Angst und Schrecken in Las Vegas: Eine wilde Reise in das Herz des Amerikanischen Traumes (German Edition)
sei er gerade reingekommen und überlege noch, was er bestellen sollte.
»Fünfunddreißig Cent«, stammelte die Frau. In ihren Augen stand die panische Furcht, aber ihr Gehirn funktionierte offensichtlich auf einer reinen Geschäftsebene.
Mein Anwalt lachte. »Ich meine die ganze Torte!« sagte er.
Sie stöhnte.
Mein Anwalt legte einen Geldschein auf die Theke. »Sagen wir fünf Dollar, O. K.?«
Sie nickte, noch immer erstarrt, und starrte ihn an, als er um die Theke herumging und die Torte aus der Auslage nahm. Ich machte mich auf einen blitzartigen Abgang gefaßt.
Die Kellnerin war deutlich geschockt. Der Anblick der Klinge, auf dem Höhepunkt eines Streits gezückt, hatte in ihr offensichtlich böse Erinnerungen geweckt. Der glasige Ausdruck ihrer Augen konnte nur bedeuten, daß sie das Gefühl hatte, ihr sei die Kehle durchschnitten worden. Sie war noch wie gelähmt, als wir gingen.
9
Zusammenbruch auf dem Paradise Boulevard
BEMERKUNG DES LEKTORS:
Zu diesem Zeitpunkt scheint Dr. Duke völlig zusammengebrochen zu sein: das Originalmanuskript ist derart unzusammenhängend, daß wir uns gezwungen sahen, die Original-Bänder wortgetreu abschreiben zu lassen. Wir haben keinen Versuch unternommen, dieses Kapitel zu bearbeiten, und Dr. Duke hat sich gar geweigert, es überhaupt zu lesen. Wir konnten ihn nicht erreichen. Die einzige Kontaktadresse, die wir besaßen, war zu jener Zeit ein mobiler Telefonanschluß an Highway 61, und alle Versuche, Duke unter der Nummer zu erreichen, erwiesen sich als vergeblich.
Im Interesse journalistischer Integrität veröffentlichen wir die folgende Sektion so, wie sie auf dem Band zu hören ist.
Es handelt sich dabei um eines der vielen Kassettenbänder, die Dr. Duke zusammen mit seinem Manuskript abgeliefert hat, um den Wahrheitsgehalt seines Berichtes zu dokumentieren. Wie man dem Band entnehmen kann, folgt dieses Kapitel einer Episode, die Duke, sein Anwalt und eine Kellnerin
in einem die ganze Nacht geöffneten Lokal in North Vegas erlebten. Die folgenden Ereignisse scheinen auf dem Gefühl zu basieren, das von Duke und seinem Anwalt geteilt wird, der Amerikanische Traum sei woanders zu finden als in der trostlosen Beschränktheit der Bundeskonferenz der Bezirksstaatsanwälte über Narkotika und gefährliche Drogen.
Die Abschrift beginnt irgendwo in der nordöstlichen Umgebung von Las Vegas – der Weiße Wal kreuzt auf der Paradise Road . . .
Anwalt: Boulder City liegt rechts. Ist das eine Stadt?
Duke: Ja.
Anwalt: Fahren wir nach Boulder City.
Duke: Gut. Trinken wir irgendwo einen Kaffee . . .
Anwalt: Gleich hier, Terry’s Taco Stand, USA. Einen Taco könnt’ ich schon vertragen. Fünf für einen Dollar.
Duke: Klingt scheußlich. Ich würde lieber irgendwo hinfahren, wo sie das Stück 50 Cent kosten.
Anwalt: Nein . . . vielleicht ist das die letzte Chance, einen Taco zu kriegen.
Duke: . . . ich brauch einen Kaffee.
Anwalt: Ich will Tacos . . .
Duke: Fünf Stück einen Dollar, das ist wie . . . fünf Hamburger für einen Dollar.
Anwalt: Nein . . . man darf nie einen Taco an seinem Preis messen.
Duke: Meinst du, du könntest was rausschlagen?
Anwalt: Könnte sein. Hamburger gibt’s da für 29 Cent. Tacos kosten 20. Ist eben ’n billiger Laden, das ist alles.
Duke: Versuch, mit ihnen zu handeln . . .
[Es folgen unverständliche Töne. Der Lektor]
Anwalt : . . . Hallo.
Kellnerin : Was kann ich für Sie tun?
Anwalt : Also, haben Sie hier Tacos? Sind es mexikanische Tacos oder nur normale Tacos? Ich meine, sind sie mit Chili und so was?
Kellnerin: Wir haben Käse und Salat, und dann haben wir Soße, wissen Sie, die wir drauftun.
Anwalt: Ich meine, können Sie garantieren, daß es sich um authentische mexikanische Tacos handelt?
Kellnerin : . . . Ich weiß nicht. He, Lou, haben wir authentische mexikanische Tacos?
Die Stimme einer Frau aus der Küche : Was?
Kellnerin : Authentische mexikanische Tacos.
Lou: Wir haben Tacos. Wie mexikanisch die sind, weiß ich nicht.
Anwalt: . . . Ja, nun, ich wollte nur sicherstellen, daß ich auch bekomme, wofür ich zahle. Sie kosten doch fünf Stück einen Dollar? Ich nehm mal fünf.
Duke: Tacoburger, was issen das?
[Geräusche von Diesellastern. Der Lektor]
Anwalt: Das ist ein Hamburger mit einem Taco in der Mitte.
Kellnerin: . . . Statt einer oberen Brötchenhälfte.
Duke: Ein Taco auf einer unteren Brötchenhälfte.
Anwalt: Ich wette, Ihre Tacos sind nur Hamburger mit einer oberen Brötchenhälfte
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