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Angst in deinen Augen

Angst in deinen Augen

Titel: Angst in deinen Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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kniete.
    „Ich muss wieder rein“, sagte er, schon wieder im Gehen. „Sieh nach, was mit ihr ist.“
    „Navarro!“, brüllte eine Stimme.
    Sam schaute über die Schulter und sah einen Mann im Smoking herankommen.
    „Was, zum Teufel, ist hier los?“
    „Ich kann jetzt nicht reden, Liddell. Ich habe zu tun.“
    „Gab es eine Bombendrohung oder nicht?“
    „Keinen Anruf.“
    „Und warum ordnen Sie dann die Räumung des Gebäudes an, Detective?“
    „Die Türsteheruniform.“ Sam drehte sich wieder um.
    „Navarro!“, brüllte Liddell. „Bleiben Sie gefälligst hier! Ich verlange auf der Stelle eine Erklärung! Wegen Ihrer Anordnung sind hier Leute zu Schaden gekommen! Wenn Sie mir nicht sofort einen triftigen …“
    Sam war schon durch die Eingangstür verschwunden.
    Liddell rannte auf dem Gehsteig hin und her und konnte es kaum abwarten, seine Tirade fortzusetzen. Schließlich brüllte er frustriert: „Das wird Sie den Kopf kosten, Navarro!“
    Das waren die letzten Worte aus Liddells Mund, bevor die Bombe explodierte.
    Nina wurde von der Wucht der Explosion zu Boden geschleudert. Sie landete hart und schürfte sich die Ellbogen auf, aber sie verspürte keinen Schmerz. Sie war zu entsetzt, um etwas anderes zu spüren als ein seltsames Gefühl von Unwirklichkeit. Sie sah Glassplitter auf die Autos am Straßenrand niederregnen. Sah Rauch, der sich in der Luft kräuselte, und Dutzende von Leuten, die ebenso entsetzt wie sie auf der Straße lagen. Und sie sah, dass die Eingangstür des Brant Theaters aus den Angeln gerissen war.
    Durch die entsetzte Stille hörte sie das erste Stöhnen. Gleich darauf das nächste. Dann ertönte Schluchzen, Schreie von Verletzten. Langsam rappelte sie sich in eine sitzende Stellung auf. Erst jetzt spürte sie den Schmerz. Ihre Ellbogen bluteten. Ihr Kopf schmerzte so stark, dass sie Angst hatte, sich übergeben zu müssen. Aber so wie der Schmerz langsam in ihr Bewusstsein einsickerte, tat es auch die Erinnerung an das, was kurz vor der Explosion geschehen war.
    Sam. Sam war in das Gebäude gegangen.
    Wo war er? Sie suchte die Straße mit Blicken ab, aber ihr war so schwindlig, dass sie nicht richtig sehen konnte. Sie entdeckte Liddell, der an einen Laternenpfosten gelehnt auf dem Gehsteig hockte und laut stöhnte. Neben ihm saß der ältere Mann, den Sam aus dem Theater geschleppt hatte. Nur von Sam war weit und breit keine Spur.
    Sie rappelte sich mühsam auf. Die Welle von Übelkeit, die über sie hinwegschwappte, ließ sie taumeln. Sie kämpfte dagegen an und zwang sich, sich in Bewegung zu setzen und auf diese Tür zuzugehen.
    Im Innern des Gebäudes war es zu dunkel, um etwas sehen zu können. Das einzige Licht war ein schwacher Lichtschein, der von der Straße hereinkam. Sie stolperte über Trümmer und landete auf ihren Knien. Schnell stand sie wieder auf, aber sie wusste, dass es hoffnungslos war. Es war absolut unmöglich, sich in der Dunkelheit zurechtzufinden, und noch unmöglicher war es, einen Menschen zu finden.
    „Sam?“, rief sie, tiefer in die Dunkelheit hineingehend. „Sam? Wo bist du?“
    Ihre eigene Stimme, die heiser war vor Verzweiflung, hallte von den Wänden wider.
    Sie lauschte einen Moment, dann rief sie wieder: „Sam!“
    Diesmal hörte sie eine schwache Antwort. „Nina?“ Sie kam nicht aus dem Innern des Gebäudes, sondern von außerhalb. Von der Straße.
    Sie drehte sich um und tastete sich zum Ausgang zurück. Noch ehe sie diesen erreicht hatte, sah sie Sam dort stehen.
    „Nina?“
    „Ich bin hier. Ich bin hier …“ Sie stolperte durch die letzten Reste der Dunkelheit, die sie von ihm trennte, dann fühlte sie sich in seine Arme gerissen.
    „Was, zum Teufel, machst du hier?“, fuhr er sie wütend an.
    „Ich habe dich gesucht.“
    „Du solltest draußen bleiben. Als ich dich nirgends entdeckte …“ Seine Arme schlangen sich fester um sie und zogen sie so eng an seine Brust, dass sie spürte, wie sein Herz hämmerte. „Nächstes Mal hörst du mir zu.“
    „Ich dachte, du wärst drin …“
    „Ich bin durch den anderen Ausgang rausgegangen.“
    „Ich habe dich nicht gesehen!“
    „Ich hatte eben den letzten Mann rausgeschafft, als die Bombe hochging. Wir wurden beide auf den Gehsteig geschleudert.“ Er zog sich etwas zurück und schaute sie an. Da erst sah sie das Blut, das an seiner Schläfe hinabrann.
    „Sam, du brauchst einen Arzt …“
    „Wir haben hier eine Menge Leute, die einen Arzt brauchen, denen es viel schlechter

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