Angst im Paradies
anzusehen. Sein Blick war kalt. Ich wollte den Blick abwenden, aber er drückte mein Kinn fester und ich riss erschrocken die Augen auf.
„Dir wird dein Hochmut schon noch vergehen, wenn du erst einmal geworfen hast und Modou zurückkommt, dann wirst du dir wünschen, du hättest mein Angebot angenommen. Verlass dich drauf!“
Mit diesen Worten ließ er mich los und verschwand.
Ich blieb zitternd zurück. Meine Augen begannen zu wässern und mein Blick verschwamm. Wie hatte es nur passieren können, dass mein Leben zu so einer Katastrophe geworden war?
Kapitel 19
T ida legte das Juju sorgfältig unter das Bett von Julia. Sie hatte ein kleines Vermögen für den Zauber ausgegeben. Da es im Dorf keinen Marabou gab, der solchen Zauber herstellen konnte, hatte sie extra nach Brikama fahren müssen. Sie hatte den Vorwand benutzt, einige Dinge einkaufen zu wollen. Nachdem sie den bösen Zauber versteckt hatte, verließ sie leise das Zimmer.
„Was hast du da gemacht?“, ertönte plötzlich die herrische Stimme von Aminata.
Erschrocken zuckte sie zusammen. Tida hatte die alte Frau noch nie gemocht.
„Ich habe Julia gesucht“, antwortete Tida unschuldig und wollte weitergehen, doch die massige Alte versperrte ihr den Weg.
„Das glaube ich dir nicht. Ich habe beobachtet, wie du Julia ansiehst. Und ichhabe auch deinenzufriedenen Gesichtsausdruck gesehen, als du heute aus Brikama zurückgekommen bist. Ich wusste gleich, dass du etwas Schlechtes vorhast. Also lass uns doch mal in Julias Zimmer gehen und nachschauen, was du wirklich getan hast.“
„Ich habe nichts getan“, wehrte sich Tida. „Ich hab doch schon gesagt, ich habe nach Julia geschaut. Ich habe nichts gemacht!“
&bdqusictenacoNa, dann dürfte es ja kein Problem für dich sein, mit mir einmal das Zimmer zu kontrollieren.“
Aminata schob Tida zu Julias Zimmertür, öffnete diese und schubste Tida hinein. Dann folgte sie ihr ins Zimmer und schloss die Tür.
Kapitel 20
I ch hatte Kopfschmerzen und wollte mich ein wenig hinlegen. Im Haus war es dämmrig und kühl. Ganz im Gegensatz zu draußen, wo die Sonne hell und heiß brannte. Vielleicht hatte ich deswegen Kopfschmerzen.
Ich schlurfte kraftlos den Flur entlang und stoppte plötzlich. Kamen die erregten Stimmen etwa aus meinem Zimmer. Ich war noch drei Türen entfernt, aber es hörte sich ganz so an, als kämen die Stimmen aus dem letzten, aus meinem Zimmer. Ich ging leise näher heran und horchte. Ja, das war Aminatas Stimme und eine andere, weibliche Stimme. War es Sali, die Frau von Modous Bruder Sulayman oder Tida? Es war Tida! Ich horchte, ob ich etwas von den Worten verstehen konnte. Sie sprachen schnell, was es für meine Mandinkakenntnisse schwierig machte, die einzelnen Worte voneinander zu trennen. Doch je länger ich lauschte, umso besser kam ich in das Gespräch hinein. Aminata beschuldigte Tida, etwas getan zu haben, Tida stritt es ab. Ich hörte das Wort Juju. Das war ein afrikanischer Zauber, der zur alten Kultur gehörte, aber vom afrikanischen Islam als islamisch geschluckt worden war. Die Marabous, die solche Dinge herstellten, waren ein Zwischending zwischen einem muslimischen Geistlichen und rituellem Medizinmann. Man konnte verschiedene Juju bekommen. Viele wurden als Schutz am Körper getragen. Die meisten Kinder in Gambia waren mit Jujus behängt, Männer trugen oft eines am Oberarm, wie Modou. Jujus konnten auch im Haus aufgehängt werden oder im Auto. Ebenfalls zum Schutz. Doch es gab auch böse Juju, um Menschen zu schaden und wie ich verstand, hatte Tida so einen schlechten Juju bei mir versteckt. Dann nahm die Unterhaltung einen anderen Lauf, den ich erst nicht so ganz verstand. Ein Name fiel mehrfach. Binta. Wer war Binta und was hatte das alles miteinander zu tun? Ich war mir nicht sicher, ob ich es richtig verstand, aber scheinbar war Modou schon mal verheiratet gewesen und zwar mit Binta.
... Es interessiert ihn nicht, was Frauen denken oder fühlen. Mit Bin... – ähm ich meine, naja, so ist er halt. ...
Hatte Awa das mit dem abgebrochenen Wort gemeint? Bin...ta? War es Binta, von der Awa sprechen wollte und sich dann aber eines Besseren besann, weil es verboten war, über sie zu sprechen. War diese mysteriöse Binta auch der Grund für die Warnung, die diese Fatou mir gegeben hatte?
Ich hörte, wie Schritte im Zimmer erklangen, die sich der Tür näherten. Ich versteckte mich schnell hinter einem Regal am dunklen Ende des Flurs
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