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Angst - Kilborn, J: Angst - Afraid

Titel: Angst - Kilborn, J: Angst - Afraid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Kilborn
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an dem Knochen zu reißen. Sal zitterte am ganzen Körper. Dann drückte er den Rücken durch, und sein Schrei ließ Strengs Zahnfüllungen schmerzhaft vibrieren. Er wollte nicht aufhören,
bis Sal kurz Luft holte. Streng spürte, wie sich sein Magen umdrehte und ihm alles hochzukommen begann.
    »Ihre Hände zittern ja, Sheriff. Sind Sie sicher, dass Sie mich treffen würden? Ich will doch hoffen, dass Sie nicht danebenschießen. Selbstlos wie ich bin - nicht wahr, Sal?«
    »Lassen Sie die Waffe fallen!«
    Mit einer kaum wahrnehmbaren Bewegung richtete der Eindringling den Lauf seiner Pistole von Sal weg und auf den Sheriff.
    »Sie zuerst. Ich bin mir sicher, dass wir darüber reden können. Schließlich sind wir zwei zivilisierte Erwachsene. Nicht wahr?«
    Streng war sich bewusst, dass er höchstwahrscheinlich sterben würde, wenn er jetzt abdrückte. Dieser Mann war zu schnell, zu eiskalt. Ein Profi. Die beste Chance, diese Situation zu überleben, war, sie zu entschärfen. Er musste zum Rückzug blasen und Verstärkung holen. Aber jede Faser in seinem Körper drängte ihn dazu, diese Kreatur abzuknallen.
    Im Bruchteil einer Sekunde wusste er, wie er vorgehen würde. Ohne Verstärkung konnte er hier nichts ausrichten. Streng trat blitzschnell hinter die Tür zurück. Sals Schrei begleitete ihn und fuhr ihm erneut durch Mark und Bein. Sein Funkgerät und sein Handy befanden sich im Auto. Er musste also so schnell wie möglich zum Jeep und die Staatspolizei informieren. Sie brauchten ein Verhandlungsteam, das mit dem Geiselnehmer in Kontakt treten konnte.
    Ein Geräusch.
    Hinter ihm.
    Streng drehte sich gerade noch rechtzeitig um, um eine unwirklich riesenhafte Gestalt die Treppe herauf auf ihn zueilen zu sehen.

    Dr. Ralph Stubin kratzte sich an der Glatze und betrachtete den Algorithmus auf dem Monitor vor ihm. Dann griff er nach seinem Kaffee. Die Tasse war noch immer leer. Das war schon das dritte Mal hintereinander, dass ihm das passierte. Manchmal versuchte er daraus zu trinken, ehe er es überhaupt merkte.
    »Mathison! Wie wäre es mal mit ein bisschen frischem Kaffee?«
    Alan Mathison Turing saß neben der Kaffeemaschine, seinen Schwanz um die warme Kanne geringelt. Er kreischte auf, was wohl bedeutete, dass der Kaffee nicht warm genug war. Stubin übersetzte den Schrei als Kapuzineräffisch für: »Noch nicht fertig.«
    »Wenn ich innerhalb der nächsten zehn Sekunden keinen Kaffee kriege, kannst du dein Bier heute Abend abschreiben.«
    Mathison stieß erneut einen Schrei aus, und Stubin wusste, dass er ihm ein Schimpfwort an den Kopf geschmissen hatte. Aber statt zu schmollen, fing der Kapuzineraffe an, über die Laborschränke zu springen, nahm sich eine sechzig Kubikzentimeter große, leere Spritze und steckte sie in den noch immer durchlaufenden Kaffee. Dann füllte er sie mit genau dreißig Kubikzentimetern, marschierte zu Stubin und spritzte den Inhalt in seinen Becher.
    »Vielen Dank, Mathison.«
    Mathison ließ die Spritze fallen und hüpfte auf Stubins Schulter, den Schwanz um dessen Nacken gelegt. Er wog weniger als fünf Pfund und hatte sich diesen Platz schon lange als seinen Lieblingsort auserkoren. Stubin spürte ihn kaum mehr. Stattdessen konzentrierte er sich wieder auf den Computer. Dabei wollte er Mathison am Bauch streicheln, verfehlte aber sein Ziel und berührte stattdessen aus Versehen die Narbe an seinem Kopf.

    Der Affe schrie auf und stieß Stubins Hand mit seinen winzigen Pfoten von sich. Mathison war sich der Narbe noch immer bewusst, selbst wenn er sie kaum mehr ertasten konnte, denn sie war schon seit über einem Jahr verheilt. Aber er mochte nicht, wie sie aussah. Stubin hatte sich schon bei vier Schönheitschirurgen erkundigt, aber keiner von ihnen war bereit, seine Zeit mit einem Affen zu vergeuden. Offenbar wollte keiner wahrhaben, dass Primaten eitel sein konnten.
    Mathison war nicht nur eitel, sondern vielmehr unglaublich narzisstisch. Obwohl er bei Frauen Erfolge verbuchen konnte und von allen liebkost und ins Herz geschlossen wurde, die je die Ehre gehabt hatten, ihn kennenzulernen - sowohl Menschen als auch Primaten -, stellte die Narbe für ihn doch weiterhin ein großes Problem dar.
    »Mach dir keine Sorgen.«
    Mathison kletterte von Stubins Schulter und deutete auf die Baseballkappe der Lakers, die Stubin seiner Glatze wegen trug, wenn er vor die Haustür ging. Stubin litt bereits seit den sechziger Jahren an Haarausfall.
    »Hast ja Recht, hast ja Recht. Ich könnte

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