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Angst sei dein Begleiter: Thriller (German Edition)

Angst sei dein Begleiter: Thriller (German Edition)

Titel: Angst sei dein Begleiter: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carla Cassidy
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drückte die Nothalt-Taste, und der Lift kam ächzend zum Stehen.
    Dann folgte undurchdringliche Stille. Charlie rückte näher an sie heran, und sie nahm ihn in die Arme. Er zitterte, und sie schloss die Augen und atmete tief durch, um das panische Flattern zu beruhigen, das sie zu überkommen drohte.
    »Und jetzt?«, fragte Charlie im Flüsterton.
    »Wir warten. Ich schätze, wir stecken zwischen zwei Stockwerken fest.«
    »Und wenn er die Taste drückt, die den Aufzug holt?«
    »Bei einem Nothalt reagiert die nicht. Dazu benötigt er einen Schlüssel, oder er müsste von hier aus die Kontrolltasten bedienen. Wir sind in Sicherheit, Charlie. Wir müssen nur noch abwarten, bis uns jemand findet.«
    Schon spürte sie es – das widerliche Erstickungsgefühl, das sie in der winzigen Kabine langsam überkam. Statt dass sie sich beruhigte, klopfte ihr Herz immer heftiger, ein Schrei stieg in ihrer Kehle hoch, ein Schrei, den sie immer wieder unterdrücken musste.
    Ruhe bewahren. Du musst die Ruhe bewahren. Um Charlies willen. Um deiner selbst willen, dachte sie. Trotzdem schienen die Wände des kleinen Raums auf sie zuzukommen, und die Luft kam ihr zu dünn zum Atmen vor.
    »Er heißt John Malcolm. Er wohnt in dem Apartmenthaus auf der anderen Straßenseite«, flüsterte sie. »Dort arbeitet er als Hausmeister, und er ist der Kostüm-Mörder.« Sie erklärte Charlie das alles für den Fall, dass etwas Schlimmes geschah, für den Fall, dass er entkam und sie nicht.
    Charlie blieb in ihre Arme geschmiegt stehen, zitterte noch immer und klammerte sich fester an sie. »Alles wird gut, Charlie. Uns passiert schon nichts.« Sie wollte ihn beruhigen, wenngleich ihre eigene Panik zunahm.
    Sie konnte nicht atmen. Der Aufzug war zu klein, die Luft zu dünn. Sie konnte nicht mehr sagen, wer stärker zitterte, Charlie oder sie. Sie hatte das Gefühl, als wollten ihre Lungen platzen, und sie versuchte, durch die Nase zu atmen, um nicht zu hyperventilieren.
    »Okay, Annalise«, sagte Charlie und tätschelte ihren Arm, als wüsste er, dass sie nicht nur vor dem Mann, der sie verfolgte, Angst hatte, sondern auch vor diesem winzigen Raum.
    Sie nickte. Wo steckte John jetzt? Hatte er das Gebäude verlassen? Sie glaubte es nicht. Er konnte jetzt nicht mehr einfach fortgehen und sie beide am Leben lassen. Sie kannten sein Geheimnis, und er konnte unmöglich zulassen, dass sie diese Nacht überlebten.
    Gott sei Dank hatte sie vor ihrem Aufbruch eine Nachricht auf Tylers Handy hinterlassen. Tyler und auch ihr Vater wussten, dass sie in ihre Wohnung gefahren war. Wenn sie nichts mehr von ihr hörten, würden sie früher oder später hergekommen, um nach ihr zu suchen.
    »Das alles ist meine Schuld«, sagte Charlie. Er schluchzte so sehr, dass seine Schultern zuckten. »Ich hätte nicht hierherkommen dürfen. Das alles wäre nie passiert, wenn ich nicht so dumm gewesen wäre.« Er löste sich aus ihrer Umarmung und sah sie mit gequältem Blick an. »Du hättest weglaufen sollen, als das vorhin noch ging. Du hättest mich vergessen und dich retten sollen.«
    »Wie hätte ich das tun können? Du bist mein Lieblingsbruder. Ich hab dich lieb, Charlie. Ich hätte dich nie im Leben zurückgelassen.« Er schmiegte sich wieder in ihre Arme, und in dem Augenblick ertönte von der Decke des Aufzugs ein lauter Schlag.

    Max saß unter seinem Baum, den Blick auf Annalises Haus gerichtet. Er hatte den Jungen wiedergesehen, und sein Herz sang vor Freude. Mickey. Er wusste nicht, was der Junge in dem Haus tat, aber Max beabsichtigte, hier zu warten, bis er wieder herauskam. Max hatte seinem Sohn doch noch so vieles zu sagen, und er musste unbedingt wissen, wo Sammy steckte. Warum war er nicht bei Mickey?
    Vielleicht war Sammy schon vor Mickey im Haus gewesen. Vielleicht war Mickey hergekommen, um sich mit seinem Bruder zu treffen. Ja, ja, so musste es sein. Und wenn sie herauskamen, würde Max sie erwarten.
    Ob sie sich an ihn erinnerten? Vor Angst begann Max’ Herz zu flattern. Seine Söhne hatten ihn so lange nicht gesehen. Würden sie ihn erkennen?
    Natürlich würden sie ihn erkennen, tröstete er sich. Schließlich waren sie einmal die drei Musketiere gewesen, in Liebe vereint bis zu jenem schrecklichen Abend …
    Max erinnerte sich noch genau daran, womit er gerade beschäftigt gewesen war, als die Polizisten bei ihm aufgetaucht waren. Er hatte auf dem Kartentisch im Wohnzimmer ein Puzzle gelegt. Es war ein Puzzle, an dem sie immer zusammen

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