Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Angst und Schrecken in Las Vegas: Eine wilde Reise in das Herz des Amerikanischen Traumes (German Edition)

Angst und Schrecken in Las Vegas: Eine wilde Reise in das Herz des Amerikanischen Traumes (German Edition)

Titel: Angst und Schrecken in Las Vegas: Eine wilde Reise in das Herz des Amerikanischen Traumes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hunter S. Thompson
Vom Netzwerk:
Lucy gehen mußte. Die Möglichkeit eines Entführungsprozesses und damit die Gefahr, das Recht auf Berufsausführung zu verlieren – also keinen Lebensunterhalt mehr verdienen zu können – war entscheidend für seinen Entschluß. Eine böse Anklage nach Bundesgesetzen. Besonders für einen monströsen Samoaner vor einer typischen weißen Mittelklasse-Jury in Süd-Kalifornien.
    »Die könnten das sogar als Kidnapping auslegen«, sagte ich zu ihm. »Ohne Umwege in die Gaskammer. Denk an Chessman. Und auch wenn du damit davonkommen solltest, dann schicken sie dich prompt zurück nach Nevada wegen Vergewaltigung und Sodomie im gegenseitigen Einverständnis.«
    »Nein!« schrie er. »Mir tat das Mädchen doch nur leid, ich wollte ihr doch nur helfen!«
    Ich lächelte. »Das hat Fatty Arbuckle auch gesagt, und du weißt, was sie mit ihm gemacht haben.«
    »Wer?«
    »Schon gut.« Dann sagte ich: »Stell dir nur vor, wie du den Geschworenen klarzumachen versuchst, daß du ihr helfen wolltest, indem du ihr LSD eintrichterst und sie nach Vegas schaffst, um ihr eine von deinen splitternackten Spezial-Rückenmassagen zu verpassen.«
    Er schüttelte traurig den Kopf. »Du hast recht. Die werden mich wahrscheinlich auf dem Scheiterhaufen verbrennen . . . mich noch auf der Anklagebank anzünden. Scheiße, heutzutage zahlt es sich nicht aus, jemandem helfen zu wollen . . .«
    Wir lockten Lucy hinunter zum Wagen, sagten ihr, es sei Zeit, »sich mit Barbra zu treffen.« Wir hatten keine Mühe, sie dazu zu kriegen, all ihre Kunstwerke mitzunehmen, aber sie konnte nicht verstehen, warum mein Anwalt auch ihren Koffer mitnahm. »Ich will sie doch nicht in Verlegenheit bringen«, protestierte sie. »Sie denkt bestimmt, ich will bei ihr einziehen, oder so.«
    »Nein, das wird sie nicht«, sagte ich schnell . . . aber mehr fiel mir auch nicht ein. Ich kam mir vor wie Martin Bormann. Was würde diesem bedauernswerten Geschöpf passieren, wenn wir sie auf die Menschheit losließen? Gefängnis? Mädchenhandel? Was würdet Dr. Darwin unter diesen Umständen getan haben? (Es überlebt nur, wer am besten . . . angepaßt ist? War das das richtige Wort? Hatte Darwin nie an zeitweilige Unangepaßtheit gedacht? Wie zeitweiliger Irrsinn? Hätte der Doktor in seiner Theorie Raum lassen können für eine Droge wie LSD?)
    Das waren natürlich alles akademische Fragen. Lucy hingegen bildete ganz konkret für uns beide eine nicht zu unterschätzende Gefahr. Sie konnte zur Schlinge um unseren Hals werden. Uns blieb absolut keine andere Möglichkeit, als sie abzuschieben und zu hoffen, daß ihre Erinnerung im Arsch war. Aber manche Acid-Opfer – besonders nervöse Mongoloide – haben eine seltsame idiot-savant Fähigkeit, nur die eigenartigsten Einzelheiten zu behalten und sonst nichts. Es war möglich, daß Lucy noch zwei weitere Tage in totaler Amnesie verbrachte, dann aber daraus entkam und nichts anderes im Gedächtnis hatte als unsere Zimmernummer im Flamingo . . .
    Ich dachte darüber nach . . . aber die einzige Alternative war, sie hinaus in die Wüste zu schaffen und ihre sterblichen Überreste an die Eidechsen zu verfüttern. Das überstieg meine Kräfte; es war ein bißchen viel gemessen an dem, was wir zu schützen versuchten: meinen Anwalt. Darauf lief es doch hinaus. Also bestand das Problem darin, einen goldenen Mittelweg zu finden: Lucy sanft in eine Richtung zu schicken und zu verhindern, daß sie überschnappte und dadurch eine verhängnisvolle Reaktion auslöste, die uns den Kragen kosten konnte.
    Sie hatte Geld. Mein Anwalt hatte das festgestellt. »Mindestens 200 $«, hatte er gesagt. »Und außerdem können wir immer noch die Bullen da oben in Montana anrufen, wo sie wohnt, und veranlassen, daß man sie zurückschafft.«
    Das widerstrebte mir. Schlimmer, als sie in Vegas loszulassen, erschien mir nur noch, sie den »amtlichen Stellen« zu übergeben . . . nein, das stand absolut nicht zur Debatte. Im Moment nicht. »Was für ein gottverdammter
Unhold bist du?« fragte ich. »Zuerst entführst du das Mädchen, dann vergewaltigst du sie, und jetzt willst du sie hinter Gitter bringen.«
    Er zuckte mit den Achseln. »Es fiel mir nur so ein«, sagte er. »Schließlich hat sie ja keine Zeugen. Was auch immer sie über uns erzählt, ist absolut wertlos.«
    »Uns?« fragte ich.
    Er starrte mich an. Ich erkannte, daß er langsam im Kopf klarer wurde. Das Acid war fast am Ende. Und das bedeutete, auch Lucy kam langsam runter von ihrem

Weitere Kostenlose Bücher