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Angst

Angst

Titel: Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Harris
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ich, danke.«
    »Wirklich?« Sie sah ihn zweifelnd an. »Gehen Sie zu Ihrem Arzt. Wenn da irgendetwas nicht stimmt, verschwindet das nicht von selbst. Besser, man stellt sich seinen Ängsten sofort, sonst wird man dieses nagende Gefühl nie los.«
    »Sie glauben also, dass da wirklich etwas sein könnte?« Er hasste den Klang seiner Stimme. Sie hörte sich ängstlich und mitleiderregend an.
    »Ich weiß es nicht, Monsieur. Um das feststellen zu können, müssen Sie eine MRT -Aufnahme machen lassen.«
    »Was könnte es denn sein?« Hoffmann zögerte. »Ein Tumor?«
    »Nein, das glaube ich nicht.«
    »Was dann?«
    Er suchte in ihren Augen nach einem Hinweis, aber er sah nur Langeweile. Er begriff, dass sie wohl sehr oft schlechte Nachrichten überbringen musste.
    »Wahrscheinlich ist es überhaupt nichts«, sagte sie. »Mögliche Erklärungen könnten zum Beispiel MS sein, oder vielleicht Demenz. Aber das ist reine Spekulation. Besser, man ist vorbereitet.« Sie klopfte ihm auf die Hand. »Gehen Sie zu Ihrem Arzt, Monsieur. Glauben Sie mir: Das Unbekannte macht einem immer am meisten Angst.«

Vier
    Der geringste Vortheil, den ein Wesen in irgend einem Lebens-Alter oder zu irgend einer Jahreszeit über seine Mitbewerber voraus hat, oder eine wenn - auch noch so wenig bessere Anpassung an die umgebenden Natur-Verhältnisse kann die Wage sinken machen.
    Charles Darwin
Die Entstehung der Arten , 1 8 5 9
    In den verschwiegenen engsten Kreisen der Superreichen wurde gelegentlich die Frage aufgeworfen, warum Hoffmann Hugo Quarry zu seinem gleichberechtigten Teilhaber bei Hoffmann Investment Technologies gemacht hatte. Schließlich waren es die Algorithmen des Physikers, die die Gewinne erwirtschafteten. Die Firma trug seinen Namen. Aber es passte zu Hoffmanns Naturell, einen extrovertierten Mann an seiner Seite zu haben, hinter dem er sich verstecken konnte. Außerdem wusste er, dass es ohne seinen Partner keine Firma gegeben hätte. Nicht nur, dass Quarry über Erfahrung in Bankgeschäften verfügte, was Hoffmann abging. Er besaß auch etwas, was Hoffmann sich nie hätte aneignen können, auch wenn er sich noch so sehr bemüht hätte: Geschick im Umgang mit Menschen.
    Das lag natürlich an seinem Charme. Aber es war mehr als das. Es war die Fähigkeit, Menschen auf ein höheres Ziel einzuschwören. In einem Krieg hätte Quarry den perfekten Adjutanten für einen Feldmarschall abgegeben – eine Position, die sowohl sein Ur- als auch sein Ururgroßvater in der britischen Armee tatsächlich bekleidet hatte. Er sorgte für die Umsetzung von Befehlen, besänftigte verletzte Gefühle und feuerte Untergebene mit so viel Feingefühl, dass sie schließlich glaubten, es sei ihr eigener Wunsch gewesen, die Firma zu verlassen. Er requirierte als zeitweiliges Stabsquartier das beste Château vor Ort und brachte nach einem Sechzehnstundentag bei einem Abendessen, für das er selbst die passenden Weine ausgesucht hatte, eifersüchtige Rivalen zusammen. Er hatte sein Studium in Oxford mit Bestnoten in Philosophie, Politik- und Wirtschaftswissenschaften abgeschlossen, er hatte eine Exfrau und drei Kinder, die in einem düsteren Lutyens-Herrenhaus in den verregneten Hügeln von Surrey sicher verstaut waren, und er besaß ein Chalet in Chamonix, in dem er sich im Winter mit der an diesem oder jenem Wochenende gerade aktuellen Freundin vergnügte. Seine austauschbaren Gespielinnen, allesamt schlau, bildschön und unterernährt, legte er immer zeitig genug wieder ab, um der Gefahr zu entgehen, dass Gynäkologen oder Rechts anwälte ins Spiel kamen. Gabrielle konnte ihn nicht ausstehen.
    Trotzdem machte die Krise sie vorübergehend zu Verbündeten. Während Hoffmann sich nähen ließ, holte Quarry ihr aus dem Automaten im Gang einen miesen Kaffee. Zusammen saßen sie auf den harten Holzstühlen des winzigen Warteraums, an dessen Decke Galaxien von Plastiksternen funkelten. In passenden Augenblicken drückte er ihr die Hand. Er ließ sich von ihr erzählen, was vorgefallen war. Als sie ihm berichtete, wie merkwürdig Alex sich danach verhalten habe, versicherte er ihr, dass alles wieder gut werde. »Es ist doch so, Gabs, wirklich normal ist er doch noch nie gewesen, oder? Selbst in seinen besten Momenten, nicht. Wir kriegen das schon geregelt, keine Sorge. Gib mir zehn Minuten, okay?«
    Er rief seine Sekretärin an und sagte ihr, sie solle sofort einen Chauffeur zum Krankenhaus schicken. Dann weckte er Maurice Genoud, den Sicherheitschef der

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