Angst und Schrecken in Las Vegas: Eine wilde Reise in das Herz des Amerikanischen Traumes (German Edition)
fünf Tage und fünf Nächte in einen einzigen Raum sperrt, ohne sie auch nur ein einziges Mal hinauszulassen.
Genau. Aber natürlich kann das in Wirklichkeit nie
geschehen, meine Herren. Wir haben Ihnen diese Sache allein zu Demonstrationszwecken aufgebaut . . .
Plötzlich klingelte das Telefon und riß mich aus der Betäubung, in der ich meine Fantasie hatte spielen lassen. Ich sah es an. Riiiiinnnnnngggggg . . . Himmel, was jetzt? Ist es soweit? Ich konnte die schrille Stimme des Hotel-Managers schon hören: Mr. Heem, der mich informierte, daß die Polizei auf dem Weg zu meinem Zimmer sei, und ich möge bitte nicht durch die Tür schießen, wenn sie anfingen, sie einzutreten . . .
Riiinnngggg . . . Nein, die würden nicht vorher anrufen. Wenn sie sich entschlossen hatten, mich zu greifen, würden sie mir bestimmt im Fahrstuhl eine Falle stellen. . . aus dem Hinterhalt kommen, zuerst mit Mace schießen, dann massenweise über mich herfallen. Ohne Vorwarnung.
Also nahm ich den Hörer ab. Es war mein Freund Bruce Innes, der aus dem Circus-Circus anrief. Er hatte den Mann aufgetan, der einen Affen verkaufen wollte, nach dem ich mich erkundigt hatte. Er sollte 750 $ kosten. »Mit was für einem Halsabschneider haben wir’s denn da zu tun?« sagte ich. »Gestern abend wollte er nur 400 $ haben.«
»Er behauptet, er habe gerade erst herausgefunden, daß das Tier stubenrein ist«, sagte Bruce. »Letzte Nacht hat er ihn im Wohnwagen schlafen lassen, und das Vieh hat tatsächlich ins Duschbecken geschissen.«
»Das heißt gar nichts«, sagte ich. »Affen mögen Wasser. Das nächste Mal scheißt er garantiert ins Waschbecken.«
»Am besten du kommst her und unterhältst dich mit dem Burschen«, sagte Bruce. »Er ist hier mit mir in der Bar. Ich hab ihm gesagt, daß du den Affen unbedingt haben
willst und daß er bei dir bestens aufgehoben ist. Ich glaube, er läßt mit sich handeln. Aber er hängt wirklich an dem stinkenden Vieh. Es sitzt hier mit uns an der Bar und sabbert in seinen Bierhumpen.«
»Okay«, sagte ich. »Ich bin in zehn Minuten bei euch. Paß auf, daß das Scheißvieh sich nicht besäuft. Ich möchte es in nüchternem Zustand kennenlernen.«
Als ich am Circus-Circus ankam, luden sie vorm Haupteingang gerade einen alten Mann in einen Krankenwagen. »Was ist passiert?« fragte ich den Parkwächter.
»Weiß nicht genau«, antwortete er. »Jemand sagte, er hätte ’n Schlaganfall bekommen. Aber ich hab gesehen, daß sein Hinterkopf ganz blutig war.« Er ließ sich in den Wal gleiten und gab mir den Parkschein. »Soll ich den Drink für Sie aufheben?« fragte er und hielt das große Glas Tequila hoch, das auf dem Beifahrersitz gestanden hatte. »Ich kann’s in den Eisschrank stellen, wenn Sie wollen.«
Ich nickte. Die Leute hier hatten sich inzwischen an meine Eigenarten gewöhnt. Ich war in dem Laden so oft aus und ein gegangen, mit Bruce und den anderen Band-Mitgliedern, daß die Parkwächter mich mit Namen kannten –, obwohl ich mich nie vorgestellt hatte und mich auch niemand danach gefragt hatte. Ich vermutete, daß gehörte hier wohl zum Service: wahrscheinlich hatten sie das Handschuhfach durchstöbert und ein Notizbuch mit meinem Namen gefunden.
Der wahre Grund, der mir jedoch zu dem Zeitpunkt noch nicht aufging, war, daß ich noch immer mein Namensschild von dem Bullenkongreß trug. Es baumelte an der Taschenklappe meiner vielfarbigen Entenjagd-Jacke, aber das hatte ich schon längt vergessen. Zweifellos
nahmen sie alle an, ich sei irgendein ganz ausgedrehter Zivilbulle . . . oder auch nicht; vielleicht hofierten sie mich auch nur, weil sie glaubten, jemand, der so verrückt war, als Polizist zu posieren, während er in einem weißen Cadillac Kabrio durch Las Vegas fuhr und dabei immer einen Drink zur Hand hatte, müßte höchstwahrscheinlich irgendein hohes Tier sein, und vielleicht sogar gefährlich. In einer Szene, wo niemand mit echten Ambitionen so auftritt, wie er wirklich ist, geht man kein großes Risiko ein, wenn man sich wie ein wilder Mann gebärdet. Die Aufseher von Berufs wegen nicken einander wissend zu und murmeln etwas von »diesen gottverdammten Hochstaplern ohne Klasse«.
Die andere Seite der Medaille jedoch ist das »Gottverdammt! -Wer-ist-denn- das? «-Syndrom. Es ist besonders bei Portiers und Aufsichtspersonal zu beobachten, denn diese Leute nehmen an, daß jeder, der sich irre aufführt, aber viel Trinkgeld gibt, eine wichtige Persönlichkeit sein muß – und das
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