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Angst und Schrecken in Las Vegas: Eine wilde Reise in das Herz des Amerikanischen Traumes (German Edition)

Angst und Schrecken in Las Vegas: Eine wilde Reise in das Herz des Amerikanischen Traumes (German Edition)

Titel: Angst und Schrecken in Las Vegas: Eine wilde Reise in das Herz des Amerikanischen Traumes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hunter S. Thompson
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dieses Bruchs läßt sich in den Annalen des SDS nachlesen, der sich am Ende selbst zerstörte, weil seine Bemühungen zum Scheitern verurteilt waren, die Interessen der Arbeiterklasse/Rocker/Dropout-Typen mit denen der Oberen Mittelklasse/Berkeley-Studenten /Aktivisten in Einklang zu bringen.
    Niemand, der zu jener Zeit in dieser Szene zu Hause war, konnte voraussehen, welche Implikationen es hatte, daß Ginsberg & Kesey mit ihrem Versuch scheiterten, die Hell’s Angels zu überreden, ein Bündnis mit der radikalen Linken von Berkeley einzugehen. Der endgültige Bruch kam dann in Altamont, vier Jahre später, aber zu dem Zeitpunkt hatten außer einer Handvoll von Rock-Industrie-Kiffköpfen und der nationalen Presse schon alle gemerkt, was lief. Die Orgie der Gewalt in Altamont war kaum mehr als eine dramatische Darstellung des Problems. Die Realität war schon festgeschrieben; die Krankheit war unheilbar, darüber herrschte Einverständnis, und die Energien der Bewegung waren schon lange zersplittert durch den aggressiv-eiligen Gruppen-Ego-Trip in die Selbsterhaltung.
     
    Ach, dies schrecklich dumme Geschwätz. Böse Erinnerungen und schlimme Rückblenden, die auftauchen aus dem Zeit/Nebel der Stanyan Street . . . kein Trost für Flüchtlinge, sinnlos zurückzuschauen in die Vergangenheit. Die Frage ist, wie immer, was jetzt . . . ?
    Ich lag schlapp auf meinem Bett im Flamingo und fühlte mich bestürzend uneins mit meiner Umgebung. Etwas Häßliches stand bevor. Da war ich sicher. Das Zimmer sah aus wie ein Ort, an dem zoologische Experimente mit Whiskey und Gorillas einen katastrophalen
Ausgang genommen hatten. Der drei Meter hohe Spiegel war zerborsten, hing aber noch zusammen – böses Zeugnis jenes Nachmittags, als mein Anwalt mit einem Kokosnußhammer Amok gelaufen war, den Spiegel und alle Glühbirnen zertrümmert hatte.
    Wir hatten die Glühbirnen aus einem Paket roter und blauer Weihnachtsbaumlichter von Safeway ersetzt, aber mit dem Spiegel war es hoffnungslos. Das Bett meines Anwalts sah aus wie ein aufgeräuchertes Rattennest. Die obere Hälfte war den Flammen zum Opfer gefallen, und der Rest war nur noch ein Haufen Sprungfedern und verkohlte Bettwäsche. Glücklicherweise hatten sich die Stubenmädchen seit jener furchtbaren Auseinandersetzung am Dienstag nicht mehr in die Nähe unseres Zimmers getraut.
    Ich schlief noch, als das Zimmermädchen morgens reinkam. Wir hatten vergessen, das »Bitte nicht stören«-Schild draußen anzuhängen . . . also kam sie ahnungslos ins Zimmer und überraschte meinen Anwalt, der splitternackt im Wandschrank kniete und in seine Schuhe kotzte . . . weil er meinte, daß er im Badezimmer war . . . und dann blickte er plötzlich auf und sah eine Frau mit Mickey-Rooney-Gesicht ihn anstarren, die keinen Ton hervorbrachte und vor Angst und Verwirrung zitterte.
    »Sie hielt den Mop wie eine Axt«, sagte er später. »Also bin ich raus aus dem Wandschrank auf allen vieren, blitzschnell und noch immer kotzend, und hab sie an den Knien gepackt . . . reiner Selbsterhaltungstrieb; ich dachte, sie wollte mich auf der Stelle umbringen . . . und dann, als sie schrie, hab ich ihr den Eisbeutel auf den Mund gepreßt.«
    Ja. Ich erinnerte mich an den Schrei . . . niemals zuvor
hatte ich so furchtbare Töne gehört. Ich wachte auf und sah meinen Anwalt auf dem Fußboden vor meinem Bett im Clinch mit etwas, das aussah wie eine alte Frau. Das Zimmer vibrierte von einem mächtig lauten elektrischen Geräusch: der Fernsehapparat zischte voll aufgedreht, irgendwo zwischen den Kanälen blockiert. Ich konnte kaum die unterdrückten Schreie der Frau hören, als sie versuchte, sich von dem Eisbeutel zu befreien, der ihr auf den Mund gedrückt wurde . . . aber sie war der nackten Wampe meines Anwalts nicht gewachsen, und schließlich drängte er sie in die Ecke hinter dem Fernsehapparat und umklammerte mit beiden Händen ihren Hals, während sie herzzerreißend jammerte: »Bitte . . . ich bin doch nur das Zimmermädchen, ich wollte doch nichts . . .«
    In Sekundenschnelle war ich aus dem Bett, schnappte mir meine Brieftasche und schwenkte das goldene Pressemarkeabzeichen der Polizei-Wohlfahrtsvereinigung vor ihrem Gesicht.
    »Sie sind verhaftet!« schrie ich sie an.
    »Nein!« stöhnte sie. »Ich wollte doch nur saubermachen!«
    Mein Anwalt kam auf die Beine, schwer atmend. »Sie muß einen Nachschlüssel benutzt haben«, sagte er. »Ich putzte im Wandschrank gerade meine Schuhe, als ich hörte,

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