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Angst vor dem zweiten Anfang: turbulante Familiengeschichte (German Edition)

Angst vor dem zweiten Anfang: turbulante Familiengeschichte (German Edition)

Titel: Angst vor dem zweiten Anfang: turbulante Familiengeschichte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: I. Albrecht
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würde.
    Es war eine gute Weile später, und Sanna wunderte sich immer noch darüber, wie zwei Menschen einen solchen Sturm der Gefühle überleben konnten. Ihr Kopf lag an Johannes Brust, und sie hörte seinen Herzschlag, der sich langsam wieder beruhigt hatte. Ihre Finger spielten mit seinen Haaren. Eine leichte Sommerbrise bewegte die Vorhänge, aber nicht so, dass ihnen kalt wurde. Decke und Laken lagen auf dem Boden, wo sie irgendwann gelandet waren.
    Johannes bewegte sich leicht, und Sanna lächelte. Gut, er war wach. Ihre Finger wanderten über seine Brust, während ihr Zeh seinen Schenkel hochglitt. Diesmal wollte sie ihn spielerisch verführen. Die erste Hitze hatte sie vollkommen versengt, und nun wollte sie die Glut langsam schüren. Ihre Hand bewegte sich tiefer.
    Johannes sog scharf den Atem ein und stoppte ihre Hand, ehe sie ihr Ziel erreicht hatte. „Sanna, was glaubst du, was du da machst?“
    Sie lächelte und leckte sacht über seine Brustspitze. Er hatte nicht ärgerlich geklungen. Verlangen und eine Spur Lachen schwangen in seiner Stimme mit. „Ich bedanke mich für die Rosen.“ Sie zog ihre Hand aus seiner und umfasste sanft sein Glied. Federleicht strich ihr Atem über seine Brust. „Irgendwelche Einwände?“
    Er schwang sich herum, sodass sie auf seiner Brust lag. Sein Mund berührte schon ihren, als er flüsterte: „Nicht die geringsten.“
    Es war der letzte zusammenhängende Satz, den einer von ihnen für lange Zeit herausbrachte.

 
 
                                      10.
    Johannes schlug die Autotür zu und betrachtete zunächst das lose Rad des Puppenwagens, dann Anna-Marias tränenüberströmtes Gesicht. Grüne Augen, die so aussahen wie die von Sanna, füllten sich mit immer neuen Tränen, die ihr dann über ihr Gesicht liefen. Sein Herz zog sich schmerzhaft zusammen.
    „Bitte, bitte, bitte, Johannes, kannst du das reparieren?“ Anna-Maria drückte ihre Puppe an ihre Brust und bekam einen Schluckauf. „Heidi möchte spazieren fahren.“
    Er hockte sich vor den Plastikwagen und untersuchte das Rad. Die Schraube war herausgefallen und lag nun irgendwo im Gras. Es wäre eine leichte Sache, das Rad zu reparieren, wenn er nur die Schraube oder einen brauchbaren Ersatz dafür fände. Er würde entweder diesen Wagen reparieren oder losfahren und ihr einen neuen kaufen. Ihre Tränen zerrissen ihm das Herz.
    Wie konnte ihm ein kleines Mädchen nur so schnell so wichtig werden? Jonas, Anna-Maria und David hatten sich in Rekordgeschwindigkeit in sein Herz geschlichen. Die Gefühle für sie ließen sich nicht mehr von seinen Gefühlen für Sanna trennen, Gefühle, die in den vergangen sieben Wochen immer noch stärker geworden waren.
    „Sag Heidi, sie soll eine Minute Geduld haben“, antwortete Johannes. „Das hier habe ich gleich wieder in Ordnung gebracht.“ Er breitete die Arme aus, und Anna-Maria schmiss sich mit der Kraft eines kleinen Tornados, eines kleinen, schmutzigen Tornados, in seine Arme und warf ihn dabei fast um.
    Johannes zuckte nicht einmal zusammen, als sie ihr verschmutztes Gesicht an sein sauberes Hemd drückte und rief: „Kannst du das wirklich jetzt heil machen?“
    „Sicher, mein Schatz.“ Ein feuchter Kuss landete auf seiner Wange, und Johannes schwor sich stumm, entweder das Rad zu reparieren oder bei dem Versuch zu sterben. „Du kannst ins Haus laufen und deiner Mama sagen, dass ich erst noch etwas Wichtiges erledigen muss, ehe ich die Steaks auf den Grill werfe.“
    Als er Sanna am Nachmittag vom Büro aus angerufen hatte, hatte sie ihm Kartoffelsalat, Brot und frische Limonade in Aussicht gestellt, falls er die Steaks grillte, die sie gekauft hatte. Es klang wie das Paradies, sodass er Punkt fünf sein Büro verlassen hatte, was seine Sekretärin zu der Frage veranlasste, ob er auch wirklich nicht krank sei. Nachdem er ihr versichert hatte, dass es ihm noch nie besser gegangen sei, war er in seine Wohnung gefahren, hatte geduscht und sich etwas Kühles angezogen. Wenn er, Sannas Haus betreffend, einen Wunsch freihätte, außer die grässliche blaue Farbe zu ändern, würde er für eine Klimaanlage plädieren, besonders im Schlafzimmer.
    Er sah zu, wie Anna-Maria auf das Haus zu rannte und ihr Pferdeschwanz dabei auf und ab hüpfte. Sie weinte nicht mehr, denn sie hatte volles Vertrauen in seine Reparaturfähigkeiten. Er lachte vor sich hin, als er das Rad und den Puppenwagen aufhob und damit auf Sannas Garage zuging.

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