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Angst und Schrecken in Las Vegas: Eine wilde Reise in das Herz des Amerikanischen Traumes (German Edition)

Angst und Schrecken in Las Vegas: Eine wilde Reise in das Herz des Amerikanischen Traumes (German Edition)

Titel: Angst und Schrecken in Las Vegas: Eine wilde Reise in das Herz des Amerikanischen Traumes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hunter S. Thompson
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Sein Arm schnellte aus dem Wasser hervor – er hielt das Jagdmesser in der Faust.
    »Jesus«, stammelte ich. Und in der Sekunde gab ich ihn auf – in der Badewanne liegend, die Birne randvoll mit Acid und das schärfste Messer in der Hand, das ich je gesehen hatte, absolut unfähig, einen klaren Gedanken zu fassen, und er verlangte nach dem »Weißen Kaninchen«.
Damit ist die Sache gelaufen, dachte ich. Ich bin mit diesem Wasserkopf soweit gegangen, wie ich konnte. Diesmal aber ist es ein Selbstmord-Trip. Diesmal will er’s wissen. Er ist bereit . . .
    »O. K.«, sagte ich, drehte die Kassette um und drückte auf den »Play«-Knopf. »Aber tu mir noch einen letzten Gefallen, ja? Gib mir bitte zwei Stunden. Mehr verlange ich ja nicht – nur zwei Stunden Schlaf vor morgen. Ich fürchte, es wird ein sehr schwieriger Tag.«
    »Natürlich«, sagte er, »ich bin doch dein Anwalt. Ich verschaff dir alle Zeit, die du brauchst – zu meinem normalen Honorar: 45 $ die Stunde – aber du willst sicherlich auch noch ein Kissen, also warum legst du nicht einfach einen von diesen 100-$-Scheinen da neben das Radio und dann verpißt du dich?«
    »Nimmst du auch einen Scheck?« fragte ich. »Auf die Sägezahn-National-Bank ausgestellt? Da brauchst du dich nicht auszuweisen, wenn du ihn einlösen willst. Die kennen mich.«
    »Wie du meinst«, sagte er und fing an im Rhythmus der Musik zu zucken. Das Badezimmer war wie das Innere eines riesigen defekten Lautsprechers. Höllische Schwingungen, überwältigender Lärm. Der Fußboden stand unter Wasser. Ich stellte das Radio so weit weg von der Wanne, wie es eben ging, dann verließ ich ihn und machte die Tür hinter mir zu.
    Sekunden später schon brüllte er nach mir. »Hilfe! Du Hund! Ich brauche Hilfe!«
    Ich rannte rein zu ihm, dachte, er hätte sich aus Versehen ein Ohr abgeschnitten.
    Aber nein . . . er reckte sich durchs Badezimmer zum weißen Resopalbord, auf dem das Radio stand. »Ich will das verdammte Radio«, fauchte er mich an.
    Ich schnappte es ihm weg. »Du Blödmann«, sagte ich. »Sieh zu, daß du wieder in die Wanne kommst! Und weg von dem gottverdammten Radio!« Ich schob es aus seiner Reichweite. Es war so laut aufgedreht, daß man nur schwer erkennen konnte, was spielte, es sei denn, man kannte Surrealistic Pillow Ton für Ton . . . was ich, zu der Zeit, tat. Und daher wußte ich, daß »White Rabbit« zu Ende war. Der Höhepunkt war gekommen und vergangen.
    Aber mein Anwalt hatte es anscheinend nicht geschafft. Er wollte mehr. »Laß das Band zurücklaufen«, kreischte er. »Ich brauch’s noch mal!« In seinen Augen stand der helle Wahnsinn, er konnte seinen Blick auf nichts konzentrieren. Er schien auf der Kippe zu einem schrecklichen psychischen Orgasmus . . .
    »Laß es laufen!« schrie er. »So schrill, wie das verdammte Ding spielen kann! Und wenn dann dieser fantastische Ton kommt, wo das Kaninchen sich den eigenen Kopf abbeißt, in dem Moment wirfst du das Radio zu mir in die Wanne, kapiert!?«
    Ich starrte ihn an, hielt das Radio fest. »Mit mir nicht«, sagte ich schließlich. »Ich würde liebend gern einen 440-Volt-Stachelstock für Rinder in die Wanne rammen, aber nicht dieses Radio. Es würde dich durch die Wand blasen – in zehn Sekunden toter als tot.« Ich lachte. »Scheiße, ich müßte es denen erklären  – die würden mich zu irgend so einer verdammten Leichenbeschau schleppen und mich löchern wegen der . . . ja . . . wegen der genauen Einzelheiten. Darauf kann ich verzichten.«
    »Affenscheiße!« brüllte er. »Sag ihnen nur, ich wollte noch ›higher‹ sein!«
    Ich dachte einen Augenblick nach. »Okay«, sagte ich
schließlich. »Du hast recht. Dies ist wahrscheinlich die einzige Lösung.« Ich nahm das Kassettenradio, das noch immer eingestöpselt war – und hielt es über die Wanne. »Laß mich nur noch mal wiederholen, ob ich richtig verstanden habe«, sagte ich. »Du möchtest also, daß ich dies Ding in die Wanne werfe, wenn »White Rabbit« seinen Höhepunkt hat – ist das richtig?«
    Er ließ sich im Wasser zurückfallen und lächelte dankbar. »Verdammt ja«, sagte er. »Ich glaubte schon, ich müßte rausgehen und eines von den verdammten Zimmermädchen bitten, es zu tun.«
    »Keine Sorge«, sagte ich. »Bist du bereit?« Ich drückte auf den »Play«-Knopf, und »White Rabbit« begann von neuem, sich aufzubauen. Fast im selben Augenblick ging’s los – er heulte und stöhnte . . . ein neuerlicher rasanter Lauf

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