörser). Das rhythmische Klong, Klong, Klong war ein hier überall vertrautes Geräusch. In jedem Compound waren diese Geräusche zu hören, wenn es Zeit zum Kochen war. Ob Zwiebeln, Erdnüsse oder Couscous, alles wurde gestampft, wie es die Frauen schon seit Generationen hier taten.
Ein kleines Mädchen sprang um den Sack mit Holzkohle herum und sang dabei ein scheinbar selbst erdachtes Lied. Sie war vier Jahre alt und die Tochter von Modous jüngerem Bruder Malik.
„A000or="#000">jandi, spring bitte woanders rum. Wenn du fällst, dann landest du vielleicht im Feuer und verbrennst dich“, sprach ich das Kind an.
Tida, Ajandis Mutter hatte dies mitbekommen und kam näher. Rüde packte sie ihre Tochter am Oberarm und zerrte sie beiseite. Im Gehen schimpfte sie in Mandinka auf mich. Zwar verstand ich nur die Hälfte, doch ich wusste, dass Tida sich über mich beklagte.
„Beachte sie gar nicht“, sagte Awa nur, als ich sie fragend ansah.
„Was hat sie denn gesagt?“
„Ach!“, winkte Awa verächtlich ab. „Wen interessiert schon, was Tida sagt oder denkt? Diese Hündin ist eifersüchtig auf dich, weil sie denkt, Malik hätte ein Auge auf dich geworfen.“
„Ehrlich? Das denkt sie?“
„Naja, vielleicht hat sie gar nicht so unrecht damit. Malik ist vielleicht wirklich an dir interessiert. Aber dafür kannst du ja nichts und außerdem glaube ich nicht, dass er sich trauen würde, dich anzufassen. Modou würde ihn töten.“
„Ich würde Malik auch gar nicht ranlassen. Er ist widerlich!“
„Vielleicht ist es aber doch ratsam, sich ein wenig vor ihm vorzusehen“, meinte Awa. „Bei Männern weiß man schließlich nie so genau. Und am Ende würdest sowieso du die Schuld bekommen und Modou ... naja, ich weiß nicht, was er tun würde.“
Auf einmal war ein besorgter Ausdruck auf Awas Gesicht erschienen. Sie hatte mit dem Stampfen innegehalten und nahm nun die Tätigkeit wieder auf.
*
Es sollte sich zeigen, dass Awas Worte nicht so verkehrt gewesen waren. Es fing ganz harmlos an. Malik half mir hier und dort, trug schwere Sachen, hielt mir die Tür auf oder besorgte Feuerholz, alles mit dem Vorwand, dass ich aufgrund meines Zustandes Hilfe gebrauchen könne.
Obwohl er keinerlei Anstalten machte, mich zu berühren oder unziemliche Dinge zu sagen, war er mir unangenehm. Tida beobachtete die ganze Zeit genau, was vor sich ging und ließ keine Gelegenheit aus, mich schlecht zu machen und zu demütigen. Tida wusste, genau wie alle anderen außer Awa, nichts davon, dass ich schon das eine oder andere von dem verstand, was in Mandinka geredet wurde. Ich hatte ohnehin keinen leichten Stand in der Familie. Außer Awa gab es eigentlich nur noch Aminata, die Großmutter, die mir wohlgesonnen war. Die anderen Frauen betrachteten mich zum Teil verschlossen, mindestens jedoch mit Misstrauen. Die Männer gingen ihren eigenen Weg und beschäftigten sich nicht mit dem, was die Frauen taten oder redeten. Solange es vier Mal am Tag was zu essen gab, genug Ataya da war und die Wäsche gewaschen wurde, war ihnen so ziemlich alles egal. Modous Vater war zwar nicht unfreundlich, doch sehr distanziert.
Eines Tages jedoch änderte Malik seine Taktik. Ich wollte Reis kochen und ging in den Schuppen, wo die Holzkohle und das Feuerholz gelagert wurden. Im Inneren des Schuppens war es dämmrig. Ich griff nach einem der Säcke mit Holzkohle, als ich Schritte hinter mir hörte. Einen Moment wurde es noch dunkler im Schuppen, als jemand in der Tür stand und so das Licht abschirmte, das von draußen hinein fiel. Ich drehte mich um und erblickte Malik, der gegen den Türrahmen gelehnt stand und mich angrinste. Er war ein gut aussehender junger Mann. Ein wenig kleiner, als Modou und kräftiger. Die Nase ein wenig breiter, denn er hatte eine andere Mutter, als Modou. Doch er hatte eine Art an sich, die mich regelrecht anwiderte.
„Ich kann den Sack durchaus allein tragen“, sagte ich mit mehr Ruhe, als ich empfand. „Kannst du bitte beiseite gehen, dass ich durch kann?“
Malik trat etwas zur Seite, sodass ich zwar vorbei passte, ihn dabei aber unausweichlich berühren musste.
Ich straffte mich und schaute stur an ihm vorbei, als ich mich zwischen ihm und dem Türrahmen hindurchzwängte. Grade, als ich erleichtert aufatmete, weil ich an ihm vorbei war, kniff er mich in den Hintern und ich schrie empört auf.
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