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Angst

Angst

Titel: Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Harris
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du nicht? Was hat er hier zu schaffen? Vielleicht weiß er schon, dass wir ihm auf den Fersen sind.«
    »Vielleicht.« Plötzlich lief Hoffmann aus der Herrentoilette und eilte über den Gang zurück in sein Büro. Ihm war etwas eingefallen. Er riss die Schublade seines Schreibtischs auf und nahm das Buch heraus, das er heute Morgen mitgebracht hatte, die Darwin-Erstausgabe, wegen der er Quarry um Mitternacht angerufen hatte.
    »Hier, schau dir das an«, sagte Hoffmann und blätterte durch die Seiten. Als er das Foto von dem alten, anscheinend zu Tode erschrockenen Mann gefunden hatte, hielt er das Buch hoch. Ein groteskes Bild, dachte Quarry, wie aus einem Monstrositätenkabinett. »Was siehst du?«
    »Einen Wahnsinnigen aus Viktorias guten, alten Zeiten, der aussieht, als hätte er sich gerade vor Angst in die Hosen geschissen.«
    »Ja, klar. Aber was noch? Siehst du die Elektroden?«
    Quarry beugte sich vor. Zwei Hände, eine auf jeder Seite des Gesichts, befestigten an der Stirn zwei dünne Eisenstifte. Der Kopf war in eine Art Kopfstütze eingespannt. Der Mann hatte anscheinend einen Operationskittel an. »Ja, jetzt sehe ich sie.«
    »Der Mann, der die Elektroden anbringt, ist ein französischer Arzt namens Guillaume-Benjamin-Amand Duchenne. Er glaubte, dass die Ausdrucksformen des Gesichts die Pforte zur Seele des Menschen sind. Er reizt die Gesichtsmuskeln mit etwas, was man in viktorianischen Zeiten Galvanismus nannte – das war das Wort für elek trischen Strom, den man durch eine Säurereaktion erzeugte. Damit haben sie die Beine von Fröschen zum Zucken gebracht, war damals ein beliebter Partytrick.« Er wartete, ob Quarry die Bedeutung seiner Ausführungen begriff, doch als der ihn nur ratlos anschaute, fuhr er fort. »Das ist ein Experiment, um die Symptome von Angst auf dem Gesicht sichtbar machen und dann fotografieren zu können.«
    »Okay«, sagte Quarry vorsichtig. »Kapiert.«
    Hoffmann schwenkte wütend das Buch. »Das ist doch genau das, was mit mir passiert, oder etwa nicht? Das ist die einzige Abbildung in dem Buch, auf der man die Elektroden sehen kann – auf allen anderen hat Darwin sie weggelassen. Ich bin der Gegenstand eines Experiments, bei dem ich die Erfahrung von Angst machen soll. Und meine Reaktionen werden kontinuierlich beobachtet.«
    Ein paar Sekunden lang war Quarry sich nicht sicher, ob er fähig war, ein Wort herauszubringen. Dann sagte er langsam: »Nun ja, Alexi, tut mir sehr leid, das zu hören. Das muss ein schreckliches Gefühl sein.«
    »Die Frage ist: Wer steckt dahinter und warum? Offensichtlich nicht Genoud. Er ist nur das Werkzeug …«
    Quarry hörte nicht mehr zu, seine Gedanken schweiften ab. Er dachte an seine Verantwortung als Geschäftsführer – gegenüber den Investoren, gegenüber den Angestellten und (wie er später unumwunden zugab) gegenüber sich selbst. Er dachte an Hoffmanns Arzneischrank, in dem er vor all den Jahren bewusstseinsverändernde Medikamente gefunden hatte, die genügt hätten, um einen Junkie ein halbes Jahr glücklich zu machen. Und er dachte an seine dezidierte Anweisung an Rajamani, Bedenken bezüglich der geistigen Verfassung des Präsidenten der Firma im Protokoll mit keinem Wort zu erwähnen. Er fragte sich, was passieren würde, sollte irgendetwas davon an die Öffentlichkeit gelangen. »Komm, setzen wir uns«, sagte er zu Hoffmann. »Wir müssen ein paar Dinge besprechen.«
    Hoffmann ärgerte sich, dass Quarry seinen Redefluss unterbrach. »Ist das jetzt so dringend?«
    »Ja, ziemlich.« Quarry setzte sich aufs Sofa und bedeutete Hoffmann mit einer Handbewegung, neben ihm Platz zu nehmen.
    Aber Hoffmann drehte sich um und setzte sich stattdessen auf den Sessel hinter seinem Schreibtisch. Mit seinem Arm fegte er die Überreste des Rauchmelders auf den Boden. »Also gut, schieß los. Aber nimm vorher den Akku aus deinem Handy.«

    Hoffmann überraschte es nicht, dass Quarry die Bedeutung von Darwins Buch nicht verstanden hatte. Schon immer hatte er Zusammenhänge schneller begriffen als andere Menschen. Deshalb hatte er immer das Bedürfnis verspürt, seinen Geist auf tagelange einsame Reisen zu schicken. Wenn es schließlich dem einen oder anderen gelungen war, ihm zu folgen, dann war er in der Regel schon wieder in andere Gefilde aufgebrochen.
    Er schaute zu, wie Quarry sein Handy öffnete und den Akku auf den Couchtisch legte.
    »Wir haben ein Problem mit VIXAL -4«, sagte er.
    »Was für ein Problem?«
    »Er hat den Hedge

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