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Angst und Schrecken in Las Vegas: Eine wilde Reise in das Herz des Amerikanischen Traumes (German Edition)

Angst und Schrecken in Las Vegas: Eine wilde Reise in das Herz des Amerikanischen Traumes (German Edition)

Titel: Angst und Schrecken in Las Vegas: Eine wilde Reise in das Herz des Amerikanischen Traumes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hunter S. Thompson
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schüttelte er den Kopf. »Ich mach’s nicht«, sagte er und gab mir die Pumpe. »Hier. Es sind Ihre Reifen, machen Sie’s selber.«
    »Was ist denn los?« fragte ich. »Meinen Sie, die können keine 5,2 vertragen?«
    Er nickte und trat ein paar Schritte zurück, als ich mich an den linken Vorderreifen machte. »Sie haben verdammt recht«, sagte er. »Die Reifen da brauchen 2 vorne und 2,4 hinten. Mann, 3,5 ist gefährlich, aber 5,2 ist einfach irre . Die fliegen in die Luft.«
    Ich schüttelte den Kopf und gab dem linken Vorderreifen weiter Stoff. »Ich hab’s Ihnen doch gesagt«, klärte ich ihn auf, »daß diese Reifen Spezialanfertigungen aus den Sandoz-Laboratorien sind, die könnt ich bis auf 7,o aufpumpen.«
    »Allmächtiger Gott!« stöhnte er. »Machen Sie das woanders!«
    »Heute nicht«, sagte ich. »Ich will jetzt erst testen, wie die Kurvenhaftung bei 5,2 ist.«
    Er kicherte. »Bis zur Kurve kommen Sie gar nicht, Mister.«
    »Wir werden sehen«, sagte ich, und dann ging ich mit dem Schlauch ums Auto rum. Tatsächlich war ich auch nervös. Die beiden Vorderräder waren prall wie Trommelfelle; sie fühlten sich an wie Teakholz, als ich mit dem Metallstutzen dagegen tippte. Aber was zum Teufel, dachte ich. Wenn sie explodieren, was macht das
schon? Man hat nicht allzuoft die Chance, die definitiven Experimente mit einem jungfräulichen Cadillac und vier nagelneuen 80-$-Reifen zu machen. Wenn ich mich nicht irrte, würde der Schlorren jetzt die Kurven nehmen wie ein Lotus-Elan. Wenn ich mich doch irrte, brauchte ich nur die nächste VIP-Autovermietung anzurufen und mir einen neuen geben zu lassen . . . vielleicht noch mit ’nem Prozeß drohen, weil mir alle vier Reifen auf einmal explodiert waren, und das im Stadtverkehr. Nächstes Mal einen Eldorado verlangen, mit vier Michelin X. Und alles auf Kreditkarte . . . die St. Louis Browns löhnen.
    Wie sich rausstellte, verhielt sich der Wal mit dem veränderten Reifendruck ganz annehmbar. Bißchen holprig wurde es schon; jeden Kiesel auf der Landstraße fühlte ich durch, als wenn man mit Rollschuhen auf einem Schotterweg fährt . . . aber der Karren nahm die Kurven jetzt sehr stilvoll, wie ein Motorrad bei Höchstgeschwindigkeit im Platzregen: ein kleiner Ausrutscher und ZACK, von der Straße ab, Purzelbäume durch die Landschaft mit dem Kopf in der Hand.
     
     
    Ungefähr dreißig Minuten nach unserem Scharmützel mit den Okies hielten wir an einem die ganze Nacht geöffneten Freßschuppen am Tonopah Highway, in den Außenbezirken eines grimmigen Junkie-Gettos, das sich ›North Las Vegas‹ schimpft. Es liegt außerhalb der Stadtgrenze von Las Vegas. Nach North Vegas verschlägt es einen, wenn man einmal zu oft auf dem Strip in den Arsch gevögelt wurde und sie einen nicht mal mehr in den verbilligten Läden ums Casino Center willkommen heißen.
    Das ist Nevadas Antwort auf East St. Louis – Slum und Friedhof gleichzeitig, letzte Station vorm ewigen Exil in Ely oder Winnemuca. North Vegas – da gehen die Nutten hin, wenn sie vierzig geworden sind und die Leute vom Syndikat am Strip ihnen bedeuten, daß sie nicht mehr fürs Geschäft mit den reichen Freiern taugen. . . oder die Zuhälter, die im Sands nicht mehr gelitten sind . . . oder alle die, die man in Vegas noch »Hanfköppe« nennt. Das kann fast alles bedeuten: vom Wermutbruder bis zum Junkie, aber eins ist allen gemeinsam: Sie haben keinen kommerziellen Wert mehr und sind deswegen überall ›Out‹.
    Die großen Hotels und Casinos heuern jede Menge Muskelmänner an, um sicherzustellen, daß die reichen Freier auch nicht nur eine Sekunde Ärger mit den »Unerwünschten« haben. Die Sicherheitsvorkehrungen in einem Laden wie Caesar’s Palace sind superstrikt und erbarmungslos. Wahrscheinlich ein Drittel aller Typen in diesen Läden sind entweder Hausbullen oder Rausschmeißer. Trunkenbolde und bekannte Taschendiebe werden prompt erledigt von angeheuerten Strauchdieben, die wie Geheimdienster aussehen, auf den Parkplatz geprügelt. Da verpaßt man ihnen eine flinke, unpersönliche Abreibung, eine Lektion über Zahnersatzpreise und die Schwierigkeiten, seinen Lebensunterhalt mit zwei gebrochenen Armen zu verdienen.
    Die »Edel-Seite« von Vegas ist wahrscheinlich die geschlossenste Gesellschaft westlich von Sizilien, und es macht keinen Unterschied, was den alltäglichen Lebensstil betrifft, ob der Mann an der Spitze Lucky Luciano oder Howard Hughes ist. In einer ökonomischen Situation, die es

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