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Angst - Kilborn, J: Angst - Afraid

Titel: Angst - Kilborn, J: Angst - Afraid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Kilborn
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wusste, dass sich ihre Augen mit Tränen füllten, die sie nicht wegblinzeln konnte, denn sie hatte zu viel Angst, um die Augen zu schließen.
    Dann hörte sie deutlich einen Schritt auf dem gefliesten Fußboden.
    Und einen weiteren.
    Wer auch immer Al das angetan hatte, bewegte sich nun auf sie zu.
    Fran keuchte und schaffte es tatsächlich, etwas Luft in ihre Lungen zu pumpen.
    Das Licht ging erneut an und richtete sich wieder auf Al. Ein schwarzer Stiefel stellte sich auf den Nacken des Mannes. Auf seinen Kopf. Er trat zu, so dass noch mehr Blut aus der offenen Wunde spritzte. Dann erschien eine Hand in einem schwarzen Lederhandschuh - eine Hand, die ein großes Messer hielt.
    Fran vermochte die Augen nicht zu schließen. Sie vermochte sich auch nicht abzuwenden, als das Messer den auf dem Boden liegenden Al zu attackieren begann.
    Als Al schließlich zu zucken aufhörte, ging das Licht erneut aus.
    Die folgende Stille war das Lauteste, was Fran jemals gehört hatte. Lauter noch als die drei Stunden, die sie in dem umgekippten Auto verbracht hatte, ihren toten Mann Charles neben sich auf dem Fahrersitz. Der Sicherheitsgurt hielt ihn in Position, während sein Blut auf ihr Gesicht tropfte - platsch, platsch, platsch …

    Etwas traf Fran an der Brust und katapultierte sie in die Gegenwart zurück. Sie schreckte zurück, als das Licht erneut anging. Dieses Etwas war warm und feucht und blieb an ihrer Bluse haften. Ein Handtuch? Was war das? Was hatte er auf sie geworfen?
    Sie zuckte mit den Schultern, aber es fiel nicht von ihr ab. Dann blickte sie an sich herab und entdeckte etwas Rotes, Aufgeschwollenes. Es war in Fetzen gerissen und trug Als Schnurrbart.
    Dann ging das Licht wieder aus.
    Fran schrie auf. Sie schrie und schrie, bis sie endlich ihre Erstarrung abzuschütteln und die Hände vom Regal zu lösen vermochte. Dann fegte sie Als Gesicht von ihrer Brust und fuchtelte wild in der Luft herum, als ob ein Schwarm Bienen sie angegriffen hätte.
    Nach fünf Sekunden reiner Panik hielt Fran abrupt inne. Der letzte Schrei blieb ihr in der Kehle stecken. Sie streckte die Hände in die Dunkelheit, als sie einen weiteren Schritt hörte.
    Und noch einen.
    Dann ein leises Lachen.
    Merkwürdigerweise dachte Fran nicht mehr an sich oder den Terror, der sie umgab. Stattdessen fiel ihr Duncan ein. Ihr Sohn war eine kleine Ausgabe von Charles. Die einzige Abweichung in seinem Gesicht waren ihre hellblauen Augen - so blass wie Eis. Er war gerade zehn geworden, ein Alter, in dem es nicht mehr sonderlich cool war, sich mit Mom in der Öffentlichkeit sehen zu lassen. Aber Duncan erduldete tapfer ihre Versuche, Videospiele mit ihm zu spielen. Er murrte auch nicht, wenn sie die Filme aussuchte, die sie gemeinsam sahen. Deshalb musste er ab und zu auch etwas Ernsteres als eine Jim-Carrey-Komödie ertragen.
    Sie dachte an die Spaziergänge, die sie gemeinsam unternommen
hatten, als er noch kleiner gewesen war, und an die Familienurlaube, als Duncans Vater noch lebte. Und ihr fiel der Tag seiner Geburt ein, als er nach sechzehn fürchterlichen Stunden der Wehen auf die Welt gekommen war. Als sie ihn endlich in den Armen hielt, weinte sie vor Glück. Sie dachte auch an die kommenden Jahre, an Duncan als Teenager. Diese Jahre würde er ohne Eltern auskommen müssen, wenn sie jetzt starb.
    Und das durfte Fran nicht zulassen.
    Sie griff hinter sich, tastete die Sachen auf dem Regal ab, bis sich ihre Hand um eine zweieinhalb Kilo schwere Dose Tomatenmark legte. Sie hob sie über ihren Kopf und wartete zitternd.
    Das Licht leuchtete wieder auf - diesmal keine zwei Meter von ihr entfernt.
    Fran warf die Dose, so hart sie nur konnte. Sie wartete nicht ab, um zu sehen, ob sie den Killer getroffen hatte, sondern rannte los, kletterte auf den Schreibtisch und tastete panisch nach dem Fenster zur Gasse hinaus.
    Ihre Finger berührten das kühle Glas, das mit einem Film aus Fett, Schmutz und Spinnweben überzogen war. Sie fand den Griff und versuchte, ihn zu öffnen.
    Aber er ließ sich nicht bewegen. Sie spürte lediglich die vielen Farbschichten, die ihn völlig nutzlos gemacht hatten.
    Erneut von Panik ergriffen, tastete sie auf dem Schreibtisch herum. Endlich fand sie das Telefon, hob es hoch und schlug es gegen das Fenster.
    Das Glas klirrte. Die kühle Nachtluft strömte ihr entgegen und brachte den Gestank des faulenden Mülls mit sich. Das Fenster war klein, und Scherben ragten aus dem Rahmen, aber Fran zwängte sich dennoch durch die

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