Angst im Paradies
Erdnüsse waren hier das Hauptanbauprodukt, neben Mais und Couscous. Die Familie hatte diese Regensaison acht Hektar Erdnüsse angebaut. Das war ohne moderne Maschinen eine Menge Arbeit.
Es war schon fast halb zwei, als Modou endlich aufstand und mich ins Haus führte. Ich war todmüde. In unserem Schlafzimmer zogen wir uns aus und krabbelten in das breite Bett. Zu meiner Enttäuschung drehte sich Modou auf die Seite und schlief ein. Ich lag mit klopfendem Herzen neben ihm und Tränen liefen über mein Gesicht. So hatte ich es mir nicht vorgestellt. Hatte er denn gar kein Verlangen mehr nach mir? Ich fühlte mich entsetzlich. Ich war jedoch so müde, dass auch ich kurze Zeit später einschlief und einen verworrenen Traum von Affen, Eseln und sprechenden Fischen hatte.
*
Auch die nächsten Tage verliefen nach dem gleichen Muster. Modou war freundlich zu mir, hatte mir nicht nur neue Kleidung, sondern auch ein Armband und Schuhe mitgebracht, doch im Bett lief rein gar nichts. Am vierten Tag vertraute ich mich Awa an.
„Mach dir keine Sorgen. Viele Männer mögen nicht mit einer Schwangeren schlafen. Sie haben Angst, etwas kaputt zu machen“, erklärte die junge Schwägerin.
„Aber das ist doch Unsinn“, widersprach ich.
„Natürlich ist das Unsinn. Es gibt Männer, die nicht mit ihrer Frau schlafen, weil sie das Kind nicht verletzen wollen, aber nicht davor zurückschrecken, ihre Frau zu schlagen, was viel mehr Risiko für das Kind bedeutet. So ist es aber nun ein Mal. Männer sind nicht logisch!“
„Und was soll ich tun?“
„Da kannst du nichts tun. Er würde eh nicht darauf hören, was du sagst. Sei froh, dass er im Moment so friedlich ist. Vielleicht nimmt er dich ja sogar wieder mit“, sprach Awa genau das aus, was ich die ganze Zeit erhoffte.
„Ich hoffe, dass er das tut. – Obwohl ich dich schrecklich vermissen würde.“
„Ich würde dich auch vermissen, aber ich würde mich auch freuen, wenn du wieder zurück nach Kombo kannst.“
*
Schon am nächsten Tag kam die große Enttäuschung und zum zweiten Mal brach für mich die Welt zusammen. Modou kam nach dem Frühstück zu mir und führte mich in unser Zimmer.
„Ich reise gleich ab. Ichglel;h werde vielleicht nicht zurückkommen, ehe das Kind da ist“, verkündete er.
Ich hatte das Gefühl, den Boden unter den Füßen zu verlieren. Ich konnte und wollte es nicht glauben. Er würde mich nicht mitnehmen. Alle Hoffnung, die ich mir gemacht hatte, war zunichte.
„Aber ...? Ich dachte, du würdest mich mitnehmen“, schluchzte ich und sah ihn bittend an.
„Davon hab ich nie was gesagt!“, meinte er kalt.
„Lass mich nicht hier! Bitte!“, schrie ich und klammerte mich an ihn, doch er stieß mich grob von sich.
„Hör auf zu heulen, das nützt dir nichts!“
Doch ich geriet vollkommen außer mir. Ich weinte und flehte. Meine ganze Hoffnung hatte darin bestanden, dass er kommen würde und mich doch mitnahm. Als er dann gekommen war und mich so lieb behandelt hatte, hatte ich meine Hoffnung erfüllt gesehen und nun sollte doch alles umsonst gewesen sein?
„Du bist ein egoistisches Schwein!“, brüllte ich ihn an.
Der Schlag kam unerwartet und schmiss mich rücklings auf das Bett. Meine Wange brannte und schlagartig hörte ich auf zu weinen. Ich war geschockt. Er hatte mich tatsächlich geschlagen. Anklagend sah ich ihn an. Modou warf mir einen kalten Blick zu, dann drehte er sich um und verschwand.
Kapitel 17
P iri hatte immer wieder vergeblich versucht, Julia telefonisch zu erreichen und sie machte sich immer mehr Sorgen um ihre Freundin. Schließlich beschloss sie, Julia zu Hause aufzusuchen. Sie fuhr mit dem Buschtaxi bis zum Turntable und stieg dann um in Richtung Senegambia. Als sie in der Nähe von Julias Haus aus dem Kleinbus stieg, klopfte ihr Herz vor Aufregung. Sie erreichte das rosa gestrichene Gebäude und blieb einen Moment stehen, um zu Julias Appartement hinaufzublicken. Schließlich nahm sie ihren ganzen Mut zusammen und ging die Treppe hinauf bis zu Julias Haustür. Sie klopfte und wartete. Es kam niemand und so klopfte sie noch einmal etwas lauter, doch auch diesmal öffnete niemand die Tür. Enttäuscht verließ Piri das Gebäude. Vor dem Haus blieb sie erneut stehen und überlegte, was sie nun tun konnte. Da sie nun einmal in Senegambia war, beschloss sie, zu Julias Restaurant zu fahren. Vielleicht war sie dort.
*
Es waren nur drei Tische besetzt und Piri trat an einen der
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