Angst ist dein Tod - Ephron, H: Angst ist dein Tod - Come and Find Me
stand offen, als sei ihr gerade etwas eingefallen. »Er nannte mich Nadia.«
»Natürlich. Du warst als mein Avatar angemeldet. Ashley, weißt du, was danach passiert ist? Ich habe mir die Videos angesehen, die während des Flashmobs gemacht worden sind, und es sieht ganz so aus, als wärst du mit dem Typen mitgegangen, der auf dich zugekommen ist. Vielleicht bist du zu ihm ins Auto gestiegen.«
»Ich weiß nur, dass ich in der Innenstadt war, dass Superman durch die Luft geschwebt ist, der Typ seinen Arm um mich gelegt hat und dass mir das Angst machte. Dann …« Ashley fasste sich an den Oberarm. »Dann … dann nichts. Es ist, als wäre der Film hier einfach zu Ende. Bis auf die Albträume.«
»Was für Albträume sind das?«
Ashley schauderte. »Ein langer Wurm zieht eine Schleimspur über meinen Arm. Kopflose, sprechende Ken-Puppen.«
»An das Krankenhaus erinnerst du dich also nicht? An eine Computertomografie? An die Entlassung heute Morgen? Daran, dass du mit deinem Wagen nach Hause gefahren bist?«
»Nichts.« Ashley nahm die Krankenhausunterlagen und reichte sie Diana. »Ich war vier Tage weg vom Fenster. Schlafkrankheit! Mach dir das mal klar.«
Ein einzelnes Blatt flatterte auf das Bett. Diana hob es auf. »Hier hast du ein Rezept für Ambien.«
»Noch mehr schlafen, genau das, was ich brauche.« Ashley legte sich die Hand auf die Brust, dann auf den Bauch. »Weißt du was? Ich glaube, ich habe Hunger. Wenn ich ehrlich bin, sogar sehr großen Hunger. Und was ist das für ein Geruch?« Sie schnüffelte unter ihrer Achsel und zog eine Grimasse. »Ob ich wohl duschen kann?«
»Wenn dir danach ist.«
Ashley schwang die Beine aus dem Bett, und Diana half ihr beim Aufstehen.
»Langsam«, sagte Ashley, auf Dianas Schulter gestützt.
»Soll ich mit ins Bad gehen?«
Ashley sah sie entsetzt an. »Gib mir noch eine Minute.«
Ashley versuchte, ihren Körper ins Gleichgewicht zu bringen, schob Diana zur Seite und ging ins Bad. Diana folgte ihr, aber Ashley hob abwehrend die Hand. »Alles in Ordnung. Wirklich. Ich schaffe das.« Sie ging aus dem Zimmer über den Flur ins Bad und machte die Tür hinter sich zu.
Diana legte die Papiere aus dem Krankenhaus zu einem Stapel zusammen. Das Rezept heftete sie auf das Deckblatt. Auf dem Briefkopf stand Compassionate Care Medical, P. C. mit einer Adresse in Boston-Back Bay. Unter den Ärzten in der Liste war auch Dr. William Kennedy aufgeführt – der Arzt, dessen Visitenkarte sie hatte. Aber die Unterschrift, mit der das Dokument unterzeichnet war, war nicht die von Dr. Kennedy. Sie begann mit einem großen P und einem D, dann kam ein B, gefolgt von einer unleserlichen Wellenlinie mit Schnörkeln. Diana sah oben auf die Seite und verglich die Signatur mit den Namen der aufgeführten Partner. Der einzige Name, der der Unterschrift auch nur entfernt ähnlich war, war der von Dr. med. Pamela David-Braverman – ihren Freunden in OtherWorld auch bekannt als PWNED .
23
W ährend Ashley noch unter der Dusche stand, breitete Diana die Krankenhausunterlagen auf dem Bett aus. Es brauchte mehr als nur das bisschen Papierkram, um Diana davon zu überzeugen, dass Ashley vier Tage in einem Krankenhaus zugebracht hatte, um sich von einer exotischen Krankheit zu erholen.
Sie nahm die Visitenkarte des Arztes und wählte seine Nummer. Noch vor dem ersten Freizeichen wurde abgenommen.
»Compassionate Care Medical Associates«, meldete sich eine weibliche Ansage vom Band. »Sie erreichen uns in der Woche zwischen neun und siebzehn Uhr. In Notfällen …« Diana hinterließ eine Nachricht, in der sie sich als Ashley ausgab und den Arzt um Rückruf bat. Sie nannte ihre Handynummer und legte auf.
Sie legte die Visitenkarte zur Seite, nahm das Rezept zur Hand und las es. Es trug das gestrige Datum, Montag. Vielleicht war es am Morgen ausgestellt worden, als Ashley angeblich aus dem Neponset Hospital entlassen worden war. Etwas später an dem Tag war Pam in ihrem Forum aktiv gewesen, dessen Slogan Schlagt zurück! Lügen töten! lautete. Darin steckte mehr als nur ein wenig Ironie.
Die Unterschrift auf dem Zettel war bis auf die Initialen P und B nicht lesbar. Sie googelte im Internet nach Dr. med. Pamela David-Braverman und stieß auf viele Tausend Einträge. Sie war an der NYU Medical School gewesen, wo sie sich für die Rechte behinderter Menschen eingesetzt hatte. Unter News fand sie Artikel über Demonstrationen und Petitionen, die sie organisiert und eingereicht hatte, um
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