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Angst und Schrecken in Las Vegas: Eine wilde Reise in das Herz des Amerikanischen Traumes (German Edition)

Angst und Schrecken in Las Vegas: Eine wilde Reise in das Herz des Amerikanischen Traumes (German Edition)

Titel: Angst und Schrecken in Las Vegas: Eine wilde Reise in das Herz des Amerikanischen Traumes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hunter S. Thompson
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den Berg hinauf, und diesmal glaubte er, er würde endlich über den Gipfel kommen. Seine Augen waren fest zusammengekniffen, und nur sein Kopf und seine Knie ragten aus dem ölig-grünen Wasser hervor.
    Ich ließ den Song sich steigern, während ich in dem Haufen fetter reifer Grapefruit suchte, die neben der Wanne lagen. Die größte von ihnen wog fast zwei Pfund. Ich packte das Scheißding mit einem Schleudergriff ä la Vida Blue – und in dem Moment, wo »White Rabbit« voll da war, schmetterte ich es in die Badewanne wie eine Kanonenkugel.
    Mein Anwalt tat einen Wahnsinnsschrei, peitschte im Badewasser wie ein Hai, der ein zappelndes Opfer packt. Das Wasser schwappte auf den Boden, während er krampfhaft einen Halt suchte.
    Ich riß die Schnur aus dem Kassettenradio und verließ schnell das Badezimmer . . . das Gerät spielte weiter, aber jetzt endlich wieder mit seiner harmloseren Batterie-Power.
Ich hörte den Beat langsam abebben, als ich durchs Zimmer zu meinem Beutel ging, um die Mace-Dose zu holen . . . gerade als mein Anwalt die Badezimmertür aufriß und auf mich zukam. Sein Blick war noch immer ins Weite gerichtet, aber er fuchtelte mit der Klinge vor sich herum wie ein Mann, der entschlossen ist, irgendwas in Stücke zu schneiden.
    »Mace«, schrie ich ihm zu. »Willst du davon eine Kostprobe?« Ich schwenkte die »Chemische Keule« vor seinen feuchten Augen.
    Er blieb stehen. »Du Bastard!« zischte er. »Das kriegst du fertig, nicht?«
    Ich lachte und winkte ihm noch mal mit der Patrone zu. »Mach dir keine Sorgen. Es wird dir gefallen. Scheiße, nichts Besseres auf der Welt als ein Mace-High – fünfundvierzig Minuten auf den Knien, trockener Hals, trockene Lungen, und du kriegst keine Luft. Das würde dich zur Besinnung bringen.«
    Er starrte in meine Richtung, versuchte mich anzuvisieren. »Du lausiger Gringo-Hund«, stammelte er. »Du würdest es machen, nicht?«
    »Warum nicht?« sagte ich. »Zum Teufel, vor einer Minute hast du mich noch gebeten, dich zu töten! Und jetzt willst du mich umbringen! Verdammt noch mal, ich sollte wirklich die Polizei holen!«
    Er sank in sich zusammen. »Die Bullen?«
    Ich nickte. »Ja, mir bleibt keine andere Wahl. Ich wage mich nicht schlafenzulegen, wenn du in diesem Zustand herumschleichst – die Birne voll Acid – und mich mit dem gottverdammten Messer aufschlitzen willst.«
    Er rollte einen Moment mit den Augen und versuchte dann zu lächeln. »Wer hat davon geredet, daß ich dich aufschlitzen will?« murmelte er. »Ich wollte dir nur ein
kleines Z in die Stirn ritzen – nichts Ernsthaftes.« Er zuckte mit den Achseln und griff nach den Zigaretten, die auf dem Fernsehapparat lagen.
    Ich bedrohte ihn nochmals mit der »Chemischen Keule«. »Geh wieder in die Badewanne«, sagte ich. »Wirf ein paar Rote ein und versuch dich zu beruhigen. Rauch ein bißchen Gras, drück ein bißchen H – Scheiße, tue, was du tun mußt , aber laß mich für ’ne Weile zufrieden.«
    Er zuckte wieder mit den Achseln und lächelte geistesabwesend, als sei alles, was ich gesagt hatte, absolut sinnvoll. »Zur Hölle, ja«, sagte er fast feierlich. »Du brauchst wirklich etwas Schlaf. Schließlich mußt du ja morgen arbeiten.« Traurig schüttelte er den Kopf und wandte sich zum Badezimmer. »Gottverdammt! Was für ein mieser Trip.« Er winkte mir ab. »Versuch ein Auge zuzukriegen«, sagte er. »Laß dich von mir nicht davon abhalten.«
    Ich nickte und sah zu, wie er zurück ins Badezimmer schlurfte – noch immer das Messer in der Hand, doch es schien ihm nicht bewußt zu sein. Das Acid hatte ihn in eine neue Phase gebracht – wahrscheinlich würde er für die nächste Zeit höllisch intensive Alpträume haben. Vier Stunden oder so katatonischer Verzweiflung; aber nichts Physisches, nichts Gefährliches. Ich sah, wie sich die Tür hinter ihm schloß, dann schob ich leise einen schweren, eckigen Stuhl unter den Türknauf und stellte die »Chemische Keule« neben meinen Wecker.
    Im Zimmer war es sehr still. Ich ging zum Fernsehapparat und schaltete einen Kanal ein, auf dem schon Sendeschluß war – weißer Lärm in Maximal-Dezibeln, ein schönes Geräusch zum Schlafen, ein mächtiges unaufhörliches Zischen, das alle seltsamen Geräusche übertönt.

8
»Rund um die Welt reicht sich Genie die Hand, und ein Schock des Erkennens pflanzt sich fort von einem zum andern, rundherum.«
    ART LINKLETTER
     
     
     
     
    Ich wohne an einem ruhigen Ort, wo jedes nächtliche

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