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Angst in deinen Augen

Angst in deinen Augen

Titel: Angst in deinen Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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auf, und Robert schaute sie überrascht an. Er trug Joggingshorts und ein T-Shirt, und sein Gesicht war von dem eben hinter ihm liegenden Training gesund gerötet.
    „Ach, Nina“, sagte er. „Ich … ich habe mir schon Sorgen um dich gemacht.“
    „Irgendwie fällt es mir schwer, das zu glauben.“
    „Ich habe eben bei deinem Vater angerufen …“
    „Was ist passiert, Robert? Warum hast du mich einfach sitzen lassen? Sag es mir!“
    Er wich ihrem Blick aus. Das allein sagte ihr, wie weit sie sich voneinander entfernt hatten. „Was soll ich denn sagen? Es ist nicht leicht zu erklären.“
    „Für mich war es auch nicht leicht. Alle wieder nach Hause schicken zu müssen. Und nicht zu wissen, was eigentlich los ist. Du hättest es mir sagen müssen. Eine Woche vorher. Von mir aus auch nur einen Tag vorher. Stattdessen lässt du mich mit diesem verdammten Brautstrauß vor dem Altar stehen! Und mir bleibt nichts anderes, als mich zu fragen, ob das alles meine Schuld ist. Ob ich etwas falsch gemacht habe.“
    „Es ist nicht deine Schuld, Nina.“
    „Was ist es denn?“
    Er antwortete nicht. Er schaute sie immer noch nicht an, vielleicht wagte er es ja nicht.
    „Ich habe ein ganzes Jahr lang mit dir gelebt“, sagte sie mit trauriger Verwunderung in der Stimme. „Und ich habe keine blasse Ahnung, wer du überhaupt bist.“ Sie ging mit einem unterdrückten Schluchzen an ihm vorbei ins Haus, direkt ins Schlafzimmer.
    „Was machst du denn?“, rief er ihr nach.
    „Meine restlichen Sachen packen. Und schleunigst von hier verschwinden.“
    „Nina, es besteht kein Grund, dass wir uns unzivilisiert benehmen. Wir haben es versucht. Aber es hat nicht funktioniert. Warum können wir nicht wenigstens Freunde bleiben?“
    „Sind wir das denn? Freunde?“
    „Ich würde es gern glauben. Ich sehe nicht, warum wir es nicht sein könnten.“
    Sie schüttelte den Kopf und lachte bitter auf. „Ein Freund sticht einem nicht blindlings ein Messer in den Rücken.“ Sie begann Schubladen aufzureißen, zerrte Kleidungsstücke heraus und warf sie aufs Bett. Es war ihr egal, ob sie Unordnung machte, sie wollte nur noch weg von hier und ihn nie wiedersehen. Vor einem Moment noch hatte sie daran geglaubt, dass es immer noch möglich sein könnte, ihre Beziehung zu retten, die Scherben einzusammeln und sie zu kitten. Doch jetzt wusste sie, dass es unmöglich war. Sie wollte ihn nicht einmal mehr. Sie konnte sich nicht einmal mehr erinnern, was ihr je an ihm gefallen hatte. Sein blendendes Aussehen, sein Doktortitel waren angenehme Begleiterscheinungen gewesen, aber nicht allzu wichtig. Nein, was sie bei Robert gesehen hatte – oder zu sehen geglaubt hatte, waren Intelligenz und Witz und Einfühlungsvermögen gewesen. All das hatte er ihr gezeigt.
    Was für eine Schmierenkomödie.
    Robert beobachtete sie mit vornehmer Verletztheit. Als ob das alles ihre Schuld wäre. Ohne ihn zu beachten, ging sie zum Schrank, riss einen Arm voll Kleider heraus und warf ihn aufs Bett. Der Kleiderstapel war so hoch, dass er fast umkippte.
    „Musst du das alles unbedingt jetzt machen?“, fragte er.
    „Ja.“
    „Es gibt nicht genug Koffer.“
    „Dann nehme ich eben Mülltüten. Und meine Bücher nehme ich auch mit!“
    „Heute? Aber du hast Tonnen von Büchern!“
    „Diese Woche habe ich Tonnen von Zeit. Weil meine Hochzeitsreise geplatzt ist.“
    „Du bist unvernünftig. Hör zu, ich verstehe, dass du wütend bist. Du hast ein Recht, wütend zu sein. Aber deshalb brauchst du doch nicht gleich auszurasten.“
    „Ich raste aus, wann es mir passt!“, schrie sie.
    Ein Räuspern veranlasste sie beide, sich überrascht umzudrehen. Sam Navarro stand auf der Türschwelle und schaute sie mit einem Ausdruck leiser Belustigung an.
    „Was wollen Sie denn schon wieder hier?“, brauste Robert auf. „Reicht es nicht, dass ich Sie gestern Nacht aufgefordert habe, mein Haus zu verlassen? Und wie kommen Sie überhaupt rein?“
    „Ich habe geklopft“, sagte Sam. „Und Sie haben die Haustür sperrangelweit offen gelassen.“
    „Sie betreten unbefugt ein fremdes Haus“, sagte Robert. „Und schon wieder ohne Durchsuchungsbefehl.“
    „Er braucht keinen Durchsuchungsbefehl“, sagte Nina.
    „Da ist das Gesetz anderer Meinung.“
    „Nicht, wenn ich ihn hereinlasse.“
    „Du hast ihn aber nicht hereingelassen. Er ist einfach hereingekommen.“
    „Die Tür war offen“, stellte Sam klar. „Ich war beunruhigt.“ Er schaute Nina an. „Das war nicht

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