Angst über London
schrie: »Henker! Schlag zu. Töte den Geisterjäger John Sinclair!«
Und Suko hob das Schwert, um seinem besten Freund den Kopf abzuschlagen…
***
Myxin kämpfte verbissen!
Diesmal konzentrierte er sich nicht direkt auf Asmodina, wollte nicht die harte Konfrontation mit der Teufelstochter, denn die eine Lehre hatte ihm gereicht.
Sein Ziel war Miriam di Carlo und somit nur indirekt Asmodina.
Er hatte seine Gedanken gesammelt. Sein sowieso schon schmales Gesicht war noch schmaler geworden - und auch blasser.
Die Konzentration, die vor ihm liegende Aufgabe erforderte die Kräfte.
»Miriam di Carlo!« schrie er einen geistigen Befehl. »Melde dich, Miriam!«
Zuerst geschah nichts.
Keine Resonanz.
Noch einmal der Ruf.
»Miriam di Carlo. Ich will mit dir sprechen. Melde dich endlich!« Keine Antwort.
Myxin atmete schwer. Winzige Schweißperlen lagen auf seiner Stirn.
Durch die grüne Farbe schimmerten sie wie kleine Murmeln. Der Magier hob beide Hände und presste die zehn Fingerspitzen links und rechts gegen seine Stirn. Es musste doch zu schaffen sein! Es musste einfach!
Und wieder einmal wurde er sich der Schwäche bewusst, die ihn seit seiner Feindschaft mit Asmodina gepackt hielt. Er war ein Nichts, mehr nicht. Ein Schwarzblütler, über den man lachte.
Myxin unternahm einen erneuten Anlauf. Er verbannte seine selbstzerstörerischen Gedanken aus seinem Gehirn und konzentrierte sich voll auf die Sache.
Sein Gedanke war wie ein Schrei!
»Miriam«
Diesmal hatte er sich überfordert. Der gedankliche Stress hatte zuviel Kraft gekostet. Myxin fiel langsam zur Seite und blieb auf dem Boden liegen.
Blass, fertig, ausgelaugt…
Er war ein Versager!
Und diese Worte hämmerten unaufhörlich in seinem Hirn…
***
Ich erwartete den tödlichen Schlag, vielleicht den kurzen, reißenden Schmerz und dann das absolute Nichts.
Die Schwärze des Todes…
Aber ich wollte nicht. Ich hatte das Kreuz, und es war aufgeladen mit Weißer Magie, mit der Kraft des Lichts, mit dem Signum der vier Erzengel versehen.
Michael, Gabriel, Raffael und Uriel…
Ich schrie verzweifelt die Namen heraus, flehte um Hilfe, und mein Kreuz reagierte.
Gleißende Helligkeit blendete mich, zuckte wie ein Blitz auf, den irgend jemand in der Luft angehalten hatte, damit er sich ausbreiten konnte.
Ich riss trotzdem die Augen weit auf, schaute in ein engmaschiges Lichtnetz und glaubte, dazwischen vier Gesichter schemenhaft schimmern zu sehen.
Die vier Erzengel.
Mein Gott…
Dann hörte ich einen Schrei.
Gellend, markerschütternd…
Dieser Schrei riss mich wieder in die Wirklichkeit zurück. Inmitten der Lichtaura wälzte ich mich herum, fiel vom Richtstein und merkte, dass mein Kreuz aufrecht in der Luft schwebte, als würden unsichtbare Hände es halten.
Das Kruzifix strahlte diesen Glanz ab, der nicht nur mich schützte, sondern sich ausgebreitet hatte. Er hatte das Schwert erfasst.
Deutlich sah ich die Klinge, und sie war längst nicht mehr so wie zuvor.
Bis zur Mitte hin war sie geschmolzen und schmolz weiter. Schwarzes Metall tropfte zu Boden, wo es zischend verdampfte.
»Las das Schwert fallen, Suko!« brüllte ich, weil ich Angst um meinen Partner hatte. Wenn das Licht ihn, den Zombie, erfasste, würde es ihn zerstören.
Suko gehorchte instinktiv.
Die Klinge rutschte ihm aus den Händen und fiel zu Boden.
Ich aber wirbelte herum und ging auf Asmodina zu. Sie war aufgesprungen, ihr Gesicht hatte sich zu einer Grimasse verzogen, und ich warf mich mit einem gewaltigen Sprung auf sie, bevor sie von anderer Seite Hilfe erwarten konnte.
Hart prallten wir zusammen. Selbst der schwere Steinstuhl kippte um.
Meine Hand mit dem Kreuz rutschte ab. Ich warf mich herum, umklammerte den Körper mit der linken Hand und riss ihn auf mich, um die Teufelstochter mit meinem Kreuz attackieren zu können.
Doch sie setzte ihre Gegenmagie an.
Plötzlich wurde mein rechter Arm lahm. Ich schaffte es nicht mehr, ihn hochzubekommen. Gleichzeitig brach auch die Lichtaura zusammen, weil die Symbiose zwischen mir und dem Kreuz zerbrochen war. Ich wurde schwächer…
Aber auch Asmodina hatte an Kraft verloren. Besonders deshalb, weil sie nicht völlig manifestiert war. Nur ihr Geist war in den Körper der Frau eingedrungen, hatte von Miriam di Carlo Besitz ergriffen und sie geleitet.
Ich spürte ihre Hände auf meinem Oberkörper, wie sie sich langsam höher tasteten und sich meinem Hals näherten, hörte den keuchenden Atem und erstickte
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