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Angst - Kilborn, J: Angst - Afraid

Titel: Angst - Kilborn, J: Angst - Afraid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Kilborn
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Weste?
    Josh fasste mit der Hand an die riesige Brust. Der Stoff war weich und geschmeidig. Josh konnte sich kaum vorstellen, dass so etwas gleichzeitig auch kugelsicher war. Er fand eine leere Tasche, dann einen Reißverschluss, der nicht aufgehen wollte. Ajax’ Brust hob und senkte sich unter seinen Händen. Er war so riesig, dass Josh fast meinte, ein Pferd zu filzen.
    »Ich habe eine Schachtel Zündhölzer und ein paar Kapseln gefunden.« Die Stimme des Sheriffs schreckte Josh auf. Streng hatte sich offenbar in der Zwischenzeit mit Santiago beschäftigt. »Und du?«
    »Einen Container, irgendein elektrisches Gerät und eine Feldflasche mit Wasser.«
    Josh fuhr mit den Händen wieder nach oben, bis er an Ajax’ Hals angelangt war. Die Vorstellung, dem Mann das Genick zu brechen, während er noch bewusstlos dalag, verflog schlagartig, als er merkte, mit welch unglaublichen Dimensionen er
es zu tun hatte. Es wäre einfacher gewesen, einen Holzscheit entzweizubrechen.
    »Mein Messer sollte noch in seinem Ohr stecken«, meinte Josh zu Streng.
    »Ist nicht da. Vielleicht hat er es herausgeholt … Umpf.«
    Ein leises Rascheln folgte, ehe wieder Stille im Wald eintrat.
    »Sheriff?«
    Streng antwortete nicht. Josh lauschte konzentriert, hörte aber nur das Atmen von Ajax.
    »Sheriff Streng? Alles in Ordnung?«
    Er kam sich dämlich vor, sobald ihm die Worte über die Lippen gekommen waren. Natürlich war nicht alles in Ordnung. Santiago musste aufgewacht sein. Vielleicht war Streng bereits tot. Warum waren sie nicht davongerannt, wie der Sheriff vorgeschlagen hatte?
    Ajax bewegte sich und gab ein tiefes, leises Brummen von sich. Josh sprang zurück. Er überlegte kurz, ob er in Richtung der County Road H flüchten sollte, um die Straße dann in Richtung Stadt weiterzulaufen. Vielleicht konnte er sogar ein Auto anhalten. Sobald er in Safe Haven war, würde er die Staatspolizei verständigen. Er richtete sich auf und blickte in seine Fluchtrichtung.
    Nicht ohne den Sheriff, erinnerte er sich.
    Dann drehte er sich um, ballte die Fäuste und ging langsam auf Santiago zu.
     
     
     
    Fran hatte sich nie zuvor in ihrem Leben so kalt gefühlt. Ihr ganzer Körper - nicht nur ihre gefesselten Hände - war wie betäubt, und ihre Zähne klapperten. Aber als sie die große uniformierte Gestalt vor sich sah, die auf der dunklen Straße
über ihr aufragte, drehte Fran sich um und eilte die steile Böschung wieder hinunter.
    »He! Alles in Ordnung?«
    Fran lief weiter. Die Stimme war nicht die von Taylor, aber sie konnte niemandem mehr vertrauen, der mitten in der Nacht allein spazieren ging. Sie versuchte, das Gleichgewicht nicht zu verlieren und die Füße in einem geordneten Bewegungsablauf aufzusetzen, aber die Böschung war zu steil, und Fran triefte noch immer vor Wasser. Ihre nasse Ferse rutschte auf einem Stück Gras aus, und sie fiel auf den Rücken. Ehe sie sich wieder aufrichten konnte, leuchtete ihr der Strahl einer Taschenlampe ins Gesicht.
    »Fran? Sind Sie das?«
    Fran blinzelte, konnte aber die Person hinter der Taschenlampe nicht erkennen. Doch die Stimme besaß nichts Drohendes und kam ihr irgendwie bekannt vor.
    Sie riss sich zusammen und fragte unsicher: »Wer ist da?«
    »Erwin Luggs. Sie arbeiten doch mit meiner Verlobten Jessie Lee bei Merv zusammen. Und ich unterrichte Duncan in der Schule.«
    Erwin.
    Er war einer der Feuerwehrmänner von Safe Haven und Lehrer an der örtlichen Mittelschule. Ihr Sohn mochte ihn, während sich Jessie Lee ständig über ihren zukünftigen Ehemann beschwerte. So sehr, dass Fran sich ab und zu wunderte, warum sie ihn überhaupt heiraten wollte.
    Ehe Fran antwortete, fasste Erwin mit seinen großen Händen nach ihr und half ihr auf die Beine.
    »Gütiger Himmel, Fran. Was ist passiert?«
    Frans Augen weiteten sich vor Angst, als sie sah, dass auch Erwin von oben bis unten mit Blut besudelt war. Erwin bemerkte ihre Reaktion.

    »Stammt von einem Reh«, meinte er knapp.
    Fran beruhigte sich ein wenig. »Meine Hände. Haben Sie ein Messer oder irgendwas, das schneidet?«
    »Nagelknipser?«
    »Versuchen Sie mal, ob Sie damit das Plastik durchbekommen.«
    Erwin stellte sich hinter sie. Fran spürte kaum, wie er ihre Arme hob und die Hände bewegte, um besser an die Fesseln zu gelangen.
    Dann kehrte das Gefühl in ihre Arme zurück - und mit ihm der Schmerz.
    Ihre Hände fielen an ihren Seiten herab, und das Blut, das in sie schoss, brannte wie Säure. Ihre Arme und vor allem ihre

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