Angst ist dein Tod - Ephron, H: Angst ist dein Tod - Come and Find Me
Aufzugtür glitt auf, und Diana rannte über den Flur. Sie wollte gerade anklopfen, als sie bemerkte, dass die Tür des Apartments offen stand.
22
A partmenttür offen? Aktentasche auf dem Autorücksitz? Diana stürmte in die Wohnung. Sie sah sofort, dass Ashley weder im Wohnzimmer noch in der Küche war.
Sie schloss die Tür, legte die Kette vor, ging zur geschlossenen Schlafzimmertür und öffnete sie. Es war dunkel, und der Mief muffiger Sportsocken erfüllte den Raum. Schemenhaft erkannte sie Bettzeug, das über einem Körper aufgetürmt zu sein schien.
»Ashley?« Sie bewegte sich auf das Bett zu.
Nur Ashleys blondes Haar war zu sehen. Ihr BlackBerry lag eingeschaltet neben dem Bett auf dem Boden, vermutlich dort, wo sie ihn hatte fallen lassen. Daneben Kleider auf einem Haufen.
Gott sei Dank! Eine Woge der Erleichterung erfasste Diana, und sie sank neben dem Bett auf die Knie. Auf einen guten Ausgang hatte sie kaum noch zu hoffen gewagt.
Sie schaltete die Nachttischlampe ein. Ashley zuckte zusammen. Sie war blass und hatte dunkle Ringe unter den Augen. Diana schob ihre Hand unter die Decke und zog Ashleys Arm hervor. Sie presste die Finger an Ashleys Handgelenk und fühlte einen kräftigen, regelmäßigen Puls.
»Au!« Ashley zog ihre Hand weg.
»Tut mir leid, Liebes«, sagte Diana.
Ashley öffnete ein Auge. Dann das andere. Sie schrie.
»Was ist los?«, fragte Diana.
Ashley deutete nur kurz auf Dianas Kopf. Diana brauchte einen Augenblick, um zu begreifen, was los war.
»Na und? Ich bin blond.«
»Sehe ich. Selbst geschnitten?« Ashleys Augen wurden größer. »Du bist hier? Wie …?«
»Weißt du es nicht mehr? Wir haben telefoniert. Vor fünfzehn Minuten. Ich habe gesagt, dass ich herkomme.«
»Du bist gefahren?«
»Ja, ich kann fahren«, sagte Diana. »Ich habe sogar einen Führerschein.«
»Natürlich hast du einen.«
Diana überging die sarkastische Bemerkung. »Ist mit dir alles in Ordnung? Ich habe mir Sorgen gemacht.«
»Mein Kopf.« Ashley fasste sich an die Stirn und verzog das Gesicht. »Mein Gott, der fühlt sich an wie die Mutter aller Brummschädel.«
Die Erkennungsmusik von Superman erklang.
»Was zum Teufel ist das?« fragte Ashley.
»Es ist ein Vogel, es ist ein Flugzeug …«, sagte Diana und reichte Ashley den BlackBerry. »Dein Handy.«
Langsam und mit schmerzverzerrtem Gesicht stützte sich Ashley auf den Ellbogen und sah auf das neonblau leuchtende Handy.
»Hast du das vergessen?« Diana hielt das Handy hoch, wie es die Leute bei dem Flashmob vor dem Hotel getan hatten. »Copley Square?«
Sie sah auf die Nummer im Display. »Ein Glück, es ist Mum.«
»Geh nicht ran. Ich rufe sie Montag an.«
»Ashley, das ist nächste Woche. Heute ist Dienstag.«
Tiefe Falten legten sich auf Ashleys Stirn, als sie die Augenbrauen zusammenzog.
Das Handy klingelte wieder. Diana ging ran. »Hallo, Mum.«
»Diana?« Pause. »Habe ich dich angerufen? Wenn ja, dann wollte ich es eigentlich nicht.«
»Du hast Ashley angerufen. Ich bin nur rangegangen, weil …« Ashley schüttelte den Kopf ein wenig zu heftig und zuckte zusammen. »Weil sie nicht kann. Sie hat einen Kater.« Ashley verdrehte die Augen. »Oder so etwas Ähnliches.«
»Oder so etwas Ähnliches?«
»Es geht ihr gut. Wirklich. Sie ruft dich zurück, okay? Morgen?«
Nach einigem Hin und Her gelang es Diana schließlich, ihre Mutter abzuwimmeln. Ashley hatte sich inzwischen im Bett aufgesetzt.
»Heute ist Dienstag?«, fragte sie. »Wie ist das möglich? Wo bin ich gewesen?« Diana bemerkte die Angst in der Stimme ihrer Schwester.
Sie nahm Ashleys Hand. Sie fühlte sich kühl und trocken an. »Ich weiß nicht. Ich habe die ganze Zeit versucht, dich zu erreichen. Gestern war ich in deiner Wohnung, und da sah es so aus, als wärst du hier gewesen. Kannst du dich erinnern, dass du in deiner Wohnung warst, die Post abgeholt und dich umgezogen hast?«
Ashley schüttelte den Kopf und hob die Hand, um sich die Träne wegzuwischen, die ihr die Wange hinunterlief.
»Hallo, nicht weinen.« Jetzt bemerkte Diana den marmorierten Fleck auf Ashleys Handrücken. »Was ist das?«
»Wie bin ich daran gekommen?«
Diana strich mit den Fingern vorsichtig über die Stelle, an der sich die Venen verzweigten. »Ich weiß es nicht.«
»Ich … ich auch nicht.« Ashley schüttelte den Kopf und zuckte wieder zusammen.
Diana stand auf. Sie reichte Ashley die Aktentasche. »Die habe ich auf dem Rücksitz in deinem Auto gefunden. Du hast
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