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Angst und Schrecken in Las Vegas: Eine wilde Reise in das Herz des Amerikanischen Traumes (German Edition)

Angst und Schrecken in Las Vegas: Eine wilde Reise in das Herz des Amerikanischen Traumes (German Edition)

Titel: Angst und Schrecken in Las Vegas: Eine wilde Reise in das Herz des Amerikanischen Traumes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hunter S. Thompson
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Geräusch bedeutet, daß etwas passieren wird: Man erwacht sehr schnell – überlegt: Was hat das zu bedeuten?
    Gewöhnlich nichts. Aber manchmal . . . und es ist schwer, sich auf ein Stadt-Gastspiel einzustellen, wo die Nacht voller Geräusche ist, die dort schon zur wohltuenden Selbstverständlichkeit geworden sind. Autos, Hupen, Schritte . . . keine Möglichkeit, sich zu entspannen; darum lasse man das alles untergehen im schönen weißen Rauschen eines schielenden Fernsehapparates. Hau die Knöpfe so rein, daß der Kasten zwischen zwei Kanälen festsitzt, und dann kannst du angenehm eindösen. . .
    Vergiß den Alptraum im Badezimmer. Ist doch nur ein häßlicher Flüchtling vor der Love Generation, ein Schwächling, zum Untergang verurteilt, der nicht fähig war, den Druck zu ertragen. Mein Anwalt mochte nie die Meinung anerkennen – die oftmals von rehabilitierten Drogenabhängigen verkündet wird und besonders populär ist unter jenen, die auf Bewährung draußen sind – man könne sich ohne Drogen viel besser antörnen als mit.
    Und mir geht es nicht anders. Ich wohnte mal ganz in der Nähe von Dr.. . . in der . . . Road 1 , einem ehemaligen Acid-Guru, der später von sich behauptete, er habe den Weitsprung von chemischem Wahn zu übernatürlichem Bewußtsein geschafft. Eines schönen Nachmittags während des ersten winzigen Aufschwappens dessen, was später zur Großen-San-Francisco-LSD-Welle werden sollte, machte ich mich auf zum Hause des Guten Doktors, weil ich ihn fragen wollte (schon damals war er schließlich eine bekannte Autorität auf dem Drogensektor), welchen Rat er einem Nachbarn geben könne, der eine gesunde Neugier auf LSD sein eigen nenne.
    Ich parkte an der Straße und schlenderte die Kiesauffahrt entlang, wobei ich unterwegs freundlich seiner Gattin zuwinkte, die im Garten arbeitete, auf dem Kopf einen breitrandigen Kleingärtnerhut . . . eine schöne Szene, dachte ich bei mir: Drinnen braut der Alte einen seiner fantastischen Drogen-Eintöpfe, und hier draußen sieht man seine Frau im Garten, wie sie die Karotten verzieht oder sonstwas . . . und sie summt bei der Arbeit, eine Melodie, die ich nicht erkannte.
    Summt. Ja . . . aber es mußten fast zehn Jahre vergehen, bevor ich die Töne erkannte als das, was sie waren: Wie Ginsberg weit fort im Om – Versuche, mich wegzusummen. Das war keine nette alte Dame da draußen im Garten – nein, es war der gute Doktor höchstpersönlich – und er summte, verzweifelt bemüht, mich dadurch von seinem höheren Bewußtsein abzublocken.
    Ich machte mehrere Versuche, meine Absicht kundzutun: Nur ein Nachbar zu Besuch, der des Doktors Rat
sucht, wie es wäre, wenn er in seiner Hütte nicht weit von diesem Haus entfernt ein wenig LSD schluckte. Schließlich befanden sich in meinem Besitz Waffen. Und ich benutzte sie gern – besonders des Nachts, wenn die große blaue Flamme draus hervorschoß, und dann dazu dieser tolle Lärm – und ja, die Kugeln auch. Das konnte man schließlich nicht ignorieren. Große Bleikugeln, die durchs Tal flogen mit einer Geschwindigkeit bis zu 1200 Metern in der Sekunde . . .
    Aber ich schoß immer in den nächstgelegenen Hügel oder, wenn ich den nicht traf, in die Dunkelheit. Ich wollte nichts Schlimmes anrichten: ich liebte nur die Detonationen. Und ich achtete sorgfältig darauf, daß ich nicht mehr tötete, als ich auch essen konnte.
    »Tötete?« Mir wurde bewußt, daß ich dieses Wort niemals dem Geschöpf verständlich machen konnte, das sich dort in seinem Garten plagte. Hatte es jemals Fleisch zu sich genommen? War es in der Lage, das Verbum »jagen« zu konjugieren? Hatte es schon Hunger gespürt? Oder konnte es sich die furchtbare Tatsache vergegenwärtigen, daß mein durchschnittliches Wocheneinkommen in jenem Jahr bei bummeligen 32 $ lag?
    Nein . . . keine Hoffnung auf Kommunikation an diesem Ort. Ich erkannte das – aber nicht früh genug, um den guten Doktor daran zu hindern, mich einfach fortzusummen: seine Auffahrt hinunter, in meinen Wagen hinein und dann die Bergstraße hinab. Vergiß LSD, dachte ich. Sieh dir doch nur an, was es aus dem armen Hund gemacht hat.
    Also blieb ich bei Hasch und Rum – noch gut sechs Monate –, bis ich nach San Francisco zog und mich eines Abends in einem Gebäude befand, das sich »The Fillmore Auditorium« nannte. Und da ging’s dann los.
Ein Zuckerstückchen und ZOOM. Im Geiste befand ich mich wieder im Garten des Doktors. Nicht auf der Oberfläche, sondern

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