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Angst und Schrecken in Las Vegas: Eine wilde Reise in das Herz des Amerikanischen Traumes (German Edition)

Angst und Schrecken in Las Vegas: Eine wilde Reise in das Herz des Amerikanischen Traumes (German Edition)

Titel: Angst und Schrecken in Las Vegas: Eine wilde Reise in das Herz des Amerikanischen Traumes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hunter S. Thompson
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hinter mir her zu sein. Ich verstand das nicht. Ich blickte in den Rückspiegel und sah meinen Anwalt ins Flugzeug klettern, kein Anzeichen von Schwierigkeiten . . . und dann war ich durch das Tor und reihte mich in den frühen Morgenverkehr auf der Paradise Road ein.
     
    Auf der Russell Road fuhr ich scharf rechts, dann links auf den Maryland Parkway . . . und plötzlich kreuzte ich in wohltuender Anonymität am Campus der Universität von Las Vegas . . . lauter entspannte Gesichter. Ich hielt vor einer roten Ampel und verlor mich für einen Augenblick in der Eruption leckeren Fleisches auf dem Fußgängerüberweg: schlanke sehnige Schenkel, rosa Miniröcke, reife junge Nippel, ärmellose Blusen, ein Schwall blonder Haare, rosa Lippen und blaue Augen – Signale einer gefährlich unschuldigen Kultur.
    Ich war versucht, an den Straßenrand zu fahren und obszönes Süßholz zu raspeln: »He, Süße, komm, machen wir beide einen drauf. Spring in diesen heißgemachten Caddy und dann zischen wir rüber in meine Suite im Flamingo, fahren ab auf Äther und benehmen uns wie die wilden Tiere in meinem privaten, nierenförmigen Swimmingpool . . .«
    Klar machen wir das, dachte ich. Aber inzwischen war ich schon den Parkway weitergefahren und schwenkte auf eine Abbiegespur, um links die Flamingo Lane zu erreichen. Zurück ins Hotel, Inventur machen. Ich hatte allen Grund anzunehmen, daß ich Ärger bekommen würde, daß ich es zu weit getrieben hatte. Ich hatte alle Regeln verletzt, nach denen Vegas lebt – hatte die Einheimischen geprellt, die Touristen gelästert, das Dienstpersonal in Angst versetzt.
    Die einzige Hoffnung war, daß wir möglicherweise unsere Vorstellung zu solchem Exzeß getrieben hatten, daß niemand, der uns wirklich etwas anhaben konnte, glaubte, was geschehen war. Besonders nicht, seit wir uns bei der Polizeikonferenz eingeschrieben hatten. Wenn man eine Show in diese Stadt bringt, dann muß sie schon einschlagen. Keine Zeit vergeuden mit billigem Nonsense und kleinen Missetaten. Direkt an die Kehle gehen! Gleich mit Kapitalverbrechen starten.
    Die Mentalität von Las Vegas ist so ungeheuer atavistisch, daß ein wirklich massives Verbrechen oft unbemerkt vonstatten geht. Einer meiner Nachbarn verbrachte kürzlich eine Woche in einem Vegas-Gefängnis wegen »Landstreicherei«. Er ist ungefähr zwanzig Jahre alt: lange Haare, Levi-Jacke, Rucksack – ein typischer ›drifter‹, ein Mann, den’s auf die Straßen zieht. Völlig harmlos: er wandert nur im Land herum auf der Suche nach alledem, was wir alle meinten, in den sechziger Jahren gepackt zu haben – ’ne Art früher Bob-Zimmer – man-Trip.
     
    Auf einem Trip von Chicago nach LA packte ihn die Neugier und er entschloß sich, mal einen Blick auf Vegas zu werfen. Nur mal durchreisen, herumspazieren und auf die Szenerie am Strip abfahren . . . keine Eile, wieso auch? Er stand an einer Straßenecke nahe beim Circus-Circus und schaute sich die bunten Wasserspiele an, als der Streifenwagen neben ihm hielt.
    Zack. Ab ins Gefängnis. Kein Telefongespräch, kein Anwalt, keine Anklage. »Sie setzten mich in den Wagen und nahmen mich mit auf die Wache«, sagte er. »Sie brachten mich in diesen großen Raum voller Leute und sagten, ich soll alle meine Sachen ausziehen, bevor sie
meine Personalien aufnehmen. Ich stand vor diesem großen Tisch, auf einem Podest, fast zwei Meter hoch, und ein Bulle saß dahinter und betrachtete mich von oben wie ein Richter aus dem Mittelalter.«
    »Der Raum war voller Leute. Vielleicht ein Dutzend Gefangene; doppelt so viele Bullen und ungefähr zehn weibliche Polizeibeamtinnen. Man mußte mitten in den Raum gehen, alles aus den Taschen rauskramen, es auf einen Tisch legen und sich dann ausziehen – alle sahen dabei zu.«
    »Ich hatte nur ungefähr zwanzig Dollar, und die Strafe für ›Landstreicherei‹ war fünfundzwanzig, also kommandierten sie mich hinüber auf eine Bank mit den Leuten, die ins Gefängnis geschickt wurden. Keiner machte mir Schwierigkeiten. Es ging alles wie am Fließband.«
    »Die beiden Typen, die hinter mir kamen, waren Langhaarige. Acid-Leute. Man hatte auch sie wegen ›Landstreicherei‹ mitgenommen. Aber als sie anfingen, ihre Taschen auszuleeren, freakten alle Leute im Raum aus. Zusammen hatten sie 130 000 $, meistens in großen Scheinen. Die Bullen wollten es nicht glauben. Diese Typen zogen immer mehr Geldbündel aus den Taschen und legten sie da auf den Tisch. Beide nackt und ein

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