Angst sei dein Begleiter: Thriller (German Edition)
aufzulösen, dann die Taste, die den Aufzug abwärtsschickte, und der Lift setzte sich wieder in Bewegung. Er war gerade im Erdgeschoss angelangt, und die Türen begannen langsam, sich zu öffnen, als die Falltür an der Decke aufsprang und John sich in die Kabine fallen ließ.
Keuchend packte Annalise Charlie am Arm und zerrte ihn mit sich durch die halb offene Aufzugtür. »Lauf!«, schrie sie und eilte ihm vorweg durch den Laden auf den Vordereingang zu.
Auf halbem Weg zur Tür stolperte Charlie über einen Mülleimer und stürzte der Länge nach zu Boden. Annalise fuhr herum, um ihm aufzuhelfen, und schrie, als John sich auf ihn stürzte und mit dem Messer zustieß.
»Nein!« Abgrundtiefer Schmerz lähmte sie. »Charlie!«
Bevor sie sich aus ihrer Erstarrung gelöst hatte, war John bereits aufgesprungen und rannte auf sie zu. Sie wirbelte herum, um davonzulaufen, doch da traf sie etwas Hartes am Hinterkopf. Sie ging in die Knie und sank zu Boden, als sich alles um sie herum zu drehen begann.
Irgendwo in einem Winkel ihres Bewusstseins schrie eine Stimme, sie solle aufstehen und wegrennen, doch ihr Körper konnte dem Befehl nicht gehorchen. Dunkle Flecken flimmerten vor ihren Augen, während sie sich verzweifelt bemühte, bei Bewusstsein zu bleiben.
Wo war er? Wo war John?
Sie sah Charlie am Boden liegen und schluchzte auf. Er lag so still da. War er tot? O Gott, dachte sie, das wäre einfach nicht zu ertragen.
Aber wo war John? Sie konnte ihn nicht sehen, und ihr war fast schon völlig schwarz vor Augen. Steh auf und wehr dich!, schrie die Stimme in ihrem Kopf. Zu spät.
Was? Was roch sie da? Benzin. Jetzt hörte sie es auch, das Plätschern. Der Geruch nach Benzin war nun unverkennbar.
Ein Augenblick lang herrschte noch Stille, dann folgte ein lautes Wusch, und sie wusste, dass John das Benzin angezündet hatte. Wenige Sekunden später war das Knistern von Flammen zu hören, und eine Hitzewelle rollte über sie hinweg.
Dann war John bei ihr. Wortlos hob er sie hoch und trug sie auf seinen Armen zur Eingangstür. Nein, schrie es in ihrem Kopf. Bitte nicht. Du kannst Charlie nicht einfach zurücklassen.
Während John sie zur Tür und in die Dunkelheit der Nacht hinaustrug, konnte sie an nichts und niemand anderen als an Charlie denken, der in dem brennenden Gebäude zurückgeblieben war und der sich so sehr vor Feuer fürchtete.
Tyler beschloss, ohne Umwege über seine Wohnung zu Annalises Loft zu fahren. Er konnte die leise Warnung in seinem Hinterkopf, die ihm keine Ruhe ließ, nicht ignorieren, diese Warnung, die ihm sagte, dass Annalise nicht friedlich in seiner Wohnung im Bett lag und schlief.
Er versuchte, das unruhige Klopfen seines Herzens zu ignorieren, und sagte sich, dass er wahrscheinlich überreagierte. Bestimmt waren dies nur die Nachwirkungen des Adrenalins, weil ihm der Fall Stanko so zugesetzt hatte.
Doch als er durch die stillen Straßen fuhr, hatte er immer wieder das Bild aus seinem Alptraum vor seinem inneren Auge. Die toten Mädchen, die aus dem Meer stiegen. Drei von ihnen flehten ihn an, für Gerechtigkeit zu sorgen. Und die vierte Gestalt, die sich wie die schaumgeborene Venus aus den Wellen erhob, war … Annalise.
Er umfasste das Steuer ein wenig fester. Zum ersten Mal in seinem Leben hatte er eine Frau gefunden, mit der er den Rest seines Lebens verbringen wollte, die Frau, die die Mutter seiner Kinder sein sollte.
Er durfte sie jetzt nicht verlieren, nicht, nachdem er gerade erst erkannt hatte, wie sein Leben mit ihr zusammen aussehen würde. Keine Panik, ermahnte er sich. Zieh keine voreiligen Schlüsse. Wenn er in ihr Loft kam, würde wahrscheinlich niemand mehr dort sein. Dann würde er nach Hause fahren und Annalise tief unter die Bettdecke gekuschelt schlafen sehen.
Er lockerte seinen Griff um das Lenkrad, als er sich vorstellte, zu ihr ins Bett zu schlüpfen, ihren weichen, geschmeidigen Körper an sich zu ziehen. Zwar hatte sie die Worte noch nicht laut ausgesprochen, ihm noch nicht gesagt, dass sie ihn ebenfalls liebte, doch er wusste es. Er schmeckte ihre Liebe jedes Mal, wenn er sie küsste, er spürte sie in jeder Zärtlichkeit.
Er brauchte ihr Liebesgeständnis nicht unbedingt, wenngleich er die magischen drei Worte doch gern eines Tages hören würde. Tyler hoffte inständig, dass er noch die Chance hatte, sie zu hören. Ihr durfte nichts geschehen sein. Es durfte einfach nicht sein.
Er gab Gas, und die Alarmglocken in seinem Kopf schrillten immer
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