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Angst

Angst

Titel: Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Harris
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keine seiner hypochondrischen Fantasien.
    »Was für eine Untersuchung?«, fragte er.
    »Ich würde gern noch eine MRT -Aufnahme machen, damit ich mir das genauer anschauen kann. Das weiche Gewebe ist bei dieser Technik sehr viel schärfer abgebildet. Das Bild müsste uns eigentlich zeigen, ob es sich um eine Vorerkrankung handelt oder nicht.«
    Eine Vorerkrankung …
    »Wie lange dauert das?«
    »Die Untersuchung selbst dauert nicht lange. Die Frage ist, wann ein Gerät frei ist.« Sie rief eine andere Datei auf und klickte sich durch. »Am Mittag ist ein Apparat frei, vorausgesetzt, es kommt kein Notfall rein.«
    »Ist das hier kein Notfall?«, fragte Gabrielle.
    »Nein, nein, bei Ihrem Mann besteht keine unmittelbare Gefahr.«
    »Wenn das so ist, dann verzichte ich auf die Untersuchung«, sagte Hoffmann.
    »Sei nicht albern«, sagte Gabrielle. »Lass dich untersuchen. Wenn du schon mal da bist.«
    »Ich will die Untersuchung nicht.«
    »Das ist doch lächerlich …«
    »Hörst du schlecht? Ich will diese verdammte Untersuchung nicht!«
    Einen Augenblick lang herrschte schockiertes Schweigen.
    »Wir verstehen ja, dass Sie durcheinander sind, Alex«, sagte Tallon. »Trotzdem ist das kein Grund, so mit Gabrielle zu reden.«
    »Erzählen Sie mir nicht, wie ich mit meiner Frau zu reden habe!« Er hob die Hand an die Stirn. Seine Finger waren eiskalt. Sein Hals war trocken. Er musste so schnell wie möglich aus dem Krankenhaus verschwinden. Er schluckte, bevor er weitersprach. »Tut mir leid, aber ich möchte diese Untersuchung nicht. Ich habe heute noch einige wichtige Dinge zu erledigen.«
    »Monsieur«, sagte Dufort mit fester Stimme. »Wir behalten alle Patienten, die so lange bewusstlos gewesen sind wie Sie, für mindestens vierundzwanzig Stunden zur Beobachtung da.«
    »Tut mir leid, das ist unmöglich.«
    »Was für wichtige Dinge?« Gabrielle sah ihn ungläubig an. »Du gehst ja wohl heute nicht mehr ins Büro, oder?«
    »Doch, natürlich. Und du gehst zur Eröffnung deiner Ausstellung in die Galerie …«
    »Alex …«
    »Natürlich gehst du. Du hast seit Monaten dafür gearbeitet, denk an die ganze Zeit, die du allein hier im Krankenhaus gewesen bist. Und heute Abend gehen wir zusammen essen und feiern deinen Erfolg.« Er merkte, dass er schon wieder lauter wurde, und zwang sich zu mehr Gelassenheit. »Nur weil dieser Kerl in unser Haus eingedrungen ist, heißt das noch lange nicht, dass er auch in unser Leben eindringen muss. Außer wir lassen es zu. Schau nur mich an.« Er deutete auf sich. »Mir geht’s blendend. Du hast die Aufnahme doch gesehen, nichts gebrochen, keine Schwellung.«
    »Und für keinen Penny gesunden Menschenverstand«, sagte jemand auf englisch hinter ihm.
    »Oh, Hugo«, sagte Gabrielle, ohne sich umzudrehen. »Würdest du deinem Geschäftspartner bitte erklären, dass er ein Mensch aus Fleisch und Blut ist. Genau wie wir alle.«
    »Ach, ist er das?« Quarry stand neben der Tür. Sein Mantel war offen, er trug einen kirschroten Schal und hatte die Hände in den Taschen.
    »Geschäftspartner?«, wiederholte Dr. Çelik, den Quarry beschwatzt hatte, ihn von der Notaufnahme ins Untergeschoss zu begleiten, und der ihn jetzt misstrauisch beäugte. »Sagten Sie nicht, Sie seien sein Bruder?«
    »Al, lass die verdammte Untersuchung machen«, sagte Quarry. »Die Präsentation können wir verschieben.«
    »Genau«, sagte Gabrielle.
    »Ich verspreche, dass ich die Untersuchung machen lasse«, sagte Hoffmann mit ruhiger Stimme. »Nur nicht heute. Sind Sie damit einverstanden, Doktor? Ich werde ja wohl nicht gleich umkippen, oder?«
    »Monsieur«, sagte die grauhaarige Radiologin, die seit dem Nachmittag des Vortages Dienst hatte und allmählich die Geduld verlor. »Was Sie tun oder nicht tun, ist ganz allein Ihre Entscheidung. Wenn Sie mich fragen, die Wunde sollte in jedem Fall genäht werden. Wenn Sie gehen wollen, dann müssen Sie unterschreiben, dass Sie das Krankenhaus von jeder Verantwortung entbinden. Alles andere ist Ihre Sache.«
    »Schön«, entgegnete er. »Sie nähen die Wunde, und ich unterschreibe Ihren Wisch. Und ich komme ein andermal wieder, wenn es mir besser passt, und dann können Sie diese MRT -Aufnahme machen.« Er sah Gabrielle an. »Zufrieden?«
    Bevor sie etwas erwidern konnte, ertönte ein vertrautes elektronisches Wecksignal. Es dauerte einen Moment, bis Hoffmann begriff, dass sein Handy klingelte. Es war auf halb sieben eingestellt, eine Zeit, die ihm schon jetzt wie aus

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