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Angst in deinen Augen

Angst in deinen Augen

Titel: Angst in deinen Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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unglücklich den Kopf. „Es macht einfach keinen Sinn. Nichts davon macht Sinn.“
    „Vielleicht kommt ja ein bisschen Licht in die Sache, wenn wir mit Ihrem Verlobten sprechen. Haben Sie denn eine Idee, wo er sein könnte?“
    „Wie mir scheint, bin ich der letzte Mensch, den Robert in seine Pläne einweihen wollte …“ Sie schlang sich die Arme um die Taille. „In dem Brief stand, dass er für einige Zeit verreisen wollte. Wahrscheinlich wollte er einfach nur weg. Von mir …“
    „Von Ihnen? Oder von jemand anders?“
    Sie schüttelte den Kopf. „Da ist so viel, was ich nicht weiß. So viel, was er mir nie erzählt hat. Gott, ich wünschte, ich würde es verstehen. Ich würde damit zurechtkommen. Ich komme mit allem zurecht. Ich will es nur verstehen.“
    „Dieser Anrufer könnte die Absicht haben, Ihrem Haus einen Besuch abzustatten“, sagte er. „Wenn Sie nichts dagegen haben, würde ich es gern im Auge behalten. Nur um zu sehen, wer hier auftaucht.“
    Sie nickte. „Ja. Natürlich.“
    „Geben Sie mir Ihre Einwilligung?“
    „Sie meinen … reinzugehen?“
    „Falls unser Verdächtiger einzubrechen versucht, könnte ich ihn drin erwarten.“
    Sie starrte ihn an. „Sie könnten dabei aber selbst zu Schaden kommen.“
    „Glauben Sie mir, Miss Cormier, ich bin kein heldenhafter Typ. Ich gehe kein Risiko ein.“
    „Aber wenn er auftaucht …“
    „Werde ich bereit sein.“ Um sie zu beruhigen, warf er ihr ein flüchtiges Grinsen zu. Sie wirkte jedoch ganz und gar nicht beruhigt, sondern nervöser denn je.
    Ist es meinetwegen?, dachte er. Bei diesem Gedanken hob sich aus unerfindlichem Grund seine Laune. Als Nächstes würde er wahrscheinlich seinen Hals in eine Schlinge stecken, und das alles wegen eines Paars großer brauner Augen. Das war genau die Art Situation, die ein Cop tunlichst vermeiden sollte; den Helden zu spielen, nur um bei einer Frau Eindruck zu schinden. Dabei konnte man ums Leben kommen.
    Er konnte dabei ums Leben kommen.
    „Sie sollten das nicht machen“, sagte sie.
    „Ich werde nicht allein sein. Ich rufe mir Verstärkung.“
    „Sicher?“
    „Ganz sicher.“
    „Versprochen? Sie gehen kein Risiko ein?“
    „Was sind Sie, meine Mutter?“, brauste er auf.
    Sie kramte ihren Schlüsselbund aus ihrer Handtasche und warf ihn auf die Ablage. „Nein, das bin ich nicht. Aber Sie sind mit dem Fall betraut, und ich brauche Sie bei guter Gesundheit, damit Sie ihn aufklären können.“
    Diese Ohrfeige hatte er verdient. Sie machte sich Gedanken um seine Sicherheit, und er reagierte mit Sarkasmus. Dabei wusste er nicht einmal, warum. Alles, was er wusste, war, dass er, immer wenn er ihr in die Augen schaute, den überwältigenden Drang verspürte, sich umzudrehen und wegzurennen. Bevor die Falle zuschnappte.
    Nur wenig später passierten sie das schmiedeeiserne Tor zum Grundstück ihres Vaters. Nina wartete nicht ab, bis Sam ihr die Tür öffnete. Sie sprang aus dem Wagen und lief die Steintreppe hinauf. Sam folgte mit ihrem Koffer. Das Haus war riesig – sogar noch beeindruckender als Lydia Warrentons Zuhause – und war mit dem Rolls-Royce unter den Alarmanlagen ausgestattet. Heute Nacht zumindest sollte sie sicher sein.
    Die Türklingel läutete wie eine Kirchenglocke; er konnte hören, wie sie durch gewiss Dutzende von Räumen hallte. Gleich darauf wurde die Tür von einer Blondine geöffnet – und was für eine Blondine das war! Sie war etwa dreißig und trug einen glänzenden Gymnastikanzug, der jede straffe Kurve ihres Körpers umspannte. Auf ihrem Gesicht lag ein feiner Schweißfilm, und aus irgendeinem Raum drang die stampfende Musik eines Trainingsvideos.
    „Hallo, Daniella“, sagte Nina leise.
    Das Mitgefühl, das sich auf Daniellas Gesicht spiegelte, hatte für Sams Geschmack etwas Unechtes. „Oh Nina, was heute passiert ist, tut mir ja so schrecklich leid! Wendy hat uns angerufen und das mit der Bombe erzählt. Wurde jemand verletzt?“
    „Nein. Gott sei Dank nicht.“ Nina zögerte einen Moment, dann fragte sie: „Glaubst du, ich könnte heute Nacht hier schlafen, Daniella?“
    Der Ausdruck von Mitgefühl verblasste. Daniella streifte den Koffer, den Sam in der Hand hielt, mit einem misstrauischen Seitenblick. „Ich … äh … warte, ich rede nur kurz mit deinem Dad. Er sitzt gerade in der Badewanne …“
    „Nina hat keine andere Wahl. Sie muss heute Nacht hier bleiben“, mischte sich Sam ein und schob sich unaufgefordert an Daniella vorbei ins Haus, um den

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