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Angst und Schrecken in Las Vegas: Eine wilde Reise in das Herz des Amerikanischen Traumes (German Edition)

Angst und Schrecken in Las Vegas: Eine wilde Reise in das Herz des Amerikanischen Traumes (German Edition)

Titel: Angst und Schrecken in Las Vegas: Eine wilde Reise in das Herz des Amerikanischen Traumes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hunter S. Thompson
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erlaubt, daß Tom Jones für zwei Shows
am Abend in Caesar’s 75 000 $ Wochengage bezieht, kann man auf Palastwachen nicht verzichten, und denen ist es egal, wer ihre Lohnschecks unterschreibt. Eine Goldmine wie Vegas bildet sich ihre eigene Armee aus, wie jede andere Goldmine auch. Bezahlte Muskelmänner werden zuhauf angezogen von Geld & Macht . . . und das Große Geld ist in Las Vegas synonym mit der Macht, die es bewacht.
    Einmal auf dem Strip auf der schwarzen Liste, egal warum, und du verschwindest aus der Stadt oder du ziehst dich zurück und backst kleine Brötchen im verkommenen Niemandsland North Vegas . . . im Abschaum der uncoolen Gauner, Handtaschenräuber, Straßendiebe, Drogenkrüppel und all der anderen Verlierer. Nach North Vegas geht man zum Beispiel, wenn man vor Mitternacht noch einen Schuß braucht, aber keine Connection hat.
    Wenn man jedoch auf Schnee aus ist und die richtigen Scheinchen parat hat und die Losungsworte, dann bleibt man auf dem Strip und macht sich an eine Nutte mit Beziehungen ran. Die nimmt einem zum Anwärmen erst mal ’nen Schein ab.
    Und das wär’s denn auch. Wir paßten hier nicht her. In Vegas läuft nichts für jemanden mit feinem weißem Cadillac voller Drogen, der anständige Gesellschaft sucht. Der Fillmore-Stil hat sich hier nie durchgesetzt. Leute wie Sinatra und Dean Martin gelten noch als »extrem« in Vegas. Die »Untergrund Zeitung« hier – die Las Vegas Free Press – ist ein lahmer Abklatsch von The People’s World oder gar dem National Guardian.
    Eine Woche Vegas ist wie ein Ausflug in der Zeitmaschine, eingestellt auf die späten fünfziger Jahre. Absolut verständlich, wenn man sich die Leute anschaut, die
hinkommen, die Geldsäcke aus Denver und Dallas. Dazu die Kongresse des National Elks Club (Nigger ausgeschlossen) und das All-West-Volunteer-Sheepherders-Rallye. Das sind die Leute, die total ausflippen, wenn ’ne betagte Nutte sich bis aufs Höschen entblättert und ’ne Pirouette zum Big-Beat-Sound dreht, den ein Dutzend 50jährige Junkies fabrizieren, wenn sie sich zum »September Song« schaffen.
     
    Es war ungefähr drei Uhr, als wir auf den Parkplatz der Fresseria in North Vegas fuhren. Ich suchte nach einer Ausgabe der Los Angeles Times , um Nachrichten von der Außenwelt aufzuschnappen, aber ein Blick auf die Zeitungsständer machte mir klar, wie bescheuert meine Hoffnung war. In North Vegas braucht man keine Times . Keine Nachrichten sind die besten Nachrichten.
    »Scheiß auf Zeitungen«, sagte mein Anwalt. »Im Moment brauchen wir nur einen Kaffee.«
    Ich stimmte ihm zu, aber stahl trotzdem eine Vegas Sun. Die Ausgabe vom Tag zuvor, aber mir war’s egal. Die Vorstellung, einen Coffee-Shop zu betreten ohne eine Zeitung in der Hand, machte mich nervös. Schließlich gab es ja noch immer den Sportteil: klink dich ein auf die Baseball-Ergebnisse und Gerüchte im Profi-Football: »Bart Starr in Chicago-Taverne von Schlägern überfallen« . . . »Namath verläßt die Jets, um Gouverneur von Alabama zu werden« . . . und dann auf Seite 46 eine prophetische Geschichte über einen sensationellen Neuling namens Harrison Fire aus Grambling: läuft die 100 Yards in 9,0, wiegt 344 Pfund und wächst noch.
    »Dieser Fire ist ein vielversprechendes Talent«, sagt sein Trainer. »Gestern hat er vorm Training mit bloßen Händen einen Greyhound-Bus zerquetscht, und letzte
Nacht hat er ’ne U-Bahn umgelegt. Fürs Farbfernsehen ist er ideal. Ich bin der Letzte, der Favoriten aufbaut, aber es sieht so aus, als wenn wir von ihm noch viel hören würden.«
    In der Tat. Im Fernsehen hat’s immer Platz für Leute, die andere in 9.0 Sekunden in Grund und Boden rennen . . . aber von solchen waren in dieser Nacht in der North Star Coffee Lounge nicht viele versammelt. Wir hatten den Laden für uns allein – glücklicherweise, denn auf dem Weg hierher hatten wir noch jeder eine Kugel Meskalin eingeworfen, und langsam zeigte sich die Wirkung.
    Mein Anwalt kotzte inzwischen nicht mehr, verhielt sich auch nicht wie einer, dem sich der Magen umdreht. Er bestellte Kaffee mit der Selbstsicherheit eines Mannes, der gewohnt ist, prompt bedient zu werden. Die Kellnerin sah aus wie eine alternde Nutte, die endlich ihren Lebenszweck gefunden hat. Sie hatte hier absolut das Sagen , und sie beäugte uns mit deutlichem Mißfallen, als wir uns setzten.
    Ich kümmerte mich nicht groß darum. Die North Star Coffee Lounge schien ein ziemlich sicherer Hafen nach den

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