Angst ist dein Tod - Ephron, H: Angst ist dein Tod - Come and Find Me
Angreifer von außen suchten sich oft eine Schwachstelle, die sie anbohrten, um über einen arglosen Mitarbeiter unbemerkt ins firmeneigene Netz einzudringen.
»Wir können uns in keiner Abteilung Mitarbeiter leisten, die sich nicht an die Sicherheitsvorschriften halten.« Das war wieder Courtemanche. Diana machte erst gar keine Anstalten, darauf hinzuweisen, dass dieser Angriff vermutlich durch keine ihrer Sicherheitsvorschriften hätte verhindert werden können. »Wir haben ihren PC sichergestellt und auch ihren Zugang gesperrt. Immerhin war das Problem schnell gelöst.«
Eine Nachricht von Jake lief über den Bildschirm.
Jake: Vollidiot
Diana gab ihm recht. Dem Typ war nicht mehr zu helfen, wenn er wirklich glaubte, dass es damit getan war, den PC der bedauernswerten Sonya Lochte sicherzustellen. Sie presste den Handballen gegen die Stirn. Wann würde das Aspirin endlich wirken?
»Waren die Daten verschlüsselt?«, wollte Diana wissen, die die Antwort bereits wusste. Sie hatte die gestohlene Tabellenkalkulation schon überprüft. Sie enthielt unverschlüsselte Daten – Buchstaben und Ziffern, mit denen sie allerdings nichts anfangen konnte.
Für einen Augenblick trat Stille ein. »Felix?« Die Sprechblase stand über Chanders Kopf.
»Natürlich waren sie verschlüsselt.« Diese dreiste Lüge kam von einem Avatar im dunklen Anzug. Es musste Felix Manning sein, der Leiter der IT-Abteilung.
»Hm, die Frage ist, ob Sie AES verwendet haben.« Diana gab sich ahnungslos, wohl wissend, dass sie Advanced Encryption, den neuesten Industriestandard, nicht eingesetzt hatten. »Wir haben die Erfahrung gemacht, dass unsere Kunden oft glauben, geschützt zu sein, obwohl sie es tatsächlich gar nicht sind. Wir können ein paar Tests durchführen und Ihnen helfen, den Fehler zu …«
Manning fiel ihr ins Wort. »Nein, vielen Dank. Ich bin froh, dass das Problem damit gelöst ist. Es handelt sich eindeutig um eine interne Angelegenheit.«
Wie überzeugt er klang. Aber Diana war klar, dass er nur mit Nebelkerzen um sich warf. Man konnte unmöglich sagen, ob der Angriff von außen oder von innen kam.
Manning fügte hinzu: »Außerdem haben wir das Notebook doppelt und dreifach gesäubert.«
Verdammt. Diana hatte eine kleine Falle aufgestellt, eine Fake-Datei, die sie auf der Festplatte des Notebooks abgelegt hatte. Darin befand sich ein Peilprogramm, mit dem sie die Hacker hätte aufspüren können.
»Dann wäre ja alles klar«, sagte Jake. »Stimmst du mir zu, Nadia?« Nein, das tue ich nicht , wollte Diana kontern. Aber die Kunden hatten immer recht. Und wenn sie nicht recht hatten, dann wollten sie nichts davon wissen. »Nadia?«
»Richtig«, sagte sie schließlich. »Alles klar, bis auf ein paar Empfehlungen. Sichern Sie Ihre Firewalls und alles, was Angriffe von außen verhindert. Ich schicke Ihnen einen ausführlichen Bericht. In der Zwischenzeit fangen wir an, diese Kriminellen aufzuspüren und …«
»Aber an diesem Punkt können Sie auch wieder übernehmen, Felix«, unterbrach sie Jake. »Sie haben die Situation ja anscheinend unter Kontrolle, wie Sie sagen …«
»Anish?« Der Leiter der IT-Abteilung sah den Sicherheitschef prüfend an.
»Absolut«, bestätigte Chander.
»Aber wenn alle die Sache nur runterspielen …«, wollte Diana einwerfen.
Doch eine Nachricht tauchte auf ihrem Bildschirm auf:
Jake: Rückzug
Chander fuhr fort: »Mir ist bewusst, dass ich für die Sicherheit verantwortlich bin, und ich bin überzeugt, dass unsere Leute die Angelegenheit im Griff haben. Wir können ab jetzt wieder übernehmen. Das wurde uns versichert.«
»Versichert?« Diana erschrak beim schrillen Klang ihrer eigenen Stimme. Was sollte das bedeuten? Und wer hatte ihnen das versichert? Sie hasste es, wenn sich Opfer damit zufriedengaben, die Sicherheitslücke zu stopfen, und es dabei bewenden ließen. Genau davon lebten Hacker. Kamen ihnen die Geschädigten nicht auf die Schliche, dann suchten sie einen neuen ungesicherten Zugangspunkt. Daniel hatte immer davon gesprochen, dass Hacker der Industrie den denkbar größten Dienst erwiesen, indem sie Schwachstellen im Unternehmenspanzer aufdeckten.
Eine beklemmende Stille machte sich breit.
»Nadia. Jake«, meldete sich Courtemanche zu Wort. »Ich weiß Ihre Arbeit wirklich zu schätzen. Sie haben uns einen großen Dienst erwiesen. Vielen Dank.«
Bla, bla, bla . Diana schluckte ihren Zorn hinunter.
»Es war uns eine Freude, mit Ihnen zusammenarbeiten zu dürfen«,
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