Angst ist dein Tod - Ephron, H: Angst ist dein Tod - Come and Find Me
klangen wie Samstag.
»Liebes, heute ist Dienstag.«
»Nein. Oh, oh.« Ashley räusperte sich. »Unmöglich.«
Wieder ihre Stimme. »Kann nicht sein. Was ist passiert?«
»Du hast dich mit diesem Aaron in einer Bar getroffen. Kannst du dich erinnern, dass du mit ihm Schluss gemacht hast?«
»Habe ich das? Ja, habe ich.«
»Ja, hast du, Süße. Danach bist du zu einem Flashmob gegangen. Erinnerst du dich an Superman, der über dem Copley Square durch die Luft gesegelt ist?« Diana wischte sich eine Träne weg. Sie war unglaublich erleichtert.
»Und Batman. Und Lone Ranger.«
»Und wahrscheinlich Tinkerbell«, lachte Diana fast schwindlig vor Glück.
Auch Ashley lachte. »Au, das tut weh.«
»Und was ist danach passiert?«, fragte Diana. »Das ist vier Tage her.«
»Ich …« Stille.
»Ash?«
Ein Schluckauf und ein Schniefen. Ashley weinte.
»Ich mach mich sofort auf den Weg. Ich bin da, so schnell ich kann. Spätestens in zwanzig Minuten. Geh auf keinen Fall woanders hin. Hast du verstanden?«
Ashley antwortete nicht.
»Du wartest dort, bis ich komme. Klar?«
Schließlich murmelte Ashley irgendetwas vor sich hin, und Diana legte auf.
Pam kam zu ihr. Auf ihrem Schoß hatte sie Dianas Jacke, ihr Notebook, den Rucksack und den Spazierstock. »Gib mir Bescheid. Hier ist meine Telefonnummer.« Sie deutete auf ein gelbes Post-it, das sie auf die Notebookhülle geheftet hatte. »Oder komm einfach vorbei. Jederzeit. Tag und Nacht. Und wenn ich etwas für dich tun kann …«
»Vielen Dank, ich komme darauf zurück.«
»Und ich hoffe, du hast nichts dagegen, aber ich habe deinen Computer überprüft. Habe dafür gesorgt, dass nicht noch mehr Programme darauf sind, die deinen Aufenthaltsort überall hinsenden. Und ich habe einen Keylogger gefunden und auch gleich gelöscht.«
Keylogger? Also wurde sie von jemandem ausspioniert. Irgendjemand hatte sämtliche Eingaben mitprotokolliert, die sie über ihre Tastatur gemacht hatte.
»Kann sein, dass es davon noch mehr gibt, aber ich hatte keine Zeit mehr. Irgendjemand treibt wirklich ein übles Spiel mit dir.«
»Was du nicht sagst«, entgegnete Diana. Sie gab Pam einen Kuss auf die Wange, schnappte sich ihre Sachen und stürmte zur Wohnung hinaus.
Sie ist wieder da, sie ist wieder da, sie ist wieder da, sagte sich Diana gebetsmühlenartig immer wieder, um es wirklich glauben zu können, während sie die Treppe hinunterrannte, ohne auf den Aufzug zu warten. Sie rannte an dem Pizzamann vorbei, der gerade ins Haus kam, öffnete den Hummer mit der Zentralverriegelung und sprang hinein. Sie startete den Wagen, der dröhnend ansprang, und fuhr los.
Der ungehemmte Zustand, in dem sich Diana nach Bourbon und Xanax befand, ließ sie Dinge tun, die sie bei anderen Fahrern hasste. Sie fuhr zu dicht auf, machte dem Vordermann mit der Lichthupe klar, dass er zu langsam vor ihr herschlich, überholte rechts, ließ den Motor aufjaulen und hupte, wenn ein Wagen nicht sofort losfuhr, wenn die Ampel auf Grün wechselte. Ampeln, die gerade auf Rot wechseln wollten, ignorierte sie. Für ihre Fahrweise erntete sie leidenschaftliche Hupkonzerte und aussagekräftige Fingerzeichen.
Immerhin wurde ihr rüpelhaftes Benehmen belohnt – trotz des dichten Feierabendverkehrs legte sie die Strecke vom South End zur Wharf View, für die sie unter normalen Umständen dreißig Minuten gebraucht hätte, in weniger als zwanzig zurück.
Mit quietschenden Reifen brachte sie den Hummer auf dem Besucherparkplatz vor Ashleys Apartmenthaus zum Stehen und stieg aus. Die altmodischen Straßenlaternen, die Strahler an der Gebäudewand und der große gelbe Ball des Mondes, der soeben dem Neponset River entstiegen war, leuchteten den Parkplatz aus wie ein Bühnenbild.
Rechts neben ihr war Ashleys Mini Cooper geparkt. Das Seitenfenster war offen. Diana spähte hinein. Ashley konnte von Glück sagen, dass niemand die große weiße Aktentasche gesehen hatte, die deutlich sichtbar auf dem Rücksitz lag und geradezu danach schrie, geklaut zu werden. Diana griff hinein und nahm sie an sich, bevor sie ins Gebäude rannte.
Der Aufzug schien länger zu brauchen als sie mit dem Wagen für den ganzen Weg hierher. Während sie nach oben fuhr, hängte sich Diana Ashleys Aktentasche auf die andere Schulter. Was schleppte sie da nur mit sich herum? Backsteine? Sie sah hinein. Ein Teil des Gewichtes war sicherlich einer Ausgabe der Vogue geschuldet und vermutlich auch der Literflasche Handdesinfektionsmittel.
Die
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