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Angst

Angst

Titel: Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Harris
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Exelon, 3-M …
    Die hysterische, fast schluchzende Stimme vom Parkett in Chicago überschlug sich.
    Hier gerade ein Gebot zu fünfundsiebzig glatt, Leute, siebzig glatt dagegen, und jetzt, Morgan Stanley verkauft …
    Quarry hörte ein dumpfes Fauchen, fuhr herum und sah Flammen aus Hoffmanns Fingern schlagen. Nicht jetzt, dachte er, warte noch … die Trades … VIXAL war noch nicht fertig … gleich. Neben ihm schrie Gabrielle. »Alex!« Quarry stürzte zur Tür. Die Flammen schossen aus Hoffmanns Hand in die Luft, schienen für einen Augenblick tänzelnd innezuhalten und explodierten dann wie ein grell leuchtender Stern.

    Die zweite und entscheidende Liquiditätskrise des siebenminütigen »Flash Crash« hatte gerade begonnen, als Hoffmann den leeren Kanister fallen ließ. Es war 20:45 Uhr Genfer Zeit. Überall auf der Welt starrten Investoren auf ihre Bildschirme, stellten den Handel ein oder verkauften alles, was sie hatten. Der offizielle Untersuchungsbericht fasste es in folgende Worte: »Weil die Kurse bei vielen Typen von Wertpapieren zeitgleich einbrachen, befürchteten sie einen verheerenden Zwischenfall, auf den sie nicht gefasst waren und den ihre Systeme nicht handhaben konnten … Eine signifikante Zahl zog sich komplett aus den Märkten zurück.«
    Ab 20:45:13 Uhr handelten die ultraschnellen algorithmischen Programme binnen fünfzehn Sekunden 27 000 E-Mini-Kontrakte, 49 Prozent des Gesamtvolumens, von denen aber nur zweihundert auch tatsächlich verkauft wurden: Es war ein Spiel mit heißen Kartoffeln, es gab keine echten Käufer. Die Liquidität fiel auf ein Prozent ihres früheren Niveaus. Um 20:45:27 Uhr – binnen 500 Milli sekunden, als Hoffmann sein Feuerzeug anzündete – ström ten weitere Verkäufer in den Markt, und der Kurs der E-Minis fiel von 1070 auf 1059 und schließlich auf 1056. Dann setzte die dramatische Volatilität automatisch ein Verfahren in Gang, das man CME Globex Stop Price Logic Event nannte: ein fünf Sekunden langes Einfrieren jeglichen Handels mit S&P -Futures in Chicago, damit fri sche Liquidität in den Markt fließen konnte.
    Der Dow war mittlerweile um knapp tausend Punkte gefallen.

    Die mit exakten Zeitangaben versehenen Aufzeichnungen der offenen Kanäle des Polizeifunks belegten, dass sich exakt zum Zeitpunkt der Unterbrechung der Börse in Chicago – um 20:45:28 Uhr – eine Explosion in der Halle an der Route de Clerval 54 ereignete. Im Augenblick der Detonation lief Leclerc mit den Gendarmen auf das Gebäude zu. Er warf sich auf den Boden und verschränkte die Arme über dem Kopf – eine würdelose Aktion für einen altgedienten Polizeibeamten, dachte er hinterher, aber nun ja. Einige der jüngeren Gendarmen, die in ihrer Unerfahrenheit noch keine Angst kannten, liefen einfach weiter. Als Leclerc sich wieder aufrappelte, waren sie schon umgekehrt, bogen abermals um die Ecke der Halle und liefen über den Parkplatz auf ihn zu. Gabrielle und Quarry waren bei ihnen.
    »Wo ist Hoffmann?«, rief Leclerc.
    In diesem Moment erschütterte ein Donnern die Halle.

    Angst vor dem nächtlichen Einbrecher. Angst vor körperlicher Gewalt und Gesetzlosigkeit. Angst vor Krankheit. Angst vor Wahnsinn. Angst vor Einsamkeit. Angst, in einem brennenden Gebäude in der Falle zu sitzen …
    Die Kameras verzeichneten wissenschaftlich, ohne jede Leidenschaft, wie Hoffmann in dem großen Kontrollraum wieder zu sich kam. Die Bildschirme sind geplatzt. Die Prozessoren sind tot, VIXAL existiert nicht mehr. Kein Geräusch ist zu hören – bis auf das Brausen der Flammen, die sich von Raum zu Raum fressen und die hölzernen Trennwände, die Zwischenböden und Zwischendecken, die kilometerlangen Kabel und die Plastikkomponenten der Prozessoren verschlingen.
    Hoffmann erhebt sich langsam – erst auf alle viere, dann auf die Knie, dann auf die Füße. Schwankend steht er da. Er reißt sich die Jacke herunter, hält sie sich schützend vor den Körper und läuft los – durch das Inferno des Glasfaserraums, vorbei an den schmorenden, regungslosen Bandrobotern und durch den dunklen Serverraum bis in die Ladezone. Das stählerne Rolltor ist geschlossen. Wie kann das sein? Er schlägt mit dem Handballen auf den Knopf. Das Tor rührt sich nicht. Verzweifelt schlägt er abermals auf den Knopf, als wollte er ihn in die Wand hämmern. Nichts. Alle Lichter sind aus: wahrscheinlich ein Kurzschluss durch das Feuer. Er dreht sich um, hebt den Kopf und schaut in das Kameraobjektiv. In seinem Blick

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