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Angst

Angst

Titel: Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Harris
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wählt der Algorithmus die Aktie aus, die er handeln will. Dann be gutachtet er das Handelsmuster dieser Aktie in den vergangenen zwanzig Tagen. Dann führt er die Order so aus, dass der Markt nicht aufgeschreckt und der Preis nicht beeinflusst wird.«
    »Dann wird der ganze Prozess quasi per Autopilot gesteuert? Ihre Händler sind also so etwas wie Piloten in einem Jumbojet?«
    »Exakt. Unser System spricht direkt mit dem ausführenden System des Brokers, und dann nutzen wir dessen Infrastruktur, um uns in die Börse einzuklinken. Kein Mensch telefoniert noch mit einem Broker. Nicht von hier aus jedenfalls.«
    »Aber an irgendeinem Punkt sitzt doch wohl hoffentlich noch ein Mensch, der das alles kontrolliert?«, sagte Iain Mould.
    »Ja, genau wie im Cockpit eines Jumbos. Ständige Überwachung ist gewährleistet, es wird aber in der Regel nicht mehr eingegriffen, außer irgendetwas läuft schief. Wenn einem der Leute hier im Bereich Ausführung eine Order Kopfzerbrechen macht, dann kann er den Ablauf natürlich stoppen, bis die Sache von mir, Hugo oder einem unserer Manager geklärt ist.«
    »Ist das schon mal vorgekommen?«
    »Nein. Nicht beim VIXAL -4. Bis jetzt nicht.«
    »Wie viele Trades wickelt das System pro Tag ab?«
    Quarry schaltete sich wieder ein. »Etwa achthundert.«
    »Und alle ausschließlich auf algorithmischer Basis?«
    »Ja. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich zuletzt eigenhändig einen Trade ausgeführt habe.«
    »Da Sie schon so lange zusammenarbeiten, nehme ich an, dass AmCor Ihr Prime Broker ist?«
    »Nicht nur, wir haben inzwischen mehrere Prime Broker.«
    »Leider Gottes«, sagte Easterbrook lachend.
    »Bei allem Respekt für Bill«, sagte Quarry. »Wir wollen vermeiden, dass eine einzige Maklerfirma über all unsere Strategien Bescheid weiß. Im Augenblick arbeiten wir mit diversen großen Banken und spezialisierten Häusern zusammen: drei für Aktien, drei für Rohstoffe und fünf für Anleihen. Ich schlage vor, wir schauen uns jetzt mal die Hardware an.«
    Während die Gruppe voranging, nahm Quarry Hoffmann kurz beiseite.
    »Habe ich hier was verpasst?«, fragte er leise. »Diese Positionen sind doch alle völlig überzogen, oder?«
    »Sie sind tatsächlich ein bisschen exponierter als normalerweise«, sagte Hoffmann. »Aber nicht so, dass wir uns Sorgen machen müssten. Da fällt mir ein: LJ hat vorhin gesagt, dass Gana eine Sitzung des Risikoausschusses vorgeschlagen hat. Ich habe ihm gesagt, er soll mit dir darüber sprechen.«
    »Verdammt, das wollte er also. Ich hatte keine Zeit, als er angerufen hat. Scheiße.« Quarry schaute auf seine Uhr und dann hoch zu den Tickern. Die europäischen Märkte verzeichneten immer noch Anfangsgewinne. »Okay, wenn die gleich alle ihren Kaffee bekommen, dann haben wir fünf Minuten. Ich sage Gana Bescheid, dass wir uns in meinem Büro treffen. Geh du jetzt wieder zu unseren Schäfchen, und halt sie bei Laune.«
    Die Computer befanden sich in einem großen abgetrennten Raum ohne Fenster auf der gegenüberliegenden Seite des Handelsraums. Hoffmann übernahm die Führung. Er stellte sich vor den Gesichtsscanner – nur wenige waren befugt, das Allerheiligste zu betreten – und wartete, bis die Bolzen zurückglitten, dann drückte er gegen die Tür. Die schwere, feuerfeste Tür hatte in der Mitte eine verstärkte Glasscheibe und rundum eine Vakuumdichtung aus Gummi, das ein leicht zischendes Geräusch machte, als es über die weißen Bodenfliesen glitt.
    Hoffmann betrat den Raum als Erster, die anderen folgten. Verglichen mit der relativen Stille im Handelsraum kam man sich zwischen den emsig lärmenden Computern fast wie in einer Maschinenhalle vor. Die roten und grünen Kontrolllämpchen an den Rechnern, die Seite an Seite in Lagerhausregalen standen, flackerten hektisch. Im hinteren Teil des Raums verrichteten in hohen Plexiglasgehäusen zwei automatische Bandroboter vom Typ IBM TS 3500 ihre Arbeit. Wie zustoßende Schlangen schossen sie auf Einschienenbahnen hin und her und speicherten Daten oder lieferten die, die VIXAL -4 von ihnen anforderte. Es war einige Grad kälter als im Rest des Gebäudes. Der Lärm der leistungsstarken Klimaanlage, die für die Kühlung der Hauptprozessoren notwendig war, und die Lüftungsgeräusche an den Hauptplatinen selbst machten eine Verständigung erstaunlich schwierig. Damit alle ihn verstehen konnten, musste Hoffmann sehr laut sprechen.
    »Nur für den Fall, dass Sie beeindruckt sein sollten: Die

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