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Angst in deinen Augen

Angst in deinen Augen

Titel: Angst in deinen Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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Koffer abzustellen. „Allein ist sie nicht sicher.“
    Daniella schaute Sam an, und er sah, wie in diesen unbeteiligt blickenden blauen Augen für einen Moment Interesse aufblitzte. „Detective, ich fürchte, ich habe Ihren Namen vorhin nicht mitbekommen.“
    „Das ist Detective Navarro“, sagte Nina. „Er ist vom Bombendezernat. Und das“, fuhr sie an Sam gewandt fort, „ist Daniella Cormier. Meine … äh, die Frau meines Vaters.“
    Stiefmutter war die genaue Bezeichnung, aber diese atemberaubende Blondine sah nicht aus wie irgendjemandes Mutter. Und der Blick, den sie ihm zuwarf, war alles andere als mütterlich.
    Daniella legte den Kopf schräg. „Dann sind Sie also Polizist?“
    „Ja, Ma’am.“
    „Vom Bombendezernat? Glauben Sie wirklich, dass in der Kirche eine Bombe hochgegangen ist?“
    „Darüber darf ich keine Auskunft geben“, sagte er. „Nicht, solange die Ermittlungen andauern.“ Er wandte sich an Nina: „Wenn Sie für die Nacht versorgt sind, gehe ich jetzt. Achten Sie darauf, dass das Tor zu ist. Und vergessen Sie nicht, die Alarmanlage einzuschalten. Ich melde mich morgen früh bei Ihnen.“
    Als er ihr zum Abschied kurz zunickte, begegneten sich ihre Blicke. Es war nur ein ganz kurzer Blickkontakt, aber wieder einmal war er überrascht über seine instinktive Reaktion auf diese Frau. Er fühlte sich so stark von ihr angezogen, dass er Mühe hatte, seinen Blick von ihr loszureißen.
    Er machte es. Mit einem kurz angebundenen Gute Nacht ging er hinaus.
    Er fuhr zurück zu Robert Bledsoes Haus am Ocean View Drive und ließ seinen Wagen in einer Seitenstraße stehen. Dann verschaffte er sich mit Ninas Schlüsseln Einlass in das still und dunkel daliegende Haus.

4. KAPITEL
    A m Ocean View Drive brannte Licht. Irgendjemand war zu Hause. Die Cormier? Robert Bledsoe? Oder womöglich beide?
    Er fuhr in seinem grünen Jeep Cherokee langsam vorbei und warf einen langen Blick auf das Haus. Er registrierte die dichten Büsche in der Nähe der Fenster, den Schatten der Fichten und Vogelbeerbäume, die das Grundstück von zwei Seiten einrahmten. Eine Menge Deckung.
    Dann entdeckte er das Auto, das einen Häuserblock entfernt parkte. Unweit davon stand eine Straßenlaterne, und er konnte die schattenhaften Umrisse der beiden Männer darin erkennen. Polizei, dachte er. Sie observierten das Haus.
    Heute Nacht war nicht der richtige Zeitpunkt.
    Er bog um die Ecke und fuhr weiter.
    Diese Sache konnte warten. Es waren ohnehin nur ein paar Aufräumungsarbeiten, ein loses Ende, dem er sich in seinen Mußestunden widmen konnte.
    Er hatte anderes, Wichtigeres zu tun, und in nur einer Woche musste es erledigt sein.
    Er fuhr weiter, in Richtung Innenstadt. Um 9:00 morgens kamen die Wärter, um Billy Binford, der auch „der Schneemann“ genannt wurde, aus seiner Zelle zu holen.
    Albert Darien, sein Anwalt, erwartete ihn bereits. Billy konnte durch die Trennscheibe aus Plexiglas Dariens grimmigen Gesichtsausdruck sehen, und er wusste, dass die Neuigkeiten, die Darien mitgebracht hatte, nicht gut sein würden. Der Wärter stand nicht nah genug, um ihre Unterhaltung mitzuhören, aber Billy würde sich dennoch hüten, offen zu sprechen. Dieses ganze Gesabbel über die Vertraulichkeit zwischen Anwalt und Mandant konnten sie sich sonst wohin stecken. Wenn die Bullen vom FBI oder der Staatsanwalt es nur wollten, konnten sie jedem eine Wanze hinpflanzen, sogar einem Pfarrer. Es war zum Kotzen, wie sie die Bürgerrechte verletzten.
    „Hallo Billy“, sagte Darien laut in das Mikro. „Wie behandelt man Sie?“
    „Wie einen Sultan. Was, zum Teufel, denken Sie denn? Aber Sie müssen mir noch ein paar Gefallen tun, Darien. Einen Fernseher. Ich möchte meinen eigenen Fernseher.“
    „Billy, wir haben Probleme.“
    Billy gefiel Dariens Tonfall nicht. „Was denn für Probleme?“, fragte er.
    „Liddell lässt sich auf nichts ein. Er ist fest entschlossen, diesen Prozess zu führen. Jeder andere Staatsanwalt hätte sich den Ärger wahrscheinlich erspart, aber ich denke, Liddell benutzt Sie als Sprosse zu seiner Karriereleiter.“
    „Tritt er zu den Gouverneurswahlen an oder warum hat er solches Interesse an mir?“
    „Er hat seine Kandidatur noch nicht angemeldet. Aber wenn er Sie hinter Gitter bringt, hat er gute Chancen. Und um ehrlich zu sein, hat er mehr als genug Beweise, um Sie für viele Jahre hinter Gitter zu bringen, Billy.“
    Billy lehnte sich vor und starrte seinen Anwalt durch die Plexiglasscheibe an.

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