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Angst vor dem zweiten Anfang: turbulante Familiengeschichte (German Edition)

Angst vor dem zweiten Anfang: turbulante Familiengeschichte (German Edition)

Titel: Angst vor dem zweiten Anfang: turbulante Familiengeschichte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: I. Albrecht
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Er hatte keine Ahnung, warum Sanna diesen Anbau Garage nannte, denn es hätte nicht mal mehr der Kotflügel ihres Opels hineingepasst. So voller Gerümpel war hier alles.
    Er hatte die Garage letzte Woche zum ersten Mal betreten, als er Sanna bei der Arbeit im Esszimmer geholfen hatte. Erst hatten sie die Hähnchentapete von den Wänden entfernt, dann den schlammfarbenen Teppich herausgerissen. Johannes war zur Garage gegangen, um ein paar Werkzeuge zu holen, und dort hatte er eine unglaubliche Auswahl entdeckt: Alles war vorhanden, von einer hochmodernen Kreissäge bis zu einem Hobel, der eigentlich in ein Museum gehört hätte. Sanna verfügte nicht nur über Rainers Werkzeug, sondern auch über die Sammlung ihres Großvaters.
    Einige der Sachen schienen sogar noch älter zu sein. Sie sahen so aus, als seien sie benutzt worden, als man das Haus baute, in dem Sanna wohnte.
    Johannes öffnete die Garagentür und fing Jonas neues Fahrrad auf, das auf die Auffahrt zu fallen drohte. Er zwängte sich zwischen zwei weiteren Fahrrädern durch und stellte eine Schneeschaufel aus dem Weg. Sannas Rasenmäher stand ganz vorne, aber es gab noch zwei weitere, die den Weg zur Werkbank blockierten. Johannes erinnerte sich, dass er Reihe um Reihe von leeren Babybreigläschen dort gesehen hatte, die mit Nägeln, Schrauben und allem Möglichen gefüllt waren. Irgendwo in diesem Wirrwarr würde er hoffentlich auch eine Schraube finden, die passte.
    Er hob den Puppenwagen über den Kopf und kämpfte sich langsam weiter, nach hinten durch. Ein Rechen versuchte, seinen Knöchel anzugreifen, und Johannes schürfte sich den Handrücken an etwas auf, das aussah wie die erste Wäscheschleuder, die man jemals hergestellt hatte.
    Johannes platzierte den Puppenwagen auf einem Stapel Holz und fing an zu suchen. Licht fiel durch das verstaubte Fenster über der Werkbank. Nach wenigen Minuten wurde er dadurch belohnt, dass er eine Schraube fand. Leider war sie zu groß, sie schien eher für das Rad einer Lokomotive gedacht zu sein.
    Er fluchte und versuchte gerade, den Deckel eines Gläschens zu öffnen, das ihm vielversprechend vorkam, als er Sannas Stimme hörte. „Johannes?“
    „Hier hinten, Sanna. Komm lieber nicht, es ist zu gefährlich.“ Endlich gab der Deckel nach, und die versammelten Schrauben, die seit Jahrzehnten nicht mehr an die frische Luft gekommen waren, blinkten zu ihm auf. „Bingo!“

 
    „Was hast du gesagt?“
    Er wandte sich zur Tür um und lächelte Sanna an. Sie trug David auf der Hüfte. Anna-Maria hielt sie an der Hand. Sanna sah erhitzt, müde und unglaublich hübsch aus. „Ich sagte, du solltest dir wirklich mal überlegen, ob du hier nicht ausmisten willst.“ Er wählte eine kleine Schraube aus und setzte das Gläschen auf den einzigen freien Platz auf dem Tisch.
    „Ich habe schon darüber nachgedacht, aber jedes Mal, wenn ich die Tür öffne, überlege ich es mir wieder anders.“
    Er lachte leise, während er die Schraube festzog. „Das glaube ich gerne.“ Er schubste das Rad an, und es drehte sich ohne Probleme. Er hatte den Wagen repariert.
    „Hallo, Anna-Maria.“
    „Hast du es repariert?“, rief Anna-Maria und versuchte, über das Gerümpel hinwegzusehen.
    „Sag Heidi, sie soll sich fertigmachen. Zeit für ihren Spaziergang.“ Er schraubte den Deckel wieder zu und stellte das Gläschen zurück. Wer wusste, wie viel Generationen von Altmanns noch Schrauben brauchten. Er hob den Wagen wieder über den Kopf und machte sich auf den Rückweg. Diesmal schaffte er es, den Rechen und die Wäscheschleuder zu umgehen, dafür bemerkte er aber den Schürhaken nicht, bis er ihn in die Seite stach. „Au!“
    „Alles in Ordnung?“, rief Sanna und stellte sich auf die Zehenspitzen, um besser sehen zu können.
    „Keine Sorge, Sanna, es ist nichts, was man mit sieben Stichen nicht zusammenflicken könnte.“

 
    „Johannes!“
    Er hörte den Schreck in ihrer Stimme und beruhigte Sanna schnell. „Ich habe nur Spaß gemacht.“ Er hatte, wenn überhaupt, einen roten Kratzer, aber es blutete, nicht einmal. „Bei wenigstens der Hälfte von dem Krempel würde sich jedes Museum freuen, wenn du eine großzügige Schenkung machst.“
    Er zwängte sich aus der Garage und stellte den Puppenwagen auf die Auffahrt. Dann küsste er Sanna rasch auf den Mund, ehe er durch Davids Haare wuschelte. „Wenn David sich mal hier rein verirrt, finden wir ihn niemals wieder.“
    Anna-Maria hatte Heidi schon in den Puppenwagen

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