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Angst in deinen Augen

Angst in deinen Augen

Titel: Angst in deinen Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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wenn ich noch einen Tag dort verbringen muss, bekomme ich Zustände. Ich muss mich frei bewegen können.“
    „Es ist noch nicht sicher.“
    „Wann ist es denn wieder sicher?“
    „Wenn wir Spectre haben.“
    „Das kann nie sein.“ Sie schüttelte den Kopf. „Ich kann so nicht leben. Ich habe einen Beruf. Ich habe ein Leben. Ich kann nicht den ganzen Tag mit einem Polizisten, der mich an den Rand des Wahnsinns treibt, in einem Hotelzimmer verbringen.“
    Sam zog die Augenbrauen zusammen. „Was hat Pressler denn bloß gemacht?“
    „Er kann nicht stillsitzen! Er rennt ständig zum Fenster und schaut nach draußen. Er erlaubt nicht, dass ich auch nur in die Nähe des Telefons komme. Und er ist nicht fähig, ein einigermaßen angemessenes Gespräch zu führen.“
    „Oh.“ Sams Gesicht glättete sich. „Das liegt nur daran, weil Leon seinen Job gut macht. Er ist gut.“
    „Kann sein. Er macht mich trotzdem verrückt.“ Seufzend machte sie einen Schritt auf ihn zu. „Sam, wirklich, das kann einfach nicht so weitergehen.“
    „Du musst aber noch ein bisschen Geduld haben, ich bitte dich, Nina.“
    „Wie wäre es, wenn ich die Stadt verlasse? Wenn ich für eine Weile wegfahre?“
    „Wir brauchen dich hier, Nina.“
    „Ihr braucht mich nicht. Ihr habt seine Fingerabdrücke. Du weißt, dass ihm ein Finger fehlt. Du könntest ihn auf Anhieb …“
    „Aber wir müssen ihn erst finden“, unterbrach er sie. „Und du bist die Einzige, die sein Gesicht kennt.“ Er ergriff sie bei den Schultern. „Aber das ist nicht der einzige Grund, und das weißt du auch.“
    „Tue ich das?“
    Sein Gesicht kam näher. Für einen atemberaubenden Moment glaubte sie, er würde sie küssen. Dann ließ sie ein Klopfen an der Tür auseinanderfahren.
    Gillis stand übertrieben lässig im Türrahmen. „Äh … ich gehe nur schnell einen Hamburger essen. Soll ich euch etwas mitbringen, Sam?“
    „Nein. Wir essen im Hotel eine Kleinigkeit.“
    „Okay.“ Gillis wedelte entschuldigend mit der Hand. „Ich bin in einer Stunde zurück.“ Er verzog sich und ließ Nina und Sam allein zurück.
    Aber der Moment war vorbei. Falls Sam vorgehabt haben sollte, sie zu küssen, so sah sie jetzt jedenfalls kein Anzeichen mehr dafür in seinem Gesicht.
    Er sagte nur: „Ich fahre dich jetzt zurück.“
    Während der Fahrt hüllten sich beide in Schweigen, und sie fühlte sich an den ersten Tag erinnert, an dem sie ihn kennengelernt hatte, als er der Polizist mit dem versteinerten Gesicht und sie die bestürzte Bürgerin gewesen war. Es war fast so, als ob die Ereignisse der hinter ihr liegenden Woche – die Nächte mit ihm, die Nacht, in der sie sich geliebt hatten – nie stattgefunden hätten. Er schien heute Abend entschlossen, jedem Gespräch über Gefühle aus dem Weg zu gehen, und sie war entschlossen, das Thema nicht von sich aus anzuschneiden.
    Als sie das Schweigen nicht mehr aushalten konnte, bat sie ihn, ihre Schwester Wendy anrufen zu dürfen.
    „Warum das denn? Ich dachte, ihr beide versteht euch nicht besonders.“
    „Wir verstehen uns auch nicht. Aber sie ist immer noch meine Schwester. Ich fühle mich von allem abgeschnitten, und sie könnte dem Rest der Familie immerhin sagen, dass es mir gut geht.“
    Er überlegte einen Moment, dann sagte er: „Also gut, ruf sie an. Du kannst das Autotelefon benutzen. Aber sag ihr nicht …“
    „Ich weiß, ich weiß.“ Sie griff nach dem Hörer und wählte Wendys Nummer. Sie hörte es dreimal klingeln, dann meldete sich eine fremde weibliche Stimme.
    „Bei Hayward.“
    „Hallo, hier ist Nina. Ich bin Wendys Schwester. Ist Wendy da?“
    „Tut mir leid, aber Mr. und Mrs. Hayward sind ausgegangen. Ich bin der Babysitter.“
    So sorgt sie sich also um mich, dachte Nina und spürte ein irrationales Gefühl von Verlassenheit in sich aufsteigen.
    „Soll sie zurückrufen?“, fragte das Kindermädchen.
    „Nein, ich … äh … ich bin im Augenblick nicht erreichbar. Aber vielleicht rufe ich später noch mal an. Wissen Sie, wann sie nach Hause kommt?“
    „Sie sind bei einem Benefizkonzert im Brant Theater. Sie wollten gegen Mitternacht zurück sein.“
    „Oh, das ist zu spät. Na gut, dann rufe ich morgen an, danke.“ Sie legte auf und seufzte enttäuscht.
    „Nicht zu Hause?“
    „Nein. Ich hätte mir gleich denken können, dass sie ausgegangen sind. In Jakes Anwaltskanzlei endet der Arbeitstag nun mal nicht um fünf. An den Abenden muss man dann Beziehungen knüpfen.“
    „Dein

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