Angst über London
Zeit, das Kreuz hatte mich geschützt, und ich konnte die Personen bekämpfen, die in die andere Zeit geraten waren.
Wenn ich sie tötete, waren sie wirklich tot, doch die anderen Toten, die unter den Trümmern begraben lagen oder sonst wie ums Leben gekommen waren, lebten in Wirklichkeit. Sie waren nur in der magischen Zeit gestorben.
Raffiniert eingefädelt.
Das musste heißen, dass Suko und Shao vielleicht noch lebten! Ja, das war es. Und außerdem hatten meine Freunde mich nicht erkannt, weil sie in einer anderen Zeit lebten.
Da erinnerte ich mich wieder an meine Uhren. Verdammt, sie waren stehengeblieben.
Um fünf Uhr morgens!
Ja, genau. Da war das Zeitloch entstanden. Um diese Zeit hatte Asmodina zugeschlagen. Wirklich kaum zu fassen und zu glauben, wenn ich es nicht selbst erlebt hätte.
Ich atmete tief aus.
Asmodina nickte. »Ich weiß, was in deinem Kopf vorgeht, Geisterjäger. Du bist ziemlich aus der Fassung geraten, kann ich mir vorstellen, aber das macht nichts. Ich habe dich hergelockt und spiele mit dir. Vielleicht werde ich die Zeit wieder zurückdrehen, wenn du tot bist, vielleicht auch nicht.«
Der unheimliche Richter beugte sich zu Asmodina hinunter und flüsterte etwas.
Die Teufelstochter nickte. »Ja, du hast recht«, erwiderte sie. »ich muss es machen.«
»Was?« rief ich.
»Ich drehe die Zeit wieder zurück«, erklärte sie, »aber nicht, weil du es so willst, sondern aus anderen Gründen. Sonst käme auch Dr. Tod mit seiner Mordliga durcheinander, und das will ich auf keinen Fall. Aber du wirst die normale Zeit nur noch als Toter erleben, Geisterjäger.«
Sie drehte sich halb und gab einigen herumstehenden Zombies einen Wink.
Sie traten zurück und bildeten eine Gasse.
»Ich habe hier etwas«, rief Asmodina, »woran du sicher deine Freude haben wirst. Zwei Menschen, die dir sehr viel bedeuten. Kommt schon her!« lachte sie. Aus dem hinteren Teil der Gasse lösten sich zwei Zombies. Ich konnte sie noch nicht erkennen, sah aber dann, dass es ein Mann und eine Frau waren. Eine Frau mit langen Haaren.
Eine Chinesin.
Mir kam Shao entgegen, und einen Schritt hinter ihr ging Suko, mein Freund und Partner. Beide waren Zombies!
Was ich in diesem Augenblick fühlte, kann ich kaum beschreiben. Auch sie war so niederschmetternd, so schlimm, dass meine Knie weich wurden und die heiße Angst mir die Kehle zuschnürte. Ich hatte die beiden tot gesehen. Sie waren unter den Trümmern hervorgezogen worden. Und nun lebten sie wieder. Als Untote…
Asmodina hatte die Zeit angehalten, in London lief eigentlich alles normal weiter, und wenn das Zeitloch wieder verschwunden war, würde sich niemand mehr daran erinnern.
Oder doch?
War nicht das, was jetzt passierte, real? Ich hatte Punky, den Rocker, ausgeschaltet, und er würde auch nicht mehr zum Leben erweckt werden.
Ähnlich würde es mir mit Suko und Shao gehen. Wenn Asmodina sie auf mich hetzte und beide ihrem Trieb gehorchten, blieb mir nichts anderes übrig, als sie zu töten.
Ich musste meine eigenen Freunde umbringen! Eine Vorstellung, die mich fast um den Verstand brachte. Shao und Suko trugen noch die gleiche Kleidung, die sie bei ihrem Tod angehabt hatten. Sie war nur verschmutzt. Irgendwie musste es ihnen gelungen sein, von den Totenbahren zu entkommen. Asmodina hatte selbstverständlich ihren Spaß. Sie weidete sich an meinem Entsetzen. Sie wusste auch, dass ich ihren Plan durchschaut hatte, trotzdem sagte sie: »Ja, John Sinclair. Es wird kritisch für dich, mein Freund. Mein Plan nähert sich langsam dem Finale. Und du wirst die Hauptrolle spielen.«
»Was hast du vor?« erkundigte ich mich.
Ich kannte die Antwort schon, aber ich wollte sie noch einmal von ihr hören.
»Du wirst durch die Hand deiner Freunde sterben«, gab sie mir bekannt.
»Ich werde dabei zuschauen und sehen, wie du eingehst. Solltest du jedoch gewinnen, ist das ein Achtungserfolg. Mehr nicht. Deinem Tod kannst du trotzdem nicht entrinnen! Wir sind zu viele. Wir werden dich umbringen. Meinen Triumph kannst du mir nicht mehr nehmen, Geisterjäger.«
Alles deutete darauf hin, dass sie recht hatte. Ja, Asmodina ließ sich die Butter nicht mehr vom Brot nehmen. Sie war eiskalt und hielt immer gleich mehrere, Trümpfe in der Hand.
Ich schaute zu Shao und Suko hin.
Die beiden waren stehengeblieben und blickten auf ihre Herrin. Die Teufelstochter mit dem Körper der Miriam di Carlo klatschte in beide Hände.
»Lasst uns den Kampf beginnen. Ich will Sinclair
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